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kleine Albenkritiken für Zwischendurch

SHITHEAD
Haha, dann müsste ich mich ja aber auch an meiner All We Love We Leave Behind stören. Ist aber nicht der Fall, auch nicht bei den ganzen anderen Doppel-LPs in meinem Regal. Ich find die Opposites einfach zu unfokussiert, das könnte einfach alles bissl knackiger sein.

Erster Durchgang der neuen Tocotronic: Superb! Die Stimme, dieser Gitarrensound. Und bei "Warm und Grau" kommt der Fuzz just in dem Moment, als man denkt, jetzt müsste der Fuzz kommen. Top Scheibe.
Mulaggi
Klar bringt es einem irgendwo ein nicht so tolles Gefühl, wenn auf einem Album auch schwächere Lieder zu finden sind, aber letztlich ist mehr Auswahl besser als keine Auswahl (meine Meinung).schmirglie, 13.02.2013 16:59

Kann sich noch einer an das letzte Album der Kaiser Chiefs erinnern? Da konnte man zumindest in der Vorbestellerphase aus einer Auswahl an Songs, sich seine eigene CD zusammenstellen. Auf den ersten Blick eine interessante Idee, wobei mir dann doch der Kontext bzw. der Hintergrundgedanke des Künstlers fehlt. Ähnlich geht es mir, wenn zu viele Songs auf ein Album gepackt werden, das wirkt dann meist so unfokussiert, austauschbar und beliebig. 10 bis 12 Songs (keine Post-Rock-Epen, normale Songlänge) halte ich für absolut ausreichend.
Woas Sois...
All we love we leave behind ist doch kein Doppelalbum :confused:
Ich bin aber auch für eine etwas konsequentere Auswahl bei den Künstlern. Da wird oft noch unnötiges Material draufgepackt um die Spieldauer auszureizen.
Ich will ja keine Reign in Blood mit 20 Bonussongs.
SHITHEAD
Ich hatte Schmirglie's Aussage (irgendwie) auf Doppel-LPs bezogen, deswegen hab ich AWLWLB genannt

Wenn ihr mit euren Vinyls nicht skippen könnt ist das ja nicht mein Problem :tongue:schmirglie, 13.02.2013 16:59
LUNACHICK
Pure Love - Anthems

Nach einigen Durchläufen kann ich folgendes sagen:
Wer so ne tolle Stimme hat, darf auch singen. Das gefällt schon mal. Einige Songs schreddern mit viel Glück an einer Extraportion Käse vorbei und retten den Song, andere fahren rücksichtslos mit 180 mittenrein und sorgen für den ein oder anderen Fremdschämmoment. Ich hör gerne die Platte durch, kann man auch im Auto gut so nebenbei laufen lassen, wenn Mutti mitfährt. Man muss aber auch ganz klar sagen, dass das musikalisch jetzt nicht wirklich "something to write home about" ist. Es wird viel wiederholt und ist auch mal richtig vorhersehbar und monoton...und breitbeinig...und mit Glitzer drauf...
Trotzdem alles in allem kein schlechtes Ding für die 5 Euro, die ich für den Download gezahlt habe, und ich freu mich, mir das ganze bald live anzuschauen.

Hinhörtipp: Die Single "Beach of Diamonds"

Weghörtipp: "Bury my bones" (tut körperlich auch ein bisschen weh)

Ich gebe 7/12
LarryRansomInferno
Amanda Palmer & The Grand Theft Orchestra - Theatre Is Evil

Habe mir das gute Stück eher mal auf Verdacht von nem Freund ausgeliehen, da ich sie mit Amanda Rogers verwechselt habe. Dementsprechend war ich überrascht, als ich beim ersten Stück glaubte, einen Mann singen zu hören.
Nach ein wenig Eingewöhnungszeit wusste ich, was Sache ist, und startete nochmal von vorne.
Schon der Opener Smile (Pictures or it didn't happen) hat mich positiv überrascht. Ich liebe Alben, die mich an einer Reihe von Künstlern riechen lassen, aber ich kann nicht reinbeissen, weil sie doch einen Tick zu weit weg sind. Und genau so geht es mir bei diesem Album.

David Bowie hält mir direkt zu Beginn die Fingerchen hin, aber der alte Sack ist doch schnell genug, dass ich ihn nicht erwische. Danach kommt direkt eines meiner Highlights auf dem Album. The Killing Type erinnert mich vom Instrumentalen her komischerweise stellenweise an Klaus Nomi, ist aber ein Song, der in einem ziemlich treibenden, mitreissenden Refrain mündet, was man Herrn Sperber recht selten unterstellen konnte.

Do It With A Rockstar hat ein wenig gebraucht um bei mir zu zünden, aber Textstellen wie "I don't want your body, just a part to listen to INXS" konnte ich schlussendlich nicht widerstehen. Danach folgt mit Want It Back die erste Single des Albums. Klingt ganz klar wie strukturierte Paper Chase auf dem Synthie-Trip und kann mit einem "skandalösen" Video aufwarten. Da hat die Frau doch unterhalb des Skalps tatsächlich Haare am Körper, man weiss gar nicht wo man noch hinbrechen möchte, nach ca. 500.000 Views auf youtube.

Grown Man Cry, das im Anschluss folgt, ist zusammen mit Bottomfeeder der Schwachpunkt des Albums, beides musikalisch ziemlich eintönig und kann mich auch textlich nicht wirklich begeistern.
Trout Heart Replica und The Bed Song bringen doch ziemliche Stimmungsbrüche mit sich und erinnern an Spektor, Merchant oder Amos. Gerade THR find ich ganz stark.

Das Instrumental A Grand Theft Intermission reisst einen direkt wieder aus der von THR verursachten Trance, A Fall of Efrafa verliert sich in einem von Bläsern getragenen Soundtrack.
Bei Lost schwebt ein Hauch von Joe Jackson, der sich halbherzig an Nintendocore versucht, durch den Raum.

Massachusetts Avenue ist dann quasi das Heimatlied des Albums, mit schön hypnotischer Heimorgelmelodie im Refrain. Ich warte auf das Heino-Cover. Allerdings dürfte er sich schwer daran tun, Zeilen wie:
There's the crosswalk where a milk truck almost ran me down
The day I finally saw you when you got back into town
I don’t know if you saw me, 'cause I turned so quick around
Hiding into traffic, clearly dying to be found

ins Deutsche zu übertragen.

Melody Dean ist eine sehr offensichtliche Hommage an The Knacks 'My Sharona', versteht es aber durch den fast schon jodelartigen Gesang eine eigene Note zu setzen und kommt Live wirklich sehr gut.

Nach Berlin, das auch aus einem souligen Musical stammen könnte, folgt schliesslich mit Olly Olly Oxen Free der Schlusspunkt des Albums. Dieser vereint nochmal viele Elemente, die dieses Album so stark machen. Große Melodien, tolle Texte, die nicht nur den Zuhörer aufs Korn nehmen, sondern auch die Interpreten selbst sowie der Einsatz vieler musikalischer Einflüsse, die dicht unter der Oberfläche brodeln.

Alles in allem eines der schönsten Pop-Alben, das ich in den letzten Jahren gehört habe. Für mich eine wunderbare Überraschung.

(Tja und das Review war jetzt doch nicht ganz so kurz...scheiss drauf.)

Die schönste Stelle des Albums:

And killing things is not so hard
It's hurting that's the hardest part
And when the wizard gets to me
I'm asking for a smaller heart
And if he tells me "no"
I'll hold my breath until I hit the floor
Eventually I'm know I'm doomed
To get what I am asking for

Now my heart is exactly the size
Of a six-sided die cut in half
Made of ruby red stained glass

Can I knock you unconscious as long as I promise
I'll love you and I'll make you laugh?
OneFingerSalute
Schöner Text!
SHITHEAD
Tocotronic - Wie wir leben wollen

Die erste 12 des Jahres? Nicht ganz, aber viel fehlt tatsächlich nicht. Kann ja mit jedem weiteren Hören noch werden. Aber von vorn: Deutlich homogener und "runder" als der Vorgänger, dafür fehlen auf's erste Hören die Riesenhits. Lotzow's Stimme leiert sich unaufhörlich immer tiefer in dein Inneres und sorgt für wohliges Schauern, während der Gitarrensound für ein warmes Rundum-Gefühl sorgt. Die Texte kann man natürlich klamaukig finden, oder herrlich abstrakt und entsprechend offen für Interpretationen. Ich find sie super und summe schön "Im Keller wartet schon der Tod" vor mich hin. Die Nummer, die mich aber immer wieder durch die Bude tanzen lässt, ist "Warm und Grau" - wie der Rock'n Roll hier die 2 Minuten psychedelischen Grusel-Einstieg vom Feld jagt ist einfach schweinisch geil! Momentan ne 11, aber die hat noch Luft. Super Ding, das.
OneFingerSalute
Dass du so'n großer Tocotronicer bist, hätte ich echt nicht gedacht. Oder gerade erst geworden?
Woas Sois...
Vor allem die "neuen" Tocotronic :hm: Bei mir ist da eher etwas die Luft raus, die Schall & Wahn war mir zu divergent. 2-3 Supersongs und auch Müll dabei.
SHITHEAD
Dass du so'n großer Tocotronicer bist, hätte ich echt nicht gedacht. Oder gerade erst geworden?OneFingerSalute, 03.03.2013 11:09


Nee, die waren eine der ersten Gitarrenbands überhaupt für mich. Die ersten Alben fanden meine Kumpels super, mir waren sie (damals) zu lärmig. Aber mit KOOK hatten sie mich. Und dann mit jedem Album von neuem überzeugt...
SHITHEAD
Texas is the Reason - Do You Know Who You Are: The Complete Collection
Einer der Emocore-Klassiker schlechthin. Und was ein absolut großartiges Album das Ding auch nach 17 Jahren noch ist! Eine meiner drei (wenn nicht DIE) Platten für die Insel. Die Texte sind die reine Verzweiflung und von einer durchschlagenden Ernüchterung und Verbitterung, dem gegenüber steht der leicht vertrackte, aber ungemein dynamische Sound. Dieses Album ist mehr "leck mich am Arsch" als jede andere Platte, die ich kenne. Und es ist einfach nicht totzuspielen. Von Eingängigkeit kann eigentlich nicht die Rede sein, und trotzdem sind alle Songs irgendwie Hits, deren "Hittigkeit" man aber erst mit jedem neuen Hören zu entdecken meint. Irgendwo hab ich mal gelesen, dass, wenn Aliens auf der Erde landen würden und du ihnen Emo erklären müsstest, spiel ihnen diese Platte vor. Kann man nur n fettes Ausrufezeichen dahinter setzen. Die Complete Collection behinhaltet zudem die mindestens genauso brillante s/t EP, 2 Split-Beiträge und 2 neue Songs. Pflichtbesitz, aber sowas von, weil: Dieses Meisterwerk ist für IMMER. 12, glatt.
-pmh-
Tocotronic - Wie wir leben wollen
Momentan ne 11, aber die hat noch Luft. Super Ding, das.SHITHEAD, 02.03.2013 19:30


so komisch sich das auch anhört - aber auch mir gefällt das ding durchaus. nicht alles und ne 11 gibts schon gar nicht - aber trotzdem hat es "wwlw" in den letzten wochen schon auf drei durchläufe gebracht.
jetzt wird sogar interesse am konzert im april wach.
Drunken Third
Irgendwo hab ich mal gelesen, dass, wenn Aliens auf der Erde landen würden und du ihnen Emo erklären müsstest, spiel ihnen diese Platte vor. Kann man nur n fettes Ausrufezeichen dahinter setzen.SHITHEAD, 03.03.2013 19:48


Das war glaub ich die Beschreibung bei Green Hell, not?
SHITHEAD
Das war glaub ich die Beschreibung bei Green Hell, not?Drunken Third, 04.03.2013 09:42


Grad mal geschaut, stimmt tatsächlich. Man sollte ja nicht alles für bare Münze nehmen, was die so schreiben, aber hier haben sie einfach mal den Nagel auf den Kopf getroffen.

Was ich in der Rezi vergaß: Auf keinen Auftritt freue ich mich beim Groezrock mehr! :elefant:
OneFingerSalute
Ich habe die TITR bisher nur auf der Festplatte, eigentlich könnte ich das ruhig mal ändern.
SHITHEAD
Ich habe die TITR bisher nur auf der Festplatte, eigentlich könnte ich das ruhig mal ändern.OneFingerSalute, 04.03.2013 12:07


Stelle er sich eine Aufforderung in maximal möglichem Befehlston vor! Los los!
Olsen
hahaha, lustig. ich hab auch noch 'ne alte vinyl, die auf 45 umdrehungen abgespielt werden muss. das kann einen schon mal irritieren.
OneFingerSalute
Bei dir klingt's, als wäre das ein altertümliches Phänomen, haha. Kommt doch auch heute noch regelmäßig vor. Bei manchen heftigen Metal- und HC-Sachen falle ich auch manchmal drauf rein, eine Celeste-Platte lief bei mir zuerst für ein paar Minuten mit der falschen Geschwindigkeit. Und eine Unearth-7" habe ich sogar ein paar Mal auf 33 gehört, bis ich's gecheckt habe :messer: