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Die Alben des Jahres 2020

fennegk
Allerseits ein gesundes und hoffentlich etwas entspannteres neues Jahr - für die, die mit 1 zu zählen anfangen, gleichzeitig auch ein gutes neues Jahrzehnt!

[...]DIRTY_PUNK, 02.01.2021 15:31
Hammertextfluss, feinst zu lesen - macht Bock in genannten Gefilden zu fischen!
Was ich unterstreichen kann bzw. seit drei Monaten irgendwie keimen fühle: "Ich bin zu alt für diesen Scheiß" - die wöchentlichen Sammlungsaufforstungen kommen mir immer mehr nach Bürde vor und überhaupt ist's irgendwie anstrengend geworden, stets auf dem Laufenden zu bleiben. Kein (guter) Vorsatz, aber Prognose: Mittels Whitelist fokussiert bleiben, Gang rausnehmen, auf die guten Sachen konzentrieren und die Komplettierungskiste in den Keller tun.

Die Toten Hosen: Jüngst was mutmaßlich neues im Radio gehört; die erste Strophe handelte ausnahmslos vom beherzten Aufstehen, Flakesfrühstücken und Kinder in die Schule - bis auf den Hof! - fahren.
Donnerjakob
Sun Ra Arkestra trifft meinen Nerv nicht so, ...DIRTY_PUNK, 02.01.2021 15:31 #

Nah, wenigstens einer, der neben mir Erwähnung für dieses tolle Jazz-Album fand.

Irreversible Entanglements für mich als unbedarfter Jazz-Rookie faszinierend.DIRTY_PUNK, 02.01.2021 15:31 #

Die Platte muss ich unbedingt noch nachholen. Mich beschleicht auch immer mehr das Gefühl, dass man von International Anthem aus Chicago alles blind kaufen kann. Ich kenne jedenfalls einige, die nicht nur NU Jazz mögen, sich aber gehörig mit International Anthem Zeugs eindecken.
Amano
Die Irreversible Entanglements ist wirklich super.

Und von International Anthem hab ich inzwischen auch n paar Scheiben und keine hat bisher enttäuscht.


Allgemein schöne Texte hier. Macht Bock mich mehr mit dem Musikjahr 2020 zu beschäftigen. Es freut mich auch, wenn ich hin und wieder mal was kenne :tongue:

Was auf Musikebene toll war 2020:
Bandcampfridays

Da hab ich immer ordentlich zugeschlagen
Powder To The People
Bevor ich euch ungefragt noch meine Hip Hop Liste, das Mathe-Special (für die 2-3 Interessierten) und meine Lieblingssongs hier hin klatsche, wollte ich mal kurz auf Dirty Punks Einlass des Älterwerdens eingehen.

Ich finde es gut, wenn man das so separiert. Ich habe von Olsen und Woas an anderer Stelle auch was in Richtung "Entdecke vermehrt alte Sachen, befasse mich kaum noch mit Neuem" gelesen. Es liegt immer an einem selbst und ein bisschen an den präferierten Musikrichtungen. Rap, HC und Metal boten im letzten Jahrzehnt unfassbar viele neue, tolle Künstler und dort fanden auch die interessantesten Subgenre-Fusionen statt. Während konventionelle Gitarrenmusik (klassischer Punk, klassischer Rock, klassischer Pop) tatsächlich seltener praktiziert und gehört wird. Die Stile gibt es noch, sind jedoch deutlich schwieriger zu finden. Deswegen gibt es ja immer mal wieder kurze Hypes um Copy&Paste-Bands wie Greta Van Fleet, die man in den 90ern zerfleischt hätte, aufgrund des Mangels an solcher Musik aber heuer grosser Zuspruch aus der Sektion der (ausschliesslichen) Hörer solcher Mucke kommt.

Ein weiterer Aspekt ist das sich veränderte Rezipieren des Kulturguts. Klassische Musikkäufer mit dem Mindset des "Ich muss es in physischer Form haben, sonst besitze ich es nicht" weigern sich teilweise, das digitale Darbieten überhaupt wahrzunehmen. Somit kann natürlich auch nichts entdeckt werden. Viele neue Bands veröffentlichen nur sehr limitiert physisch und dann häufig auf eigene Rechnung via Bandcamp oder lokalen Vertrieb. Plattenladen-Gänger (ergo: klassische Musikhörer) können also nur sehr eingeschränkt auf altem Wege überhaupt neue Musik kennen lernen, da die paar Läden, die es noch gibt, abseits von grossen Labels nur wenig neue Musik beziehen. Somit selbst nicht kennen und auch gar nicht empfehlen können. Da mag es Ausnahmen geben, aber es dürfte schwierig werden.

Digital ist Fluch und Segen zugleich. Es ist geil, dass auch der letzte Minenschürfer aus Irkutsk in seiner Freizeit ein Avantgarde-Ambient-Album online stellen kann und ich mehrere tausend Kilometer entfernt problemlos Zugriff darauf habe. Gleichermassen ist das Angebot damit supernovamässig explodiert und viele kommen da auf lange Zeit gesehen nicht mehr mit. Das geht mir mit bestimmten Musikrichtungen auch so. Im Metal mache ich 2-3 Mal im Jahr Kassensturz, und höre mich durch die auf verschiedenen Seiten empfohlenen VÖ's. Was Indie angeht warte ich auf eti und alvi. Ich hab schon genug mit HC und Hip Hop zu tun, den Rest überlasse ich den Experten auf ihrem Gebiet und dinniere dann was mir von denen vorgesetzt wird. Dann siebe ich aus.

Jedenfalls freue ich mich, wenn jemand einfach sagt: "Es liegt an mir. Ich komm nicht mehr mit, ich will nicht, dass es Arbeit wird. Ich grabe mich lieber mit meinen Lieblingen ein.". Anstatt: "Neue Musik kann gar nichts mehr!". Letztere Aussage stimmt sogar ein bisschen, die Masse an belanglosem Bullshit hat sich proportional zur Verfügbarkeit potenziert. Wenn man das Grundrauschen allerdings ignoriert und deep diggt, gibt es so viel gute Musik wie noch nie.
Woas Sois...
Wobei es bei mir auch am Genre liegt. Gerade sowas indifferentes wie Indie, da bin ich raus. in den 80ern/90ern konnte ich mir noch was drunter vorstellen, heute klingt das für mich alles gleich zahnlos und nach Sonntagnachmittag. Und mir fehlt der Wille mich durch RAF Camorra und Moneyboy Epigonen durchzuquälen um vielleicht ein, zwei Perlen im aktuellem Deutschrap zu entdecken. Dann bin ich halt bei Hafti ausgestiegen und gut ist.
Der Metal, den wir hier goutieren, kommt ja z.B. bei Rockhard oder so gar nicht vor.
Neue Musik kann sicherlich ggenauso viel wie alte Musik, da war auch genügend Scheisse dabei. Mal schauen, was in 20 Jahren von diesen Deutschpopheinis ala AnnenLeonidenLisbeth übrig bleibt.
Donnerjakob
Bevor ich euch ungefragt noch meine Hip Hop Liste, das Mathe-Special (für die 2-3 Interessierten) und meine Lieblingssongs hier hin klatsche, ...Powder To The People, 03.01.2021 11:23 #

Das ist doch wohl maßlos untertrieben. Ich freu mich schon das ganze Jahr über auf deine Listen! Besonders bei deiner Hip Hop Liste und dem verheißungsvollen Mathe-Special, wackelt das Matterhorn und die Eidgenossen machen eine Polonähse :bow:
Powder To The People
Bevor ich euch ungefragt noch meine Hip Hop Liste, das Mathe-Special (für die 2-3 Interessierten) und meine Lieblingssongs hier hin klatsche, ...Powder To The People, 03.01.2021 11:23 #

Das ist doch wohl maßlos untertrieben. Ich freu mich schon das ganze Jahr über auf deine Listen! Besonders bei deiner Hip Hop Liste und dem verheißungsvollen Mathe-Special, wackelt das Matterhorn und die Eidgenossen machen eine Polonähse :bow:Donnerjakob, 03.01.2021 12:05 #

Ich fühle mich geschmeichelt, aber was die Mathe-Liste angeht: Damit meine ich natürlich vorrangig dem mir nahe stehenden Mathcore. Ich fürchte mit aktuellem Jazz-Stuff kann ich nicht dienen.

Und mir fehlt der Wille mich durch RAF Camorra und Moneyboy Epigonen durchzuquälen um vielleicht ein, zwei Perlen im aktuellem Deutschrap zu entdecken. Dann bin ich halt bei Hafti ausgestiegen und gut ist.Woas Sois..., 03.01.2021 11:50 #

Deutschrap ist ein spezielles Thema. Selbst international fällt auf, dass Deutschrap über die Maßen erfolgreich ist obwohl er kreativ gesehen meilenweit hinter anderen Nationen sitzt. Alphex brachte ja mal die Aussage, dass Deutschrap per se immer scheisse war. In den 90ern die Amis gebitet, jetzt seit 20 Jahren auf dem Bordstein/Skyline-Film hängen geblieben. "Deutschrap ist fresher denn je" bleibt eine sehr zweifelhafte Aussage. Der schiere Overflow an Künstlern hat eine viel erdigere Ursache als Kunst. Mal abgesehen davon, dass sich seit Spotify recht bequem Geld mit der hierzulande sehr populären Musikrichtung verdienen lässt, ist das Genre ein mittlerweile sehr veritables Schlupfloch. Zusammen mit dem steuerfreiem Tabaktrick bei Shisha-Bars, den 50/50-Bargeld-Wetten in Wettbüros und Immobilien generell, lässt sich Kohle ganz hervorragend damit waschen. Deutschland ist für sowas nach wie vor ein Paradies. Label aufmachen, Künstler promoten, Klicks/Likes kaufen und du kommst mindestens bei Null raus. Nur dass das investierte Geld im Anschluss sauber ist. Da Deutschrapper heutzutage mehr wie Actionfiguren für Kids vermarktet werden und weniger die Kunst an sich wichtig ist, klappt das sogar noch doppelt so gut. Ghostwriter schreiben die Lines (Wer in Interviews keine geraden Sätze rausbekommt, schreibt bestimmt keine komplexen Mehrfachreime) und Beats sind mittlerweile so einfach und simpel zu produzieren, dass da Material für locker 50000 Songs da ist. Wenig Aufwand, hoher Ertrag. Die handvoll Deutschrapper, die irgendwas anderes machen abseits hartem Gangstertum respektive Grup-Tekkan-Autotune-Gucci-Louis-Gebrabbel, sind kaum relevant. Der Underground in anderen Ländern (und mit Grime sogar in England im Mainstream) hat da so viel mehr zu bieten, ist aber ironischerweise nur selten so monetär erfolgreich.
Donnerjakob
Bevor ich euch ungefragt noch meine Hip Hop Liste, das Mathe-Special (für die 2-3 Interessierten) und meine Lieblingssongs hier hin klatsche, ...Powder To The People, 03.01.2021 11:23 #

Das ist doch wohl maßlos untertrieben. Ich freu mich schon das ganze Jahr über auf deine Listen! Besonders bei deiner Hip Hop Liste und dem verheißungsvollen Mathe-Special, wackelt das Matterhorn und die Eidgenossen machen eine Polonähse :bow:Donnerjakob, 03.01.2021 12:05 #

Ich fühle mich geschmeichelt, aber was die Mathe-Liste angeht: Damit meine ich natürlich vorrangig dem mir nahe stehenden Mathcore. Ich fürchte mit aktuellem Jazz-Stuff kann ich nicht dienen.Powder To The People, 03.01.2021 14:32 #

Den Jazz-Stempel krieg ich nicht los, wah? Ich weiß was mit der Mathe-Liste gemeint ist, außerdem standen wir schon auf demselben TDEP-Konzert, als sie mit Ire Works tourten und Poison the Well als Vorband spielte. Miss Machine hat bei mir damals auch ein Brandzeichen setzen können. Mathcore ist bei mir infiltriert, Bruh.
fennegk
Der Dank geht weiter und zurück ans Muttermagazin, denn da waren die Entdeckung der Woche.
Trotzdem heimse ich das gernstens ein. :bigsmile:+:cheers:
Powder To The People
Den Jazz-Stempel krieg ich nicht los, wah? Ich weiß was mit der Mathe-Liste gemeint ist, außerdem standen wir schon auf demselben TDEP-Konzert, als sie mit Ire Works tourten und Poison the Well als Vorband spielte. Miss Machine hat bei mir damals auch ein Brandzeichen setzen können. Mathcore ist bei mir infiltriert, Bruh.Donnerjakob, 03.01.2021 14:48 #

Ok, stimmt. Du hattest das mal erwähnt. Pardon me. Die Mathe-Liste, diesmal etwas feiner unterteilt, dafür ohne grosse Umschreibung. Chaos, Math, Prog, you know the deal:

Grindinfected Wahnsinn + Jazz:

01. Methwitch - Indwell
02. Needle Play - Death By Dying
03. Limbs - Soft Narcosis
04. Night In At Tiananmens - Blasphemist
05. Xythlia - Immortality Through Quantum Suicide

Death-Metal-Ryhthmusstörungen:

01. Bathe - A Field Guide To Dead Birds
02. Pathogen - Null Space
03. Senserase - Oros
04. ZAN - Behold The Key
05. Growth - The Smothering Arms Of Mercy

Zwischen DEP, Norma Jean, Botch und deiner Mutter beim Sockensortieren:

01. The God Awful Truth - Memory Palace
02. PlasticBag FaceMask - Content
03. Under The Pier - Puff Pieces
04. Playing Enemy - Cesarean
05. The Motion Mosaic - Avant-Garbage

Gesamtsieger im diesjährigen Kontest bei Dr. Bibber in der Lobotomie-Ausgabe (und Sieger in allen 3 oben genannten Sparten:

111. Fawn Limbs - Sleeper Vessels
Powder To The People
Bevor ich in die Top Ten gehe, mal ein paar Shoutouts. Hip Hop ist im Forum verständlicherweise kein allzu grosses Thema, deswegen räume ich ihm zumindest hier einen etwas grösseren, separaten Raum ein.

Asher Roth - Flowers On The Weekend
Kein "I Love College" mehr, dafür sehr smoother, chilliger Hip Hop, mit teils echt klugen Chorusideen.

Busta Rhymes - ELE2: The Wrath Of God
Bisschen viele Tracks, hätte man locker 2 Alben draus machen können. Dann wäre die Produktion auch homogener. Dennoch überraschend unterhaltsam und Busta in Hochform. Wie der die 2 Minuten auf dem Primo-Track flowt - das kann auch nur der.

Murs & Slug - Felt 4 U
Wer das komplette 90er Westcoast-Feeling nochmal durchleben will, bitteschön.

Black Thought - Streams Of Thought Vol. III
Nicht ganz so überzeugend wie die beiden Vorgänger, aber ey: The Roots und ihr Hauptrapper können bei mir nix falsch machen.

Benny The Butcher - Burdens Of Proof
Ich gehe mit Jakob mit, dass die Features nicht voll überzeugen und es auch nicht sein bestes Album ist. Aber erstens: Griselda. Und zweitens: "Over The Limit".

Eto - The Beauty Of It
Haarscharf an der Top Ten vorbei. Typ schwebt wieder über vielem.

DJ Muggs & Al.Divino - Kilogram
Recht ruhiges Jahr von Muggs, aber er schenkt uns das hier. Lässt Divino wie Ghostface klingen in "Mr. Dynamite". Geil.

Planet Asia & The Musalini - Pharoah Chain
Nicht ganz so juicy wie Asias Zusammenarbeit mit Apollo Brown, aber immer noch saftig genug.

Killarmy - Full Metal Jackets
Überraschend veröffentlicht und kurz, dafür einige Wu-Beats und hochkarätige Gäste am Start (vielleicht sogar zu viele).

Killah Priest & Jordan River Banks - The Third Eye In Technicolor
Ihre zweite Zusammenarbeit und Jordan hat genau begriffen, worauf Killah am besten funktioniert: smoothen, leicht mystische Beats. Lit.
eigenwert
05. Xythlia - Dies könnte Ihre neue Signatur sein.Powder To The People, 03.01.2021 16:41 #

:bigsmile:
etienoir
so ziemlich das alles ...Powder To The People, 03.01.2021 11:23 #

und insbesondere das hier:

Digital ist Fluch und Segen zugleich. Es ist geil, dass auch der letzte Minenschürfer aus Irkutsk in seiner Freizeit ein Avantgarde-Ambient-Album online stellen kann und ich mehrere tausend Kilometer entfernt problemlos Zugriff darauf habe. Gleichermassen ist das Angebot damit supernovamässig explodiert und viele kommen da auf lange Zeit gesehen nicht mehr mit. Das geht mir mit bestimmten Musikrichtungen auch so. Im Metal mache ich 2-3 Mal im Jahr Kassensturz, und höre mich durch die auf verschiedenen Seiten empfohlenen VÖ's. Was Indie angeht warte ich auf eti und alvi. Ich hab schon genug mit HC und Hip Hop zu tun, den Rest überlasse ich den Experten auf ihrem Gebiet und dinniere dann was mir von denen vorgesetzt wird. Dann siebe ich aus.

Jedenfalls freue ich mich, wenn jemand einfach sagt: "Es liegt an mir. Ich komm nicht mehr mit, ich will nicht, dass es Arbeit wird. Ich grabe mich lieber mit meinen Lieblingen ein.". Anstatt: "Neue Musik kann gar nichts mehr!". Letztere Aussage stimmt sogar ein bisschen, die Masse an belanglosem Bullshit hat sich proportional zur Verfügbarkeit potenziert. Wenn man das Grundrauschen allerdings ignoriert und deep diggt, gibt es so viel gute Musik wie noch nie.Powder To The People, 03.01.2021 11:23 #

... bekommt volle zustimmung.

persönlich habe ich das problem des hangs zum komplettisten und perfektionisten. hat mich schon desöfteren in meinem leben völlig verrennen lassen ...

bei musik sorgt eben die aktuelle entwicklung der potenziell fast vollständigen verfügbarkeit jeden schnipsels aus jedem winkel der welt sowie auch das damit zusammenhängende überwältigende angebot für einen gewissen druck bei derartiger veranlagung. als weiteren punkt würde ich am rande auch noch anführen, dass die masse an kritikern parallel zum angebot ebenfalls enorm zugenommen hat, und bei denen sehe ich tendenziell einen hang, sachen besser zu bewerten, als sie letztlich wirklich sind. heute jagt eben nicht mehr nur der nme die schweineherden durch's dorf.

der versuch halbwegs vernünftiger selektion sorgt dann bei komplettisten tatsächlich für ne menge sekundärer arbeit, und ob man am ende tatsächlich die nuggets abschöpft, bleibt zu einem nicht unbedeutenden teil auch glückssache. schlimmstenfalls kann einem diese sekundäre arbeit zudem ein wenig die freude an der musik generell nehmen, überangebot kann ganz leicht auch zu überdruss führen.

alle diese gedanken habe ich im abgelaufenen jahr mehr oder weniger auch in reale erfahrungen umgesetzt. dass ich immens viel gehört habe, hatte ich ja schon erwähnt. bis zum sommerloch hab ich es dabei sogar geschafft, wöchentlich schritt zu halten, aber ab august/september ist mir das zeitlich nicht mehr gelungen, bald war ich einige wochen zurück. und jetzt - das jahr ist bereits rum - stehen noch rund 50 alben aus, dazu habe ich ca 1500 hinweise auf weitere, möglicherweise interessante veröffentlichungen (die aus verschiedenen quellen kommend jedoch auch überwiegend redundant sein dürften, außerdem sind auch singles und eps mit eingeschlossen), also allein da noch eine menge arbeit. den ebenfalls bereits erwähnten ca 150 alben, die oben anklopfen, möchte ich außerdem auch noch die gebührende aufmerksamkeit schenken, sodass eine topliste, mit der ich nach der ganzen arbeit auch wirklich zufrieden sein könnte, vielleicht im april fertig wäre. :smile: und jetzt hab ich mir schon die ganze arbeit gemacht, jetzt will ich es auch zu ende bringen. :bigsmile:

allerdings, und das ist jetzt definitiv: es wird das allerletzte mal sein! so etwas tue ich mir nicht mehr an! das ganze klingt jetzt vielleicht negativer als es tatsächlich war, und man mag sich fragen, warum ich das überhaupt so durchgezogen habe. dafür gibt es allerdings einen einfachen grund: es hat überwiegend auch viel spaß gemacht, nur am ende war der ertrag weit geringer als der aufwand. und - wahrscheinlich entscheidend - mir fehlte dann letztlich auch die zeit, exzessiv meine lieblingsmusik zu hören. daher werde ich mich also nun langsam auch in die reihe der musikrentner einreihen, die ihre meriten genießen und in nostalgie schwelgen ... naja, so ganz wird mir das wohl nicht gelingen, aber irgendwo in der mitte werde ich mich dann platzieren. :hi:


ach, und powdi oder vielleicht auch andere: wenn ihr tatsächlich (auch dann noch) wert auf meine empfehlungen für 2020 legt, werde ich die wahrscheinlich (festlegen mag ich mich nicht) im frühjahr irgendwann hier präsentieren.
Powder To The People
Da isse nun also, die Hip Hop Top Ten. Have fun with it.

10. Daniel Son & Finn - Dirty Dishes / Daniel Son, Asun Eastwood & Futurewave - Bite The Bullet
Daniel Son ist einer dieser vielen Rapper die seit verhätlnismässig kurzer Zeit (2015) unverhältnismässig viel rausgebracht haben und trotzdem an mir vorbeigegangen sind. Dass ich gleich zwei seiner Projekte mit anderen auf einem Platz unterbringe, hat damit aber nix zu tun. Die sind einfach beide auf Augenhöhe und unfuckwithable. Während „Dirty Dishes“ konventioneller vorgeht, liebäugelt „Bite The Bullet“ mehr mit Jazz und echten Drumfills. Qualitativ aber gleichrangig.

09. Freddie Gibbs & The Alchemist - Alfredo
Ich war sehr aufgeregt, als ich von der Kombi hörte. Freddie ausserhalb seiner seltsamerweise immer etwas ungeilen Solodinger und wenn Alchemist nicht über den Dingen steht, weiss ich auch nicht. Vielleicht bin ich aufgrund der gigantischen Erwartungen ein klitzekleines Bisschen enttäuscht, wahrscheinlich auch weil ich knalligeres erwartet habe. Nur wird das dem Gesamtprodukt nicht gerecht. Für die verspulte Smoothness mit Tyler in „Something To Rap About“ und dem bösartigen Instrumental inklusive bestem Benny-Feature von „Frank Lucas“ lohnt sich die Anschaffung der Platte allein.

08. Run The Jewels - RTJ4
Ich wüsste mal gern, warum ich nicht so wirklich warm geworden mit der Platte. Alle sagen, es wäre ihr bestes Album, ihr politisch wichtigstes. Und ich würde gern zustimmen. Nur diesmal holten mich die Beats wohl einfach nicht zu 100% ab. Rein raptechnisch gibt’s weder bei den Jungs noch ihren Gästen ernsthaft was zu meckern. Man kriegt auch was man von RTJ erwartet. Nur irgendwas hat mir gefehlt. Ich komm nicht drauf.

07. Quakers - II - The Next Wave
Ja, Compilation Charakter. Drei Produzenten und eine Baseballmannschaft an Gastrappern. Alle haben so um die 2 Minuten Zeit, sich zu präsentieren. War auf dem Debüt so, ist hier so. Wenn ich nicht so ein Beatopfer wäre, könnte ich darüber die Nase rümpfen. Dazu komm ich aber nicht, weil mein Kopf so heftig nickt, dass die Koordination der Gesichtsmuskulatur nicht mehr hinhaut. Da sitze ich nun also mit Hängebacke wie Conway nach 54 Minuten Gehirn im Trockner.

06. Blu & Exile - Miles
Gott, was krieg ich geile Reflection Eternal und Like Water For Chocolate Vibes bei dieser Platte. Näher an Conscious Alben der Jahrtausendwende war die letzte Dekade wohl niemand. Vom brisanten und hochintelligenten Inhalt ganz zu schweigen. Das ist dermassen geschmackvoll gemacht, ich fasse es kaum.
Powder To The People
05. KA - The Descendents Of Cain
Schon mehrfach von eti bis Jakob hier gepraised und ich schliesse mich an. Ka ist ähnlich wie Earl Sweatshirt eine Ausnahmeerscheinung. Lyrisch komplett auf Cheflevel, musikalisch über verspulte Samples (nicht ganz so kaputt wie bei Earl) häufig ohne richtigen Beat. Das ist wohl letzten Endes auch der Grund, warum die Platte nicht noch höher bei mir steht. Das Kopfnicken konnte nicht stattfinden. Dafür wird man eingesaugt, festgehalten, hört zu und lernt. Shame on my Primatengehirn.

04. Conway The Machine
- From King To A God
Benny hat mit modernerer Produktion den Weg in den Mainstream gesucht und gefunden und…konnte deswegen nicht voll bei mir punkten. Conway interessiert das nicht. Conway rappt seine Cocaine-Lines unnachgiebig auf Beats zwischen Wu-Tang/Mobb Deep/Cypress Hill-Vibes. Stilgerecht mit Features von Method Man bis El Camino. Oder er holt seine Crew und zerstört auf „Spurs 3“ ein paar Glocken. Deutschrapper versuchen diesen Gangstafilm zu replizieren. Wenn die nur wüssten, mit wem die ficken.

03. Roc Marciano - Mt. Marci
Der verarscht mich doch langsam, oder? Seit 2010 dasselbe Spiel: Alle 1-2 Jahre gibt’s ein Sammelsurium aus 2-5 Sekunden Loopsample + zurückgelehnten Dealerrap. Muss doch langsam mal öde werden. Wird’s nicht. Fragt mich nicht warum. Akzeptiert die Geilheit. Diesmal fehlt vielleicht ein Hit wie „Richard Gear“, aber warum sollte den das interessieren? Pffft.

02. Billy Woods & Moor Mother - Brass
Ach Jakob. Machst mich kurz vor Jahresabschluss auf das neue Projekt von Billy aufmerksam. Ich so: Wird bestimmt geil, aber die Liste steht doch schon. Naja und dann habe ich nicht aufgehört den Kram zu hören. Vielleicht ist es etwas unfair den anderen gegenüber, weil ich über die Langzeitwirkung nicht sprechen kann. They have to live with it. Zu sehr begeistert bin ich von diesem modernen Underground-Hip-Hop, mit seinen seltsamen Samples und der unheilvollen Stimmung. Ehrenfeatures von Mach-Hommy bis John Forte und Navy Blue, textlich erneut mit erschreckender Introspektion völlig im Olymp angekommen. Moor Mother wollen wir übrigens auch nicht aussen vor lassen, ihr Spoken Word Einwürfe und die ganze Attitude passen wie Arsch auf Eimer. Kaufen sie das, es ist gut!

01. Navy Blue - Ada Irin
Ich habe das ganze Jahr über versucht zu ergründen, warum ich von diesem Album nicht los komme. Die Beats könnten ein Grund sein, obwohl ich den Kopf eher selten dazu hebe und senke. Die Polyrhythmik in „Hari Kari“? Come on, wer ausser Kendrick traut sich das? Earl vielleicht, zu dem auch problemlos das Sample in „Simultaneously Bleeding“ gepasst hätte. Sind eh enge Freunde. Das hibbelige „22!“? Die tollen Trompeten in „Crash!“ oder „To Give Praise!“? Das ist kein Grund für ein Album des Jahres. Die Features? Bis auf den natürlich wieder formidablen KA keiner zu sehen. Die Texte? Oh shit, ja. Introspektiv, griffig, metaphergeladen, persönlich. Rassismus, verstorbener Grandpa, Depression, dealen mit dem eigenen Narzissmus als Skateboard-Star. Oder warte mal. Ist es etwa die Kombination aus all dem? Das so ein geschmackvoll konzipiertes, tief in der eigenen Kultur verwurzeltes Hip Hop Album, in seiner Gänze stimmt - die Idee kommt mir erst jetzt. Ich leg das Ding nochmal auf und schaue mir das hier an. Macht ihr mit?
Powder To The People
ach, und powdi oder vielleicht auch andere: wenn ihr tatsächlich (auch dann noch) wert auf meine empfehlungen für 2020 legt, werde ich die wahrscheinlich (festlegen mag ich mich nicht) im frühjahr irgendwann hier präsentieren.etienoir, 03.01.2021 18:33 #

Ich bitte darum!
fennegk
Dem schließe ich mich ebenso an, wie der gesamten, das Komplettistenproblem darlegenden Darstellung von Eti.
:cheers:
Crackerman
Ich kenne hier kaum noch eine Band, vielleicht komme ich noch dazu, an der Diskussion über Altes und Neues, Verfügbarkeit, Komplettismus und weiterem Interessantem teilzunehmen.
Allerdings finden sich beim Schmuddelpunk dann doch noch einige Namen, die mir auch etwas sagen. Supersuckers zum Beispiel, bei denen habe ich die letzte Platte bewusst ausgelassen. Wenn ich die ca. letzten drei davor ganz ok, aber zu wenig abwechslungsreich fand, sollte ich dann der Neuen trotzdem eine Chance geben? Ok, eine Weiterentwicklung bzw. Neuorientierung verlange ich nicht, es war halt zuletzt zuviel Nummer Sicher.
Lucinda Williams habe ich komplett aus den Augen verloren, warum weiß ich nicht. Vermutlich von zuviel anderer Musik zugedeckt. Wenn die Letzte was kann, danke, dann gehe ich da mal wieder bei.
Die neue Purple habe ich noch längst nicht so oft gehört wie Infinite. Sehr schön, wenn sie doch dem einen oder anderen zusagt, bis jetzt gefällt mir Infinite allerdings noch besser. Mal schaun.
Wenn Fontaines DC auch bei dir so gut wegkommt, muß ich die auch notieren. Der Song auf der Heft-CD war ziemlich gut.
Und danke fürs Erinnern an die Boomtown Rats, denen muß ich aus alter Verbundenheit sowieso eine Chance geben, fürs Unterstützen des wunderbaren Raging Planet Labels und für den Alain Johannes Vergleich :bigsmile:.
Donnerjakob
Gewohnt stabil geliefert vom Pauda Yung. Wirft er doch stets einen wachsamen Blick auf das Hip Hop Game und schreibt Texte, die für uns eine Einladung sind, ein wenig in einem Paralleluniversum mit ihm zusammen bei einem Glas Whiskey zu verweilen :cheers:

Freut mich, dass mein Tipp mit Billy Woods & Moor Mother dich noch rechtzeitig erreicht hat. Vermutlich ist da was dran, was die Langzeitwirkung betrifft. Ich hab das Teil bisher auch nur einmal prüfen können, doch hoffen wir mal, dass du nicht recht behältst, denn es schlug heftig ein.

Ich kann dir leider auch nicht sagen, was dir bei Run The Jewels fehlte. Killer Mike und El-P sind beide arschgeile Dudes und ich liebe ihre Solowerke, aber an RTJ komme ich einfach nicht ran. Es ist wie bei Kendrick Lamar, oder besser noch wie bei Der Pate: Die Leute mögen's, sagen MUSS man gesehen haben, doch penne ich immer wieder bei der Pferdekopfstelle ein.

Freddie Gibbs & The Alchemist haben mich im letzten Jahr leider nicht überzeugen können. Freddie Gibbs und Madlib geben einfach die bessere Paarung ab.

Ja, Navy Blue steht völlig zurecht bei dir auf der 1. Ka und Shabazz Palaces haben meine ganze Aufmerksamkeit für Hip Hop im alten Jahr beansprucht, dass Talente wie Medhane oder Navy Blue von mir sträflich vernachlässigt wurden. Ob Earl, Navy Blue, Medhane oder Maxo, ich mag die Jungs und sie vereint irgendwie alle, dass sie zwischen poetischen Komplexitäten und gehackten Jazz-Samples, erst dann in Bestform sind, wenn sie das Ziel irgendwie verfehlen.