so ziemlich das alles ...Powder To The People, 03.01.2021 11:23 #
und insbesondere das hier:
Digital ist Fluch und Segen zugleich. Es ist geil, dass auch der letzte Minenschürfer aus Irkutsk in seiner Freizeit ein Avantgarde-Ambient-Album online stellen kann und ich mehrere tausend Kilometer entfernt problemlos Zugriff darauf habe. Gleichermassen ist das Angebot damit supernovamässig explodiert und viele kommen da auf lange Zeit gesehen nicht mehr mit. Das geht mir mit bestimmten Musikrichtungen auch so. Im Metal mache ich 2-3 Mal im Jahr Kassensturz, und höre mich durch die auf verschiedenen Seiten empfohlenen VÖ's. Was Indie angeht warte ich auf eti und alvi. Ich hab schon genug mit HC und Hip Hop zu tun, den Rest überlasse ich den Experten auf ihrem Gebiet und dinniere dann was mir von denen vorgesetzt wird. Dann siebe ich aus.
Jedenfalls freue ich mich, wenn jemand einfach sagt: "Es liegt an mir. Ich komm nicht mehr mit, ich will nicht, dass es Arbeit wird. Ich grabe mich lieber mit meinen Lieblingen ein.". Anstatt: "Neue Musik kann gar nichts mehr!". Letztere Aussage stimmt sogar ein bisschen, die Masse an belanglosem Bullshit hat sich proportional zur Verfügbarkeit potenziert. Wenn man das Grundrauschen allerdings ignoriert und deep diggt, gibt es so viel gute Musik wie noch nie.Powder To The People, 03.01.2021 11:23 #
... bekommt volle zustimmung.
persönlich habe ich das problem des hangs zum komplettisten und perfektionisten. hat mich schon desöfteren in meinem leben völlig verrennen lassen ...
bei musik sorgt eben die aktuelle entwicklung der potenziell fast vollständigen verfügbarkeit jeden schnipsels aus jedem winkel der welt sowie auch das damit zusammenhängende überwältigende angebot für einen gewissen druck bei derartiger veranlagung. als weiteren punkt würde ich am rande auch noch anführen, dass die masse an kritikern parallel zum angebot ebenfalls enorm zugenommen hat, und bei denen sehe ich tendenziell einen hang, sachen besser zu bewerten, als sie letztlich wirklich sind. heute jagt eben nicht mehr nur der nme die schweineherden durch's dorf.
der versuch halbwegs vernünftiger selektion sorgt dann bei komplettisten tatsächlich für ne menge sekundärer arbeit, und ob man am ende tatsächlich die nuggets abschöpft, bleibt zu einem nicht unbedeutenden teil auch glückssache. schlimmstenfalls kann einem diese sekundäre arbeit zudem ein wenig die freude an der musik generell nehmen, überangebot kann ganz leicht auch zu überdruss führen.
alle diese gedanken habe ich im abgelaufenen jahr mehr oder weniger auch in reale erfahrungen umgesetzt. dass ich immens viel gehört habe, hatte ich ja schon erwähnt. bis zum sommerloch hab ich es dabei sogar geschafft, wöchentlich schritt zu halten, aber ab august/september ist mir das zeitlich nicht mehr gelungen, bald war ich einige wochen zurück. und jetzt - das jahr ist bereits rum - stehen noch rund 50 alben aus, dazu habe ich ca 1500 hinweise auf weitere, möglicherweise interessante veröffentlichungen (die aus verschiedenen quellen kommend jedoch auch überwiegend redundant sein dürften, außerdem sind auch singles und eps mit eingeschlossen), also allein da noch eine menge arbeit. den ebenfalls bereits erwähnten ca 150 alben, die oben anklopfen, möchte ich außerdem auch noch die gebührende aufmerksamkeit schenken, sodass eine topliste, mit der ich nach der ganzen arbeit auch wirklich zufrieden sein könnte, vielleicht im april fertig wäre.
und jetzt hab ich mir schon die ganze arbeit gemacht, jetzt will ich es auch zu ende bringen.
allerdings, und das ist jetzt definitiv: es wird das allerletzte mal sein! so etwas tue ich mir nicht mehr an! das ganze klingt jetzt vielleicht negativer als es tatsächlich war, und man mag sich fragen, warum ich das überhaupt so durchgezogen habe. dafür gibt es allerdings einen einfachen grund: es hat überwiegend auch viel spaß gemacht, nur am ende war der ertrag weit geringer als der aufwand. und - wahrscheinlich entscheidend - mir fehlte dann letztlich auch die zeit, exzessiv meine lieblingsmusik zu hören. daher werde ich mich also nun langsam auch in die reihe der musikrentner einreihen, die ihre meriten genießen und in nostalgie schwelgen ... naja, so ganz wird mir das wohl nicht gelingen, aber irgendwo in der mitte werde ich mich dann platzieren.
ach, und powdi oder vielleicht auch andere: wenn ihr tatsächlich (auch dann noch) wert auf meine empfehlungen für 2020 legt, werde ich die wahrscheinlich (festlegen mag ich mich nicht) im frühjahr irgendwann hier präsentieren.