10.
Bright Eyes - Lifted or The Story Is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground
Ehrlich gesagt hätte an der Stelle wohl "White Pony" oder vielleicht auch irgendwas anderes stehen sollen, aber darüber wurde ja nun schon geredet und ich hätte nichts mehr ergänzen können. Dazu habe ich die Band erst mit "Diamond Eyes" so richtig mögen gelernt und die älteren Sachen dann nach und nach für mich entdeckt - und mich dann gefragt, warum ich die Großartigkeit der Band vorher nicht erkannt habe.
Stattdessen habe ich mich entschlossen dieses Opus Magnum von Conor Oberst in die Liste aufzunehmen. Empfohlen wurde mir die Platte von einem Kumpel, der Conor Oberst über Gott stellt (und dann halt noch Bob Dylan über Oberst). Also habe ich das Album mal angemacht, mich zunächst gewundert, warum da als erstes eine Autotür zugeschlagen wird, dann noch gut sieben Minuten nichts verstanden, und dann habe ich gelacht. Sehr laut. Auch heute noch packt mich diese Stelle jedes Mal.
Der Rest des Albums - immer noch mehr als eine Stunde - ist dann einfach nur ganz wundervoll. Alle möglichen Stimmungen gehen im Handumdrehen ineinander über und werden von den opulenten, aber nie zu dick aufgetragenen, Arrangements mit zahllosen Instrumenten getragen. Obersts halbschiefe Stimme klingt so gut dazu, dass man gar nicht so recht verstehen kann, warum das alles passt, aber das tut es einfach.
9.
Converge - Axe to Fall
Das Album, mit dem es für mich begann. Reingehört habe ich zuerst einfach nur interessehalber, weil es das Album des Monats in der Visions war. Dann habe ich erst mal gar nix gerafft, war aber vollkommen fasziniert. Dass man ein Album zur einen Hälfte mit Math-Geschreddere und zur anderen mit düsterem, getragenem Zeug füllen kann, war für mich eine vollkommen neue Erkenntnis. Mir kamen besonders die letzten beiden Stücke aber immer grade recht, um mich von diesem Höllenritt zu erholen. Mittlerweile läuft mir die Platte dagegen von vorn bis hinten einfach locker rein, wer hätte das gedacht? Ich selber damals mit Mitte 20 wohl eher nicht.
8.
Interpol - Turn on the Bright Lights
Es ist schon bezeichnend: Mitte bis Ende der 00er-Jahre habe ich alle der damals angesagten Indie/Post Punk-Alben rauf und runter gehört: Bloc Party, Kooks, Arctic Monkeys, Maximo Park, Franz Ferdinand (mit denen ich aber nie so recht warm geworden bin), Editors, natürlich die Strokes, später auch die Libertines und einige mehr, die ich vergessen habe.
Am Ende findet man in der Liste dann aber doch diese Platte von 2002, die ich wohl erst so um 2010 rum wirklich verstanden habe, obwohl ich die Band sogar 2007 schon live gesehen und für großartig befunden hatte. Ich musste vorher noch den Umweg über den leichter bekömmlichen, aber ebenfalls großartigen Nachfolger "Antics" gehen, um mich der Band zu nähern und mir einen Weg durch die Sperrigkeit von TOTBL zu bahnen, hinter der ich dann schließlich neben unendlicher Melancholie die pure Schönheit entdeckt habe. Der Abschluss mit "The New" und "Leif Erikson" ist kaum zu überbieten. Zehn Minuten Gänsehaut.
7.
The Fall of Troy - Doppelganger
Wer hat sich eigentlich diese Titel ausgedacht? Ok, ein Stück heißt eben "Tom Waits", weil Tom Waits eines seiner Werke "The Fall of Troy" getauft hat, das ist nur fair und natürlich vollkommen nachvollziehbar. Aber warum funktioniert die gleiche Logik für Macaulay Culkin nicht? Was ist außerdem mit den Schnürsenkeln von Dan los, was war denn nun der letzte Wunsch von Johnny Truant und warum zur Hölle hat Whacko Jacko die Knochen vom Elefantenmann geklaut?
Keine dieser Fragen beantwortet das Album. Stattdessen wird hier mit fettesten Riffs und feinster Frickelarbeit um sich geworfen wie mit Kamellen an Karneval. Andere Bands hätten aus den Ideen fünf Platten gemacht, hier wird die Verschwendung zelebriert. Im Ergebnis ist nicht nur jeder einzelne Song ein Hit, sondern das Gesamtwerk ein beispielloses Zeugnis der Genialität der drei Musiker, die solche kreativen Höhen danach nie wieder erreicht haben. Sogar F.C.P.R.E.M.I.X. kann ich mir immer noch problemlos anhören, obwohl ich mir Monate lang die Finger bei dem erfolglosen Versuch verknotet habe, mir das Stück bei Guitar Hero draufzuschaffen.
Notiz an mich selbst: Mal wieder Guitar Hero 3 auspacken.
6.
Portishead - Third
Ein betörendes Album, der reinste Trip. Beth Gibbons Stimme lässt mich regelmäßig in Trance fallen und die Welt um mich herum vergessen. Hat live besonders gut funktioniert, eins der besten Konzerte meines Lebens.
5.
Bon Iver - For Emma, Forever ago
Naja, was soll ich sagen? "i,i" war in meiner 2019er-Liste, "22, A Million" in der Dekadenliste und jetzt das. Offenbar bin ich einigermaßen großer Fan von Bon Iver und warum wurde auch schon einige Male durchgekaut.
Interessant ist vielleicht, dass ich bei der Band zuerst Olsens "Bloc-Party-Effekt" hatte. Mitte 2008 gab es einen riesigen Hype um das Album, der mich irgendwie abgeturnt hat. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass mich die Label, die der Platte angeheftet wurden (#Kitsch), ziemlich abgeschreckt haben.
Dann war ich aber eines Tages im Kino um "The Place Beyond the Pines" zu schauen, das dürfte also Mitte 2013 gewesen sein, und am Ende des Films läuft ziemlich prominent "The Wolves (Act I and II)", das da hin passt wie der Arsch auf den Pott, und ich war von jetzt auf gleich vollkommen hin und weg. Wer den Film gesehen hat kann das vielleicht nachvollziehen, und wer es nicht kann, den kann ich wohl auch anders nicht überzeugen.
Unterm Strich ist es immer noch mein liebstes Album der Band, knapp vor "22, A Million".
4.
Turbostaat - Schwan
Ich habe die Vermutung, dass der Rest der Liste einigermaßen überraschungsarm verlaufen wird. Immerhin habe ich mich hiermit offiziell darauf festgelegt, dass "Schwan" mein Lieblings-Album von Turbostaat ist. Ich glaube das liegt daran, dass es einerseits reichlich roh und forsch ist, aber eben andererseits niemals plump, sondern extrem melodiös und vor allem voller emotionaler Tiefe. Die Refrains sind dazu schon genauso groß und erhaben wie auf Vormann Leiss. Die Krone setzt dem ganzen aber der Titeltrack auf, der für immer mein Lieblingslied der Band bleiben wird. Das Ende von "Schwan" ist seit ein paar Jahren auch der einzige Moment auf Konzerten, bei dem ich mitklatsche - da bin ich konsequent.
3.a
Muff Potter - Bordsteinkantengeschichten
3.b
Muff Potter - Gute Aussicht
Ich denke meine ganze Muff-Potter-Geschichte muss ich hier nicht noch mal niederschreiben. Die beiden Gründe, warum ich die Platzierung zwischen den beiden Alben teile, sind einerseits, dass es eine sehr gute Möglichkeit ist ein elftes Album in die Liste zu schmuggeln (
), und andererseits, dass ich mich weiterhin weigere eins der beiden Alben über das andere zu stellen.
Für mich sind die beiden Alben sehr schwer vergleichbar, weil, wenn man so will, "Bordsteinkantengeschichten" - obwohl schon das dritte Album der Band - eine ungestüme Platte noch junger Musiker auf der Suche nach... irgendwas halt ist, und "Gute Aussicht" eben das "Spätwerk" erfahrener Musiker, die so einiges im Business erlebt haben und niemandem mehr was beweisen müssen und noch viel weniger wollen.
Vielmehr sind es für mich zwei Seiten der gleichen Medaille, die die Entwicklung der Band über fast ein Jahrzehnt perfekt zusammenfassen. Letztlich und am wichtigsten überzeugen beide Alben mich auch heute, nachdem ich sie über die Jahre hinweg immer, immer wieder gehört habe, wahrscheinlich häufiger als so ziemlich jedes andere Album von irgendwem, noch immer komplett.
2.
Radiohead - In Rainbows
Tatsächlich bin ich erst mit diesem Album überhaupt zu Radiohead gekommen - Olsen war da immerhin schon seit sieben Jahren raus bei der Band. Schuld war wieder mal die Visions, die das Album vollkommen zurecht zum Album des Monats gekürt und mir damit den Weg zu einer Band eröffnet hat, auf deren Kappe nicht nur einige meiner liebsten Alben, sondern auch ein paar meiner fantastischsten Live-Erlebnisse gehen. Das erste davon war das Konzert beim SouthSide 2008, wo die Band große Teile des Albums in den lauen Sommerabend hinein gespielt hat und ich glaube spätestens ab da war ich restlos verliebt.
1.
Converge - Jane Doe
Alle Converge-Platten nach Jane Doe konsumiere ich mittlerweile nach Lust und Laune genüsslich zur persönlichen Unterhaltung, aber diese hier, die zieht mir immer noch vom ersten bis zum letzten Ton die Schuhe aus.