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ich denk grad...die Musikversion

etienoir
ah, okay, nochmal alles nachgelesen, also in dem punkt tatsächlich amanos formulierung.

runtergebrochen auf meine beispiele:

the cure haben sich mehrmals neu erfunden, und dabei zumindest in der anfangsphase immer wieder verschiedene richtungen eingeschlagen, die jeweils ziemlich einschlugen. und sie haben erst mit dem vierten album ihr spektrum komplettiert, meine ich. das erste album (abgesehen von another day) dieser fröhliche, leicht hibbelig-punkige popsound, der auch viele ihrer späteren hits dominierte. album zwei und drei ziemlich düster-depressiv-meditativ. und dann album vier eher bombastisch-apokalyptisch bis leicht brutal (für ihre verhältnisse).

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etienoir
the clash mit vollpunk auf den ersten beiden alben, das dritte schon leichtes abbiegen, und auf dem vierten dann konsequentes zulassen der worldmusic-einflüsse besonders mittel-/südamerikanischer färbung. also schon nochmal eine weitgehende neuerfindung. album fünf danach wieder mit anderer betonung und immernoch überragend, album sechs - so man es denn ohne mick jones überhaupt zählt - nochmal neu, diesmal allerdings vergleichsweise misslungen.

U2 hatten auch drei ähnliche alben und mit dem vierten eine neue, nicht weniger gute richtung eingeschlagen (album vier ist mein liebstes von ihnen). sie haben sich sogar auf dem siebten album erneut neu erfunden und in etwa zu dem stil gefunden, für den man sie heute noch kennt. beachtlich: seit 45 jahren alles in der gleichen besetzung!

für das beispiel new model army trifft die these am ehesten zu. da kam mit dem dritten album eine neuausrichtung, die auf dem vierten konsequent ausformuliert wurde. auch später haben sie sich immer wieder leicht verändert, wobei es für mich nach dem fünften album konsequent bergab ging, und mich spätestens nach dem achten nur noch langweilte.
Nathanael_x
Sehr interessante Gegenbeispiele Etienoir. Ich behaupte auch nicht, dass es immer so ist, mir ist es nur aufgefallen, dass bei vielen Bands die ich mag beim vierten Album ein Einbruch kommt.

Wie verallgemeinbar diese These wirklich ist können wir ja gemeinsam erörtern.

Bei einigen der von mir genannten Bands sehen viele, unter anderem Amano wie er ja schreibt den Einbruch schon beim dritten Album, für mich persönlich gehören sie noch zu den sehr guten. Z.b. Bloc Party und A Perfect Circle. Wobei ich bei beiden Beispielen zugeben muss, dass das dritte Album nicht an das zweite rankommt (sowohl bei Bloc Party als auch bei Perfect Circle für mich ihr bestes).

Extrem interessantes Beispiel: Radiohead. Für viele ist das vierte Album (Kid A) ein Meisterwerk hoch 2, so einige konnten damit aber nichts mehr anfangen, unter anderem ein Visions Redakteur der (ich meine) 4 Punkte vergeben hat. Na ja, auf jeden Fall kann man da nicht von Stillstand oder mangelnder Kreativität sprechen.

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Amano
Wobei ich eher meinte, beim dritten Album findet eine Band ihren Stil (oder auch nicht). Das war ohne Wertung zu den Bands gemeint.

Bei ratm: Debüt ist klare Marschrichtung 2. viel Experiment (Punk, spoken word) wirkt eher unrund / beim dritten dann wieder rund (und super) da Schnittmenge gefunden

Silverchair: Debüt krachiger Grunge / 2. viel Experiment mit Instrumenten / 3. Sound gefunden und ab da nur noch variiert

Bush: siehe Silverchair

Ob das dann gut ist liegt im Auge des Betrachters. Bei ratm fund ich die dritte super, bei silverchair ok und an die dritte Bush kann ich mich schon nicht mehr erinnern.

Bei den Deftones kamen die Experimente erst zum dritten Album, aber das definierte dann ihren Sound

Bei A perfect circle tu ich mir schwer eMotive als echtes Album zu zählen. Is für mich so‘n Zwischending und kam glaube ich auch nur als Edition mit DVD raus, oder?

Bei Bloc Party war ich nach WEEKEND noch sehr interessiert, hab die folgenden Alben aber nicht mehr so verfolgt. INTIMACY war aber nochmal experimenteller, als WEEKEND.

Klar ist aber jedenfalls: es gilt ja nicht für ALLE Bands :wink:

Finde den Denkanstoß aber super
Woas Sois...
Was wäre denn bei RATM das vierte Album? Das Coveralbum?

Bei Sepultura war das vierte das Beste... aber drei und fünf und sechs auch Großwerke.
Bei Metallica dürfte ich mit Amano einer Meinung sein :floet:
Slayer Nr. 3-5 alles Klassiker.
Bei den Hosen ebenfalls.
Amano
Ich denke ja, bei ratm wirft Nathaniel die Renegade in den Topf.

Ist für mich ähnlich zu sehen wie die eMotive bei APC - ist für mich kein richtiges Album, von dem her wäre es interessant zu sehen gewesen, wie es hier weiter gegangen wäre.

Ebenso stelle ich mir die Frage für Nirvana. Vermutlich hätte Kurt die Band tatsächlich aufgelöst, nachdem das sperrige In Utero trotzdem erfolgreich wurde.
Well we never know

Und bezüglich Metallica: :friends:
etienoir
bin grad nicht im bilde, welche meinung ihr da teilt. ich würde aber (anders als cracker) sagen, bei denen begann der niedergang mit album nummer fümpf, keinstenfalls vier! wobei ich fümpf ohne hintergrund der vorangegangenen diskographie eigentlich auch mag. aber die sahne bleibt halt bei den vier vorangegangenen. und an dieser stelle mal ein ausdrückliches :thumbsup: für kill'em all.
JustusMeinFreund
Bei Sepultura war das vierte das Beste... aber drei und fünf und sechs auch Großwerke.Woas Sois..., 02.08.2021 15:27 #

Und was ist mit dem Ersten? Ein Primitive-Black-Thrash-Classic Sohn der Gleichen!:floet:
Nathanael_x
Ich denke ja, bei ratm wirft Nathaniel die Renegade in den Topf.

Ist für mich ähnlich zu sehen wie die eMotive bei APC - ist für mich kein richtiges Album, von dem her wäre es interessant zu sehen gewesen, wie es hier weiter gegangen wäre.Amano, 02.08.2021 16:33 #

Ja, in beiden Fällen habe ich die dazugezählt. Deine Meinung ist aber auch vernünftig begründet.

Emotive gibt es auch als seperate CD - habe ich.

Bei Metallica beginnt für mich der richtige Niedergang erst mit Album Nr. 6.

Bei ratm: Debüt ist klare Marschrichtung 2. viel Experiment (Punk, spoken word) wirkt eher unrund / beim dritten dann wieder rund (und super) da Schnittmenge gefundenAmano, 02.08.2021 14:49 #

Sehe ich genauso, Battle of Los Angeles ist richtig geil :cheers:

Bei Bush mag ich sowohl das dritte (Science of Things) als auch das vierte (Golden State).

So nebenbei: ich habe mir die Bush live Blu Ray geholt und das Verhalten des zum großteil weiblichen Publikums (dieses Verhalten würde ich als eine Mischung aus dem was man von amüsiert alkoholisierten altweiber Weibern kennt und Teenieschwärmerei bezeichnen) und vor allem Gavin Rossdale, bei dessen Bühnenauftreten ich stellenweise das Gefühl hatte er ist ein Stripper den besagte Damen für einen Jungselinnenabschied bestellt haben finde ich einfach so dermaßen peinlich, dass ich es mir nicht weiter anschauen konnte. Ich wollte die an Amazon zurückschicken, woraufhin die mir das geschenkt haben was die manchmal machen wenn es sich für die nicht lohnt die Rücksendekosten für billige Artikel zu übernehmen. Jetzt muss ich es behalten.

Es mag ja sein, dass rohe Sexualität (haha) zu Rock'n' Roll dazu gehört aber bitte in einer weniger peinlichen Variante :klugscheiss:

Zuletzt geändert von Nathanael_x

Amano
Das klingt fast schon wieder zu geil, um es nicht gesehen zu haben :bigsmile:

Muss ich mal bei Gelegenheit auf YouTube suchen
Nathanael_x
Mein Lieblingsvorwurf an eine Platte ever.

Aus dem Intro-Forum bezogen auf Songs for the Deaf von den Queens of the Stone Age:

Musik für Visionsleser


:a035:
Crackerman
Interessante, durchdachte Theorien hier. Ich werfe mal eine deutlich primitivere in den Raum: könnte es eine Frage des Songschreiber-Talents sein, wie viele hochklassige, abwechslungsreiche Alben eine Band/ein Musiker schreibt? Zumindest meine ich, daß auch den grössten Talenten irgendwann -und wenn erst nach Jahrzehnten- die Ideen ausgehen. Vielen früher :hm:.

@ Nat: ich find´s super, was für gute Ideen du hier zuletzt zur Diskussion gestellt hast. Damit bringst du wieder mehr Leben in den Laden. Bevor noch jemand auf die Idee kommt, den Wortassoziations-Thread zu reaktivieren :lipsrsealed2:
Nathanael_x
@ Nat: ich find´s super, was für gute Ideen du hier zuletzt zur Diskussion gestellt hast. Damit bringst du wieder mehr Leben in den Laden.Crackerman, 09.08.2021 01:10 #

vilen Dank :hi:

Ich werfe mal eine deutlich primitivere in den Raum: könnte es eine Frage des Songschreiber-Talents sein, wie viele hochklassige, abwechslungsreiche Alben eine Band/ein Musiker schreibt? Zumindest meine ich, daß auch den grössten Talenten irgendwann -und wenn erst nach Jahrzehnten- die Ideen ausgehen. Vielen früher :hm:.


So allgemein wie du es beschreibst ist das sicher richtig. Jemand der des öfteren als Beispiel eines Songwriters der ständig gute neue Ideen hatte genannt wird ist Johnny Cash.

Ich glaube was da auch eine Rolle spielt ist, dass man sich irgendwann umorientieren, mit etwas neuen ankommen muss. Muss man nicht, viele wollen aber nicht ständig das gleiche machen. Erst schleifst du an deinem Sound, versucht dann aber doch mit etwas neuem anzumommen. Dann müssen Idee und Umsetzung (bei der man weniger Erfahrung hat als bei den Alben davor) passen. Beispiel für so ein Album, dass imo von der Idee gut aber von der Umsetzung halt naja ist ist das fünfte von Dredg. Wer imo Erfolg mit experimentieren hatte sind imo Bloc Party mit den dritten Album Intimacy. Oft kommt es vor, dass die Nachfolgealben zwar gut gemacht sind aber nicht mehr das revolutionäre des Vorgängers haben und viele vermissen eben das. Z.b. bei Room On Fire von den Strokes was ich selbst sehr mag. Manchmal bewegen sich die Nachfolge Alben in den Konventionen der Vorgänger sind aber nicht mehr mit dieser Leidenschaft, Spontanität, Herzblut sondern eher durch Berechnung und Erfahrung entstanden. Was noch ziemlich oft passiert: Bands werden erfolgreicher und fangen ihren Sound (manche mehr, manche weniger) kommerziell zu verwässern.

Das sind jetzt halt einige Gedanken die mir dazu so eingefallen sind. Mir persönlich ist aufgefallen, dass halt der Einbruch oft mit dem vierten Album kommt (wie wir hier aber bereits erörtert haben nicht ausschlieslich :wink: )
eigenwert
@ Cracker:

Bitte keine schlafenden Hunde wecken :klugscheiss: !
eigenwert
Nat, da muss ich mal blöd reinfragen: wieviele (und welche ) ongs hat Johnny Cash denn wirklich selbst geschrieben?
Nathanael_x
Ich werde das jetzt genau nachrecherchieren und dir später eine kompetente Antwort liefern. Auf den späteren Alben hat er viel gecovert, das stimmt.
etienoir
da wirst du aber seeehr viel arbeit haben. der hat ja nicht erst seit den 90ern musik gemacht (american recordings), sondern seit den 50ern knapp 100 alben mit überwiegend eigenkompositionen aufgenommen. plus massig anderes.
eigenwert
Auf den frühen, meine ich, halt auch.
Ich hab selber so einiges von ihm rumstehen, mir ist es aber ehrlich gesagt grade zu mühsam, selber nachzuschauen. Job for a Cowboy :cheers: !
etienoir
hab grad bei wiki mal nur die ersten 5-10 alben durchgeklickt. da sind meist so die hälfte bis zwei drittel eigenkompositionen. wenn er das so halbwegs durchgehalten hat, wird der nat ne liste mit einigen hundert songs erstellen müssen ...
etienoir
und um ihm die arbeit abzunehmen: hier (https://secondhandsongs.com/artist/665/works) gibt's ne liste.