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Best Of '96: Converge - Petitioning The Empty Sky

OneFingerSalute


Auf den vorherigen Veröffentlichungen hatte ihr Hardcore noch deutlich konventioneller geklungen – auf dieser Platte zeigten Converge dann erstmals so richtig, wie viel Innovationskraft und Wahnsinn in ihnen steckt. So virtuos wie auf Jane Doe und allen folgenden Alben geht die Bande hier noch nicht zu Werke, die heutige Rhythmusfraktion ist noch gar nicht vertreten und Kurt Ballou an der Gitarre hat später noch viel dazugelernt.

Aber egal, die ersten gut sieben Minuten dürften damals trotzdem alles weggeputzt haben. Sie gehören „The Saddest Day“, dem der Meinung vieler Fans nach bis heute größten Song, den Converge je fabriziert haben: Mehr verschiedene Parts, als andere Hardcore-Bands für ihre gesamt Karriere brauchen, ein völlig enthemmter rumbrüllender Jake Bannon, Gefrickel, Slayer-Riffs, Moshparts und mit der „Every Time You Justify“-Stelle einer der besten Momente der Bandgeschichte – einfach fantastisch!

Danach geht’s nicht ganz so spektakulär, aber immer noch auf verdammt hohen Niveau weiter. Den Aufnahmen ist zwar anzuhören, dass sie 20 Jahre alt sind – nicht auszudenken, wie die Songs klingen würden, wenn Kurt Ballou sie heutzutage in seinm Godcity-Studio zusammenschrauben würde – aber das nimmt ihnen kein bisschen Wucht und Durchschlagskraft.

Was mir wirklich jetzt beim Hören für diese Beschreibung erst aufgefallen ist: Ähnlich viele „ruhige“ Momente wie in diesen Songs gab's bei Converge so geballt nie wieder. Jake Bannon „singt“ auch relativ viel, was sich manchmal anhört wie eine auf besonders elendige Art ertrinkende Katze, aber das stört mich persönlich nicht – ich kenne das schon immer so und das gehört einfach nicht anders. Einen Song möchte ich zum Schluss noch besonders hervorheben: „Farewell Note To This City“ kommt konventioneller Rockmusik überraschend nahe (abgesehen von der ertrinkenden Katze), bis am Ende doch wieder alles zu Bruch und in Raserei aufgeht. Grandios.

Ein wegweisendes Werk, das die Band selbst übrigens gar nicht als richtiges Album sieht, weil die Stücke aus verschiedenen Sessions stammen. Aber das nur am Rande. Super ist es so oder so und ein wichtiger Schritt hin zu der Band, die wir heute kennen.

Zuletzt geändert von OneFingerSalute

OneFingerSalute

The Saddest Day


Farewell Note To This City
Woas Sois...
Das ging ja schnell.
The Saddest Day wird zu recht hervorgehoben. Für mich ist die Platte aber insgesamt zu bruchstückhaft, wirkt wie das, was sie ist: Eine Sammlung. So richtig waren Converge für mich erst ab Jane Doe die Game-Changer-Band.
OneFingerSalute
Schon richtig. Auch "When Forever Comes Crashing" war als Nachfolger von "Petitioning ..." nicht das Gesamtkunstwerk, das die Alben ab "Jane Doe" darstellen.
Woas Sois...
Soll aber jetzt nicht bedeuten, die wäre schlecht. Ist immer noch eine Ansage fürs eingeschlafene Hardcorevölkchen, einige spätere Trademarks sind ja schon deutlich vorhanden.
-pmh-
sorry, das lässt mich genauso kalt wie 95% aller converge-songs... ich mag nur eine handvoll von den langsameren sachen ("wretched world" oder "coral blue"), und das auch nur in geringen dosen.

was ist eigentlich mit eagles "odelay"-album?
sollte man die diversen beiträge da unter seinem thread reinkopieren oder lassen wir es so wie es ist?
OneFingerSalute
Du bist ja auch über Musik dieser Art längst mehr oder weniger weg, oder nicht? Und wäre dir das früher genug Metal gewesen?

Zu dem anderen Punkt: Soll Eagle entscheiden, wie er das handhaben will. Ich schlage einen Thread vor, der erkennen lässt, dass es um das Album geht.
eigenwert
Können wir doch erstmal lassen. kopieren geht nachträglich ja auch noch.
Alphex
Dieser trockene Snaresound ist so dermaßen 90er. Sehr schönes Artwork aber, wie bei der Band aber ja meist.

Die Vocals auf Farewell Note sind aber weniger Katze, als vielmehr scratch-vocals. Die meiste Zeit höre ich da nur verhuschte Pinseltupfer. (Ein Riff in dem Song erinnert mich aber bizarrerweise etwas an Dying Degree)

The Saddest Day halte ich aber keine 7 Minuten durch, sorry. Live gerne, aber nicht via Youtube über den Laptop.
eigenwert
Und noch was zu Converge: ich werd mich zu der Platte hier nicht äußern. Converge sind schon was sehr spezielles. Ichh ab zwei Platten von denen, und ich kann denen auch gut was abgewinnen. Aber auflegen tu ich das nur alle paar Jubeljahre, wenn mir schon seeehr danach ist...da bringt es mir nix (und euch auch nicht), wenn ich mir jetzt ne alte Platte anhöre und dann irgendwas dazuseier. Nix für ungut :hi: .
-pmh-
Du bist ja auch über Musik dieser Art längst mehr oder weniger weg, oder nicht? Und wäre dir das früher genug Metal gewesen?OneFingerSalute, 26.11.2015 19:40 #


die band hat qualitäten, die ich ihr nicht absprechen kann... auch wenn ich mittlerweile meilenweit weg bin von der harten marterie. so als ersthörer ist mir das, was da oben gebracht wird, viel zu gewöhnlich im sound. und 1996 hatte ich von der existenz der band keinen schimmer, also ist das alles jetzt sehr vage.
ob das jetzt metal genug ist oder nicht, sollte ein olsen entscheiden. der schwingt hier einsam und stoisch das metallene zepter! :bigsmile:
OneFingerSalute
The Saddest Day halte ich aber keine 7 Minuten durch, sorry.Alphex, 26.11.2015 19:43 #


Nix für ungut :hi: .eigenwert, 26.11.2015 19:45 #


Zum Glück muss hier ja niemand was durchhalten oder schreiben, alles cool. Dachte mir eh schon, dass diese Auswahl dem Prinzip, dass möglichst viele Leute mitdiskutieren sollen, nicht so ganz gerecht wird. Aber sonst habe ich halt nix gefunden :bigsmile:
Woas Sois...
97 kannste dir dann Weakerthans vornehmen :wink:
OneFingerSalute
1997 hätte ich mehr Auswahl, da gab's aus meiner Sicht einige richtig schöne Melodicore-Alben. Aber wie schon anderswo geschreiben: "Meine" Bands waren ausgerechnet '96 größtenteils still.
HIRNTOT
"Gesamtkunstwerk" my ass. Das Weiße Album ist auch kein Gesamtkunstwerk, aber für viele das beste Beatles-Album. Die späteren Platten sind vielleicht homogener (im Falle von You Fail Me aber auch homogen mittelmäßig), aber irgendwie kommt mir der Petitioning-Sound am meisten entgegen.
Powder To The People
"Petitioning..." war für mich, trotz offiziellem Status, auch eher eine Compilation. "The Saddest Day" ist natürlich ein legendärer Brecher - das nachfolgende "Forsaken" halte ich aber ebenfalls für eine ziemliche Blaupause für die späteren kurzen Hardcoresongs der Band. "Dead" und "Color Me Blood Red" sind auch gute Songs, der Rest rauscht mittlerweile an mir vorbei.

Unnützes Wissen:

Aaron Turner (Isis - Huch! Die aktuelle negative Behaftung fällt mir ja erst jetzt auf!, nun Sumac) hat hier schon am Artwork mitgearbeitet und Steven Brodsky (damals Cave In, derzeit Mutoid Man) spielt bei der Reissue auf der alternativen Version von "Love As Arson" Bass. Die aussergewöhnliche HC-Szene der 90er hat damals schon eng zusammen gearbeitet.
OneFingerSalute
Und Aaron Dalbec, der Gründer von Bane, hat damals auch noch bei Converge Gitarre gespielt. Da war wirklich verdammt viel los in dem Umfeld.
schmuddelkatze
Nur so nebenbei gefragt, geht es um das Album von dem man jetzt sagen würde, es wäre die Platte überhaupt gewesen oder wirklich grübeln und sagen "zu dem Zeitpunkt habe ich sie geliebt"? Ich liebe Converge, aber 1996 habe ich sie nicht gehört...
AERPELSCHLOT
Die ganz große Hardcore-Tante war ich ja nie und 96 hab ich sowas mit Sicherheit auch noch nicht gehört. Anfang des Jahrtausends hatte ich mal ne Phase, wo ich dann neben Breach die ganzen Hydrahead Acts entdeckt habe. Coalesce, Cave In, Botch usw. und nebenbei halt auch irgendwas von Converge. Ich könnte aber nicht mal mehr sagen, was es damals genau war. Könnte tatsächlich sogar das Album gewesen sein. Daran sieht man, daß der Converge Sound damals eher an mir vorbeigegangen ist. Ich fand die ganzen anderen Bands viel spannender und hab dann erst Jahre später hier im Forum mit Erstaunen festgestellt, daß Converge ne richtig fette Nummer sind und der Rest von damals irgendwie kaum noch vorkommt.
Naja, auf jeden Fall weiß ich jetzt wieder, wieso es bei mir und Converge nicht so richtig gezündet hat. Das ist mir einfach zu zerrupft. Immer, wenn man sich gerade eingemosht hat, passiert wieder was anderes. Immer, wenn richtig losgeknüppelt wird, wird der Takt verschleppt, ein Break, irgendwas aberwitziges eingeflochten und es entsteht überhaupt kein richtiger Flow. '96 war halt auch das Jahr von Through Silver in Blood von Neurosis. Da passiert auch pro Song ne ganze Menge, vielleicht nicht so viel wie in nem Converge Song, aber da seh ich eben den Flow. Da wird ne Stimmung erzeugt, gesteigert, und man lässt sie explodieren und dafür nimmt man sich Zeit. Und die Zeit, die fehlt mir bei Converge einfach. Zeit und irgendwie die dustere Atmosphäre. Nur angepisst find ich einfach zu wenig.
Woas Sois...
Nur so nebenbei gefragt, geht es um das Album von dem man jetzt sagen würde, es wäre die Platte überhaupt gewesen oder wirklich grübeln und sagen "zu dem Zeitpunkt habe ich sie geliebt"? Ich liebe Converge, aber 1996 habe ich sie nicht gehört...schmuddelkatze, 27.11.2015 00:04 #


Weder noch, wer will präsentiert hier ein Album aus 1996, von dem er glaubt es wäre interessant/wichtig. Wenn du Converge erst 2011 gehört hat, kannst du gerne trotzdem ein paar Worte hier zu dem Album verlieren.

@Aerpel: Einen gewissen "Flow" hatten sie dann schon ab der Jane Doe. Da hört sich das für mich nicht mehr "gezwungen" an. "Jungs, wir haben schon 2 Takte dasselbe gespielt, da muss jetzt ne Oboe her"