Wenn man das so liest scheint lahm der beste bzw. wichtigste spieler zu sein. Unauffällige spieler die zuverlässig spielen, aber keine überraschungen, oder etwas "zauber", auf den platz bringen. Kann man mit so einem team gewinnen?ZIRKEL, 04.07.2014 10:36 #
Das sehe ich als das größte Problem, daß zu viele zu unauffällige Spieler dabei sind. Es ist richtig, solange man in Ballbesitz ist, kann der Gegner kein Tor schießen (Phrasenschwein ick hör dir trapsen). Insofern ist Lahm auf der 6 eine richtige Entscheidung. Die Passmaschinerie läuft und man hat in dem Bereich die besten Statistiken. Das Problem ist, die wenigsten Tore werden herausgespielt. Das 1:0 gegen Ghana, dieses Knietor, könnte man als rausgespielt ansehen, und natürlich das 1:0 gegen Algerien. Das 2:0 war erst gut rausgespielt, aber letztendlich dann doch wieder nur ein Abstauber, wie so viele andere Tore. Eine magere Bilanz, wenn man Aufwand und Ertrag mal vergleicht. Meiner Meinung nach ist der Grund dafür genau dieses Sicherheitsdenken. Die Pässe werden im Halbkreis um die gegnerischen Ketten drumrum gespielt, aber keiner geht mal in die Tiefe. Schürrle macht das, wird aber immer nur eingewechselt. Müller kann das, spielt aber zentral. Ösil könnte solche Pässe spielen auf die Außenstürmer spielen, spielt aber auf der Position, die selbst in solche Räume gehen muss und kann die Pässe gar nicht anbringen. Kroos kann solche Pässe spielen, hat aber im Kopf wieder die Bremse, die man von ihm gewohnt ist und spielt in den Fuß und nicht in den Raum. Lahm bringt offensiv so gut wie gar nix auf der 6 und Khedira und Schweini bringen erwartungsgemäß nach den Verletzungen insgesamt keine Topleistungen.
Sich weiter auf die Abstauber und Standards zu verlassen, das klappt ne Vorrunde lang, das klappt gegen Algerien, aber geht das gegen immer stärkere Gegner noch 3 Spiele lang gut? Das ist für mich zu wenig.
Dazu kommt noch, daß die Abwehr tatsächlich zu wackelig ist, um ständig mit einem Abstauber 1:0 weiter zu kommen. Das ist aber auch kein Wunder. Dieses 4-3-3 hat einen entscheidenden Nachteil. Macht Lahm einen Fehler, stehen dahinter nur noch die IV. Die Idee ist wohl, durch die drei auf dem Platz stehenden potentiellen Sechser zwei auf außen als Anspielstation zu haben und dadurch weitestgehend auf offensiv ausgerichtete AV verzichten zu können. Aber funktioniert das? Gegen Algerien sind sich Kroos und Lahm ständig in der Mitte über die Füße gelaufen. Da war zwar Breite dadurch, daß dann doch wieder die AV aufgerückt sind, aber die dürfen ja in dem System nicht zu weit aufrücken (und können das ja auch gar nicht) und so kriegt man keine Tiefe da rein. Andererseits ist es dann so, daß bei offensiven Aktionen von Lahm und Ballverlust keine Absicherung für Lahm da ist. Das war das Elend gegen Ghana und konnte man auch in anderen Spielen beobachten.
Für mich ist da gar nicht das Problem, daß die einzelnen Positionen falsch besetzt sind, das sind sie wohl auch, wenn 7 Leute nicht auf den gewohnten Positionen spielen, das Problem ist das System selbst. Man muss das System den Leuten anpassen und sich nicht irgendein System ausdenken, für das man gar nicht die Leute hat, bzw. mit dem man seinen Leuten der größten Stärken beraubt. Es wird immer wieder auf die Balance zwischen Offensive und Defensive verwiesen. Das ist ja auch richtig. Aber die Balance erreicht man doch nicht dadurch, daß man in der Offensive einfach was wegnimmt. Dann wird man bei der WM sehr schnell zum Leichtgewicht.
Frankreich wird natürlich heute versuchen, mit ihren grandiosen Offensivkräften das Spiel selbst zu machen. Das käme uns entgegen, wenn man es schafft, endlich mal wieder schneller die Konter durchzubringen. Der Weg, mit der Passmaschinerie die Franzosen hinten rein zu drücken und mürbe zu spielen, wird nicht funktionieren, da jeder Ballverlust doppelt so gefährlich sein wird wie gegen Algerien.
Mal sehen, was das heute wird. Ich war selten so gespannt auf die taktische Ausrichtung eines deutschen Teams wie heute.