Forum

Platten

Alben des Jahres 2018

Harry Gant
Nein, Hate hat hier nix zu suchen.
Solche Gefühle sollte man zu Hause mit der Familie am Küchentisch ausleben.
In 2 Wochen ist genug Zeit für sowas.

(frei nach B. Vogts)Go Ahead Eagle, 10.12.2018 11:00 #

Ja ok Hate war zu hart ausgerückt. Aber die Enttäuschung konnte ich nachvollziehen. Besonders You Without End skippe ich noch regelmäßig.
-pmh-
So, auf 40 habe ich es schon runtergebrochen:floet: Da das ja aktuell interessant ist, 23x Damen am Mic.
Will gerne auf 25 oder sogar 20 runter, da ich ja noch zu jeder etwas schreiben möchte. Insgesamt ein spannendes Jahr und genretechnisch ist das echt breit aufgestellt, von IDM über Rap bis Mathcore ist von allem was drin.alvarez, 09.12.2018 13:30 #



idm wäre mal interessant, die 23 damen auch. rap/mathcore interessiert mich nicht so.
meine finale liste umfasst jetzt 30 stück, allerdings sind da auch eps und compilations an bord.
alvarez
23 Damen habe ich nicht zur Hand (:wink:), IDM ist die A.A.L.. An deren Qualität kam dieses Jahr wenn überhaupt nur die Sun Glitters ran, weil die so eine geil luftige Lo-Fi-Produktion hat.
kidOhri
Huhu ihr Schnuckis. :cheers:
Ich habe am Wochenende mal geschaut, wie viele Alben ich zusammen bekomme, die ich in diesem Jahr sehr mochte. Auf 9 bin ich gekommen und da dachte ich mir, ich schreibe sie mal hier rein. So als Lebenszeichen. Und weil ich eh hier war. Eure Listen interessieren mich nämlich auch nach wie vor. Und wenn der Eagle Gemischtwarenladen kann, kann ich das schon lange.
Also los gehts, die Reihenfolge spielt diesmal keine Rolle.

Eels – The Deconstruction
Tatsächlich war es ein Instagrampost von cornello, der mich dazumal erinnerte, dass ein neues Eels Album erschienen ist. Wie das halt manchmal so geht. Das Album begeistert mich immer wieder neu. Schöne Ohrwürmer, aber nicht zu seicht, wunderbar für gemütliche Abende auf dem Sofa.

Deafheaven – Ordinary Corrupt Human Love
Ich habe kurz quergelesen und gemerkt, dass dieses Album wohl gar nicht so beliebt ist hier. Egal. Ich finde es toll und habe die Band erst dieses Jahr für mich so richtig entdeckt.

Cosmo Sheldrake – The Much Much How How And I
Dieses Album hat mich total überrascht. Ein Bekannter schickte mir ein Lied daraus und es klang so anders als vieles, was im Popbereich gerade so umher schwirrt, dass ich neugierig geworden bin. Abwechslungsreich, ungewöhnlich, schön.

Chapel Of Disease – ... And as We Have Seen the Storm, We Have Embraced the Eye
Ich muss immernoch über den Bandnamen lachen. Mein Freund hat sie mir gezeigt. Weil er aber vor allem gern gniedeligen Metal hört, habe ich gar nicht erwartet, dass mir das gefallen könnte. Wie sich herausgestellt hat, können wir uns beide auf diese Band einigen und ich ertappe mich immer wieder dabei wie ich darauf zurückkomme.

Metric – Art Of Doubt
Das hat mich richtig umgehauen und sofort begeistert! Während das Album davor noch sehr elektronisch-atmosphärisch war, geht dieses hier wieder stärker in Richtung Gitarren. Ohrwürmer werden die wohl nie verlernen und Emily Haines‘ Stimme ist und bleibt eine der wenigen Frauenstimmen, die mir gefallen.

Frank Turner – Be More Kind
Ich bin mir unsicher, ob dieses Album ohne die vielen Erinnerungen, die ich damit verbinde, auf meiner Liste gelandet wäre. Es hat sehr lange gebraucht, um zu zünden. Typisch Frank Turner ist es jedenfalls nicht. Aber die Begeisterung, die er auch damit wieder auf der Bühne zelebriert wie wenige andere Musiker, ist einfach ansteckend und mitreißend. Seine London-Festivals gehören für mich auf jeden Fall zu meinen absolut liebsten Konzert-Erinnerungen.

The Republic Of Wolves – Shrine
Ein Ofsi-Mixtape war es damals, das mich zu dieser Band führte. Seitdem haben sie mich nicht mehr losgelassen. Weil kein Riesenlabel dahinter steht, war das neue Album eine Kickstarter-Aktion, für die ich schon ungefähr ein Jahr vor Erscheinen mein Geld in den Topf warf. Jedenfalls so lange vorher, dass ich die Aktion beinahe schon aus den Augen verloren hatte. Bis plötzlich ein Umschlag in meinem Briefkasten war mit der neuen CD drin. Es gibt schon echt gute Überraschungen.

Spanish Love Songs – Schmaltz
Hach.

Moose Blood – I Don‘t Think I Can Do This Anymore
Noch eingängigere Songs als auf den beiden Vorgängern. Ich wusste nicht, dass das überhaupt möglich ist. So gut.


So, das war das. Ein :cheers: noch an Herrn Ofsi für das Profilbild.
cornello
sehr schön, dass hier noch ein paar anspieltipps eingehen.
mit eagles alben gestern beschäftigt. toundra machen genau das, was mir mal gefiel, mir jetzt aber zu öd ist. skeleton witch sind prima, die kommen noch mal in die schleife. ty segall und vennart machen ein paar sachen richtig, holen mich aber nicht in gänze ab. und schmaltz gefällt mir mit jedem hören besser und besser. die wird wohl noch verhaftet werden müssen, aber eher nich in der jahresliste auftauchen.

und kiddo: :bigsmile: mehr eels.liebe ist nie verkehrt. bei ein paar deiner platten werd ich heute auch mal reinhören.
SHITHEAD
Metric – Art Of Doubt
Das hat mich richtig umgehauen und sofort begeistert! Während das Album davor noch sehr elektronisch-atmosphärisch war, geht dieses hier wieder stärker in Richtung Gitarren. Ohrwürmer werden die wohl nie verlernen und Emily Haines‘ Stimme ist und bleibt eine der wenigen Frauenstimmen, die mir gefallen.kidOhri, 10.12.2018 22:30 #

Wenn ich die Fantasies und die Synthetica total super finde, sollte ich mir die dann jetzt doch wieder holen?

Und die Moose Blood sollte ich wohl mal öfter hören, steht eh daheim rum.
Go Ahead Eagle
Comeback der Woche:

Huhu ihr Schnuckis. :cheers:kidOhri, 10.12.2018 22:30 #


Huhu! :winke:
alvarez
Metric – Art Of Doubt
Das hat mich richtig umgehauen und sofort begeistert! Während das Album davor noch sehr elektronisch-atmosphärisch war, geht dieses hier wieder stärker in Richtung Gitarren. Ohrwürmer werden die wohl nie verlernen und Emily Haines‘ Stimme ist und bleibt eine der wenigen Frauenstimmen, die mir gefallen.kidOhri, 10.12.2018 22:30 #

Wenn ich die Fantasies und die Synthetica total super finde, sollte ich mir die dann jetzt doch wieder holen?SHITHEAD, 11.12.2018 08:33 #


Das Album ist schon wirklich richtig stark, wenn auch etwas lang. Aber Dressed To Suppress ist unter den Songs des Jahres!
OneFingerSalute
Comeback des Monats (mindestens):

Huhu ihr Schnuckis. :cheers:kidOhri, 10.12.2018 22:30 #


Huhu! :winke:Go Ahead Eagle, 11.12.2018 08:42 #


Tach!
Powder To The People
Muss mir also die Metric auch nochmal anhören, thx to kiddo.:cheers:

Allerdings kann ich alvis Obsession mit "Dressed To Suppress" nicht nachvollziehen. Find den Song ganz gut, aber wirklich grossartig ist das nun auch nicht.
alvarez
Ich fand den am Anfang auch nur okay, aber dann klebt der dir im Ohr und du summst tagelang mit und findest es geil. War bei mir so.
schmirglie
Huhu Tina, schön dass du mal wieder rein schaust! Mach das mal häufiger!

Normalerweise hab ich (meinem Gefühl nach) gar keine so kleine Schnittmenge mit dem Adler, aber dieses Jahr kommen wir wohl nur bei Thrice und Ty Segall zusammen, und das ist ja nun auch kein Wunder.
Dass die Deafheaven relativ viel Gegenwind bekommt, wundert mich eigentlich. Bei der Schmaltz steh ich eh alleine, naja, passt schon. Ich mag die halt irgendwie nicht.
Go Ahead Eagle
Umso gespannter erwarte ich deine weiteren 8.
Ganz besonders, weil unsere Geschmäcker nah beieinander sind und mir bestimmt das ein oder andere weltbewegende Album durch die Lappen gegangen sind.
kidOhri
Metric – Art Of Doubt
Das hat mich richtig umgehauen und sofort begeistert! Während das Album davor noch sehr elektronisch-atmosphärisch war, geht dieses hier wieder stärker in Richtung Gitarren. Ohrwürmer werden die wohl nie verlernen und Emily Haines‘ Stimme ist und bleibt eine der wenigen Frauenstimmen, die mir gefallen.kidOhri, 10.12.2018 22:30 #

Wenn ich die Fantasies und die Synthetica total super finde, sollte ich mir die dann jetzt doch wieder holen?

Und die Moose Blood sollte ich wohl mal öfter hören, steht eh daheim rum.SHITHEAD, 11.12.2018 08:33

Ja und ja.

Dressed To Suppress könnte genauso auch auf der Synthetica sein, finde ich. Ich persönlich halte Holding Out und No Lights On The Horizon für die größeren Ohrwürmer, aber das empfindet wohl eh jeder anders.

Und ja, öfter hier sein... Ich nehm es mir echt oft vor, aber irgendwie finde ich nie Zeit und Muße. Wenn ich den ganzen Tag schon in den Computer gegafft und getippt habe, hab ich meistens zu mehr als Netflix keine Lust mehr.
-pmh-
BestMusic2018:



zu (fast) allen werken gibts auch was zum anhören - dazu noch ein paar weitere songs, die das ganze abrunden:
playlist youtube
schmirglie
Umso gespannter erwarte ich deine weiteren 8.Go Ahead Eagle, 11.12.2018 18:26 #

Es werden sicher mehr als acht, ich glaube dieses Jahr läuft es eher auf eine Top20 raus. Aber die beiden genannten werden schon Top10 sein. Und es wird mindestens noch zwei Wochen dauern :smile:
Powder To The People
So, ich leg' auch mal los. Wie man das von mir kennt, unterteile ich in meine Big Four. Im Gegensatz zu letztem Jahr, hab ich mich dabei auf Top Ten pro Genre begrenzt und ergänze um ein paar nur kurz kommentierte honorable Mentions. Den Start macht dieses Jahr:

Alternative (Indie, Pop, Punkrock, Rock)

Honorable Mentions:

22 - You Are Creating: Limb 2
Muse Feat. Agent Fresco find ich auch auf der zweiten Konzeptplatte cool. Visions nicht so.

Basement - Beside Myself
Kann nicht verstehen warum man Jimmy Eat World abwatscht, wenn man das hier gut findet. Ich mag beides.

Good Tiger - We Will All Be Gone
Frickeliger Post-HC mit gutem Sänger, zur Hälfte in Alt. Rock getaucht.

The Dirty Nil - Master Volume
Nicht mehr so schön räudig, aber immer noch angenehm gute Rocksongs zwischen Weezer und so Zeuch.

Nine Inch Nails - Bad Witch
EP oder Album? Egal. Endlich nicht mehr Stückware und unnütze Interludes, sondern alles was die Band so faszinierend macht.

Royal Coda - s/t
Lieblings-Post-HC Sänger und Drummer wiedervereint? Her damit! Allein für "Cut Me Under" hat es sich gelohnt. Auf Albumlänge aber zu wenig Ideen um richtig einzuschlagen.

TesseracT - Sonder
Keineswegs so gut wie der Vorgänger, aber mit ihrem Tool-Djent neben Karnivool immer noch weit oben.

Trophy Eyes - The American Dream
Viel zu zahm und popverliebt im Vergleich zum mitreissenden Vorgänger. Das war eine kleine Enttäuschung. Andererseits abartig catchy.

Vennart - To Cure A Blizzard Upon A Plastic Sea
Oceansize bleiben unerreicht und so viel Spass wie mit dem Debüt von ihm hatte ich nicht mehr. Aber wer macht diese Art progressiven Singer/Songwriter-Rock schon gross?
Powder To The People
Top Ten Alternative:

10. Gorillaz - The Now Now
Das war auf den letzten beiden Alben ziemlich albern vom Albarn (pardon me, den wollte ich schon immer mal bringen). Erst am IPad komponierte Fahrstuhlmusik für Roboter ("The Fall"), dann ein mit Gästen zugeklatschtes Konglomerat aus überwiegend schlechten Songs ("Humanz"). Der Einstieg für "The Now Now" war also mit geringen Erwartungen gesegnet und überraschte mich deshalb positiv. Ausser der Feature-Bitch Snoop Dogg und zwei weniger bekannteren Dudes keine anderen Finger im Spiel. Dann lässt er sich fraglos vom Synthwave-Hype beeinflussen und irgendwie klappt das ganz gut für mich. Nicht, dass das Album jetzt der Hammer wäre; aber "Sorcererz" lässt mich Popo wackeln und "Magic City" ersäuft in schönen Keyboards. Der Rest drumrum sticht selten hervor aber genau das macht es zum wohl homogensten Album der Marke. Und hat mich melancholisch durch den Sommer getragen.

09. The Joy Formidable - Aaarth
Ja, die gibt's noch. Und nein, sie werden ein "Big Roar" nicht nochmal schaffen. Aber wo wir schon von Frauenquote sprechen: Ritzy spielt wieder super Gitarre und singt auf ihre ureigene Art auch weiterhin druckvollen Alt. Rock ins Mikrofon. Mit ihren wiedererkennbaren Chord-progressions, den beeindruckenden Bassläufen von Dafydd und den wuchtigen Drums von Thomas. Mal komplett walesisch im Opener, mal folklorisch in "Cicada (Land On Your Back)", mal quietschig in "The Better Me", mal schleppend in "Dance Of The Lotus". Aber immer mit dem Quentchen Gefühl des freien Falls. Ein Grund warum ich auch weiterhin Veröffentlichungen dieser Band kaufen werden.

08. A Perfect Circle - Eat The Elephant
Eine perfekte Gelegenheit um was zu diskutieren. Gibt es Zeiten für Sounds? Kann im Jahre 2000 bestens funktionierender Alternative Rock 18 Jahre später noch faszinieren? Wo mittlerweile nahezu alles mit allem kombiniert und evolutioniert wurde? Meine Antwort in Bezug auf APC lautet: Jein. Einerseits freue ich mich diebisch, eine der gleichzeitig wärmsten und kältesten Ausnahmestimmen der gesamten Rockwelt wieder zu hören. Andererseits fühlt sich das Album im mittlerweile supernovamässig expandiertem Gesamtkosmos, wie sagt man so schön, underwhelming an. Natürlich fehlt der Impact von "Mer De Noms" und der ausformulierte Sound von "Thirteenth Step". Eben weil man das von der Band selbst so schon teils wesentlich besser gehört hat. Verschenkbare Geschmacksausfälle wie "Hourglass" oder uninspirierte Eigenremixe ("Get The Lead Out") inklusive. Aber irgendwie bin ich auch froh, dass die Band kein grosses Brimborium darum macht, wie einst zu klingen. Denn insgeheim wollte ich das. Ich freue mich über das wunderbar filigrane "Feathers", das mit Laut-Leise-Dynamik schon fast überambitioniert agierende "Disillusioned", die Depeche Mode-Verneigung "TalkTalk" oder dem problemlos auch auf dem Debüt funktionierenden "Delicious". Und nicht zuletzt Maynard wieder zu hören. Memories und so.

07. Pianos Become The Teeth - Wait For Love
PBTT haben Schwein. Sie besitzen eine starke Rhythmusgruppe. Ihr mittlerweile zum Indie konvertierter Sound würde sonst kaum noch für mich als hervorstechend klingen. Bereits der Vorgänger machte klar, dass man sich den Screamo von früher stecken kann. Das geht natürlich Hand in Hand mit der übergreifenden Thematik von Frontmann Kyle Durfey und dessen an MS verstorbenen Vater. Da blieb nach dem Beerdigen nur noch Trauer, keine Wut mehr. Diese Entwicklung ist tatsächlich konsequent, allerdings wusste die Band wohl auch, dass dieses Album vielleicht ein bisschen positiver geraten sollte. Die grossen Vorbilder The National bleiben natürlich Einfluss, aber die Herren trauen sich jetzt auch wieder flottere Rhythmen. Das tut einem "Charisma" und vor allem dem tollen "Bitter Red" unheimlich gut. Auch offensivere Riffarbeit in "Bloody Sweet" und instrumentale Aufbäumung in "Love On Repeat" wirken Wunder. Wenn dies nämlich nicht zum Tragen kommt, wird Durfeys geringe stimmliche Range offensichtlich und man wünscht sich einen Wecker für die eigenen Füsse. Abgesehen davon macht die Band mehr richtig als falsch und hat sich deshalb öfter in meiner Playlist wieder gefunden dieses Jahr.

06. Fiddlehead - Springtime And Blind
Ich mag dieses kleine aber feine Indierockprojekt von Leuten rund um Have Heart und Verse. Es ist so schön spröde und manchmal windschief. So wie sturzbesoffene, saure Weezer. Dann und wann erwische ich mich beim Mitsingen ohne Ahnung vom Text, einfach weil es so natürlich und unkompliziert rüberkommt. Das Cover sagt quasi alles aus was man wissen muss. Ich flieg mal schnell in den mittleren Westen und kaufe mir einen Strickpulli.
Powder To The People
05. Spanish Love Songs - Schmaltz
Bleiben wir bei den Tatsachen, so bleibt Punk Rock bei mir ein gern gesehener Gast, der sich aber bei zunehmender Aufdringlichkeit recht schnell verabschiedet. Dass "Schmaltz" bleiben durfte hat pragmatische Gründe. Die Stimme des Frontmanns offenbart, dass beim Zeugungsprozess seitens seiner Eltern ein Schaf mindestens passiv beteiligt gewesen sein muss und weckt bei mir eine seltsame 36 Crazyfists-Assoziation. Verbleibt aber auch als Alleinstellungsmerkmal. Dazu kommen schöne, traurige Lyrics und eine potente, instrumentale Umsetzung des Genres. Und so nüchtern, wie ich das jetzt erklärt habe, so reziprok emotional wirkt das Album. Irgendwie klingt das alles ganz schön schön und wichtig und gleichzeitig mit der Selbstironie versehen, dass das eben doch nur First World Problems sind. Aber ey - als überprivilegierter weisser Hetero-Mann - I feel you.

04. Dance Gavin Dance - Artificial Selection
Och Menno, alle 2 Jahre immer wieder das gleiche Spiel. DGD klingen wie das Album davor und das davor und das davor. Seit Tilian Pearson als fester Clean-Sänger etabliert wurde, bewegt sich die Band nur noch in Nuancen aus ihrer Wohlfühlzone. Und während ich das insbesondere im Metal verabscheue, opfere ich denen immer noch hinterher. Obwohl man das doch alles schon kennt. Frickeliger Post-HC trifft auf Funk trifft auf Screamo trifft auf Lounge. Einer schreit als wäre er grad barfuss auf ein Lego getreten, der andere croont zwei Oktaven über der üblichen, männlichen Stimmlage wie Mickey Mouse auf MDMA daher. Das machen sie 14 Mal auf diesem Album und es macht mir immer noch Spass. Mittlerweile brauchen sie textlich sogar Selbstzitate ("Evaporate") um noch alles auszukleiden und vielleicht sind sie hier und da sogar ein wenig zu konservativ unterwegs ("Care"), aber am Ende ist dieser Irrsinn mit eigenem Namen - Spazz-Core - wie ein Film mit Jim Carrey. Ich muss trotz oder gerade wegen des überbordenden Blödsinns lachen und manchmal kriegt es einen als tragische Rolle emotional. Ich weiss nicht wie lange die Band das noch so handhaben kann ohne sich selbst in die Eier zu treten. Aber solange es für sie funktioniert, klappt es wahrscheinlich auch für mich.

03. Thrice - Palms
Wir brauchen nicht diskutieren, dass Thrice nicht mehr an die einstigen Großtaten heranreichen werden. Es gibt Zeiten für die richtigen Sounds im richtigen Moment und so gesehen hat die Band alles richtig gemacht. Postrock in ihren einstigen Poppunk-Metalcore eingearbeitet, als dieser noch nicht völlig überhand nahm ("Vheissu"). Danach dann mit dem Alchemy Index und allem weiteren die Klangweite ausdefiniert bis Schluss war. Die Reunion-Platte "To Be Everywhere..." liebäugelte anschliessend ein wenig zu sehr mit dem Stadion, auch wenn die Band sich dabei nicht selbst verlor. Die Erwartungen blieben hierfür also überschaubar. Dennoch schaffte es "Palms" dieses Jahr häufig in meine Playlist. Thrice gelingt es nämlich wieder, ihre einstigen Kanten zumindest teilweise zu implementieren. Hervorragend dargestellt in "Just Breathe", dessen hibbelige Rhythmik und eigentlich offensives Riffing wunderbar konterkariert wird von Kensrues und Rundles getragenem Chorus. Ein herrliches Air-Feeling aus Index-Zeiten. Aber auch sonst klingt vieles wieder etwas subversiver. Sei es das kratzbürstige "A Branch In The River" (fieses Ende!) oder "Blood On Blood", mit seiner molllastigen Schrägheit. Selbst geradlinigere Tracks wie das relaxt simple "My Soul" und das mit einer Postrockgitarre durchtränkte "Everything Belongs" wissen irgendwie besser zu gefallen als vieles auf dem Vorgänger. Als kritisch kann man die dumpfe Produktion (insbesondere das Schlagzeug, gute Güte!) sehen bzw. unangenehme Ausrutscher á la "Hold Up A Light". Ansonsten hat mir das hier im Alt. Rock dieses Jahr am Meisten zugesagt.

02. Foxing - Nearer My God
Ich habe mich unfassbar gefreut über dieses Album. Eine Lieblingsband zeigt endlich wozu sie übergreifend fähig ist. Vom Emocore mit Multiinstrumentalisten ("The Albatross") zum atmosphärisch dichten, verletzlichen Indie-Postrock ("Dealer") zum Wir-machen-was-wir-wollen-Sound auf diesem dritten Album. "Slapstick" (erste Single, aussergewöhnliches Video) erwischte mich kalt. Startet mit elektronischem Beat und Stimmeskapaden, vertracktet den 4/4-tel mit ungeraden Bassdrumschlägen und eruptiert in krachenden Emorock mit lyrischer Selbstvernichtung ("Would you hold open the door, so I can fall in? There's no more sun and no more light shine through"). Vom ersten Ton an hatten sie mich also. Und dennoch gibt der Song keinen vollen Ausblick auf all das, was auf ganzer Länge passiert. Das Album wirkt wie eine Collage mit all seinen Referenzen. TV On The Radio ("Grand Paradise"), Brand New ("Lich Prince"), frühe Portugal.The Man ("Gameshark"), The Hotelier ("Bastardizer") - allerlei Bands flattern einem zwischendrin durch's Ohr. Manchmal sogar mehrere innerhalb eines Songs. "Heartbeats" klaut sich Beat bzw. Atmo von Radiohead's "Idioteque" und schickt einen im Chorus plötzlich in eine 90er Disco verträumt zu Alizée tanzen. Mitten während einer Konzertprobe. WTF? "Won't Drown" kachelt mit seinen Tribaldrums und dem Überrefrain alles, was die Imagine Dragons auch nur irgendwann mal versucht haben, mit Schmackes an die Wand. Ein Song des Jahres für mich. Und das alles klingt als wäre das Album seelenlos zurecht gestohlen, aber denkste. Zu jedem Zeitpunkt weiss man ob der extrovertierten Stimme von Conor Murphy sowie dem mit allerlei Details versehenem Klangbild, wessen Geistes Kind das ist. Am Ende scheiden sich die Geister wohl auch daran. Für mich gab es dieses Jahr im Indiesektor nix umfassend begeistenderes als "Nearer My God".

01. Daughters - You Won't Get What You Want
So alle paar Jahre kommt ein Album, das einen Off-Guard erwischt. Dabei hätte man als Daughters-Fan durchaus mit dem hier Dargebotenen rechnen können. Andererseits: Woher genau? Die einst als Grind/Screamo-Formation gestarteten Krachliebhaber definierten ihren Sound immer wieder um. Von typischem Math- und Noisecore wandte sich bereits der Zweitling "Hell Songs" zumindest gesanglich ab. Seitdem zelebriert Sänger Alexis Marshall eine Art besoffenen Pastor, der wie Nick Cave mit Apocalypse im Hintergrund Pathosgesten ins Ohr lallt. Die Entwicklung hin zum Noiserock war auf Album Nummer 3 somit nur logisch. Dass aber nun, 8 Jahre nach dem Hiatus, ein solches Meisterwerk den Stall des ewigen Geheimtipps verlässt, war dann so doch nicht vorhersehbar. "Satan In The Wait", mit seinen über 7 Minuten, kündigte als erste Single bereits die Veränderungen an. Schräge Synthies mischen sich mit kaum noch als für Gitarren erkennbaren Effektpedals, tribalartigem Drumming und hypnotisierendem Groove. Doch das diese Klasse auf dem gesamten Album Bestand hält, haut einen aus den Socken. Der Opener "City Song" steigt ätzend und schmerzhaft ein, mit einem sich selbst anekelnden Marshall über einen NIN-Beat. Der Closer "Guest House" haut einen bitterböse als vor einem Serienkiller fliehendes Opfer raus, inklusive fanatischer Soundkulisse ("I've been knocking and knocking and knocking - let me in!") und schon beinahe erlösendem Schönklang ganz zum Schluss. Dazwischen verbrät die Band Dark Pop, Industrial und ihren Hang zum Krach in gleichem Maße. Es wird gruselig sexy ("Less Sex") oder schräg tanzbar ("The Reason They Hate Me"). Es gibt bedrohliche Repetition ("Ocean Song") oder Salsa aus der Hölle ("Daughter"). Und am Ende ist man sich nicht sicher, ob man den Soundtrack zu einem Horrorfilm vernahm oder den eigentlichen Film selbst. Wer auch immer negative Emotionen zulassen kann und darüber Katharsis erfährt, dem sei dieses von nahezu sämtlichen Kritikern über den Klee gelobte Album wärmstens ans dunkle Herz gelegt. Wer das nicht kann, wird bereits nach dem ersten Song apathisch heulend in der Dusche sitzen und sich die Haut mit einem Hobel sauber schrubben wollen. Ich finde das Ding faszinierend wie kein anderes Album dieses Jahr.
OneFingerSalute
Gute Rezensionen, ein paar echte Anregungen für mich dabei. Weitermachen.