Also sorry, ich als Harmoniesüchtiger habe mir jetzt 10 Minuten diese letzten Seiten hier durchgelesen und muss nun doch mal diesen einen längeren Mist ablassen, weil ich mich tierisch aufgeregt habe, teilweise (zu Unrecht) ertappt fühlte und halt auch mal was sagen will, selbst wenn (wie bei Etie scheinbar vor dem „Liebe Machen“) es keinen interessiert.
Habe versucht, die ganzen Dinge ein wenig zu ordnen, deshalb sorry, falls es doch nicht so geklappt haben sollte.
Erstmal glaube ich, dass Alphex hier in einigen Posts derbe provozieren wollte (scheinbar geklappt, sonst würde ich das hier nicht in Word vortippen, damit es nicht verloren geht).
Was die Diskussion um „Anpassung des eigenen Lexikons (und damit meine ich den sprachwissenschaftlichen Begriff für das jeweils persönliche Gesamtvokabular mitsamt der bevorzugten Sprachweisen und Redewendungen und allem) und des eigenen Habitus an das jeweils prädominante Musikgenre“ - Leute, wenn es darum ginge, hätten sich echt viele von uns Anfang April 1994 das Leben nehmen müssen. Und doch JA, klar gibt es das. Gerade bei jungen und sehr jungen Menschen. Denken wir doch mal daran, wie viele junge Menschen (vornehmlich weiblichen Geschlechts) Mitte der 90er extrem von der Trennung dieser oder jener Boyband getroffen wurden, wie vielen von uns Kurts Tod nahe ging bis hin zur persönlichen Verzweiflung darüber, die (auch bewiesen) bei überdurchschnittlich vielen zu Depressionen und mitunter sogar Suizidalverhalten führte. ABER befinden wir uns nicht (hoffentlich) alle in einem Alter, in dem wir uns von der Musik, die wir hören, lösen können? Uns selber als eigenständiges Wesen sehen können? Leben können, ohne auf die Etikette zu achten?
Wenn Alphex sagt, dass Punk eine Gegenbewegung ist, JA stimmt. Das war Rock‘n‘Roll auch. Heavy Metal auch. Techno auch. Emo und wie es auch alles genannt werden mag – auch! Jede neue Welle ist ein Resultat der vorherigen! Sie übernimmt manches, manches nicht. Sie kämpft um ihre eigene Bedeutung, für ihre eigene Wertigkeit. Und sorry, aber man bedenke mal den Beginn der Sex Pistols (die ja für als einer der Urknalle des Punks galten) – die wurden von einer Vivian Westwood eingekleidet, um zu provozieren, deshalb die Sicherheitsnadeln, die heute so viele Leute als Merkmal eines wahren Punks sehen. Himmel, die Ramones waren unter anderem deshalb so erfolgreich, weil sie Konformisten im Nonkonformistischen waren. Blondie, weil Debbie Harry halt ne geile Sau war. Punk als MUSIK war nie mehr oder weniger als der Versuch erfolgreich zu sein, ohne dieselben Muster an den Tag zu legen die LedZep, Purple, Sabbath oder oder oder. Punk als Lebenseinstellung wiederum muss dann, wenn man es, wie hier dargelegt, musikalisch nur als Repetitorium eines bereits erkannten Musters der Auflehnung gegen von außen (mitunter auch von den Eltern) aufgedrückten erwünschten Verhaltensmuster, losgelöst betrachtet werden. Dann zählt aber für mich nach wie vor der Spruch von Page Hamilton:
„Muss ich wie‘n Arschloch aussehen, nur weil ich Punk bin?“
Antwort: NEIN – denn dann ist die Punk eine Lebenseinstellung und wieso muss ich, nur weil ich Slime, Ramones, Black Flag und Sick of it All mag, hier wiederum immer pro Sea Shepherd, Peta oder ähnliche mitunter dubiose Organisationen sein? Natürlich ist es sehr schwierig CDU/CSU zu wählen und gleichzeitig Black Flag zu hören oder Heiter Bis Wolkig. Doch versucht Alphex hier nun doch eigentlich auch wieder nur, uns ein bestimmtes erwünschtes Verhaltensmuster aufzudrücken. Getreu dem Gedankengut: Der ist versifft, der hört Slime, der MUSS Trump hassen! Nein, MUSS ER NICHT – es mag Korrelationen geben, aber die sind nicht der Musik geschuldet. Sie ergeben sich, wenn man sich mit den Menschen hinter der Musik beschäftigt. Aber das zu tun, kann man doch auch nicht jedem vorschreiben – damit ist man genauso faschistisch wie das, was man zu bekämpfen sucht.
Selbiges gilt für jede Musikszene – nur weil man Black Metal mag, muss man nicht dauernd mit nem Sixpack Rasierklingen ritzbereit rumlaufen. Du glaubst gar nicht, wieviele Kinder ich mittlerweile gesehen habe, die sich ritzen – von denen hört KEINES BLACK METAL. (muss kurz runterkommen, merke an meiner Großschreiberei, wie sehr ich mich aufregen um halb 2 nachts)
Jeder Mensch ist ein Individuum, jede Persönlichkeit ist anders zusammengesetzt, ich bin Lehrer – einer der vermutlich spießigsten Berufe ever; ich züchte Gemüse in meinem Garten; ich fahre im Urlaub gerne ans Meer, weil man da super entspannen kann und weil meine Mädels gerne im Meer schwimmen; ich bastele an meinem Haus herum, weil es cool ist.
Aber ich höre Black Metal – weil geil. Ich höre HipHop – weil cool. Ich höre Punk – weil halt Punk. Ich höre sovieles – wieso muss ich mich dann schizophren jeder aufgelegten Platte anpassen? Dann bin ich aber ganz schnell bei SPLIT und habe Dutzende Persönlichkeiten.
So und hier nun noch ein paar kurze Randbemerkungen:
Und was du beschreibst ist wiederum sehr exklusorisch und sehr bayrisch: Freunderlwirtschaft. Irgendwas ist halt immer...Alphex, 20.07.2018 22:44 #
ist doch nix exklusiv bayrisches – hier sind es die Amigos, in meiner Heimat is dat der Klüngel, in Berlin gibt das auch – das ist menschlich. Kann auch verstehen, dass meine Schule von einem hiesigen Architekten umgestaltet wird – der ist halt auch schneller greifbar, wenn mal was ist. Ist mir lieber so, als wenn es Herzog de Meuron oder Norman Forster wären, die sind nicht innerhalb von 10 Minuten bei uns auf der Baustelle.
DÜSSELBLÖD .... nää!
Oder um im hiesigen Jargon zu bleiben PFUI-DEIBEL!ThorFromBahnhof, 17.07.2018 23:29 #
pixiesa, 20.07.2018 15:17 #
truth hurts?
Sooooo es ist 1.42 Uhr – Teacher out.
Ach moment mal, eines interessiert mich als Newbie dann doch: Ihr habt zwischen den Zeilen irgendwie häufiger auf einen ehemaligen User angedeutet, der/die hier wohl nimmer verkehrt – kann mich da mal wer per PN aufklären, scheint ja hier was wichtigeres zu sein. Und ich bin zu neugierig und will nicht dumm sterben. So, please! Enlighten me!