Meine These war ursprünglich, daß die Behauptung, es ginge beim Thema Unternehmenskultur um das Wohlbefinden des Mitarbeiters, zynischer Scheiß sei. Mit dem, was du da ausführst, unterstreichst du das doch nur. Es ist sogar noch zynischer. Es geht nicht um den Mitarbeiter, es
kann sich sogar gegen den Mitarbeiter wenden, und vor allem, wenn man deiner Definition folgt, dann ist alles andere scheißegal. Kinderarbeit beim Zulieferer? Scheißegal, wir haben ja ne tolle Unternehmenskultur.
Wenn ich allerdings mal im Netz etwas stöbere, dann finde ich solche Definitionen wie "gemeinsamen grundlegenden Orientierungen", die das Verhalten in der Firma steuern sollen. So eine grundlegende Orientierung kann sich doch sehr wohl auf das Verhalten gegenüber Dritten beziehen, oder nicht?
Ist auch Erbsenzählerei. Wie gesagt, alleine, daß es so eine Erbsenzählerei braucht, zeigt mir doch, daß da etwas furchtbar im Argen liegt. Und darüber willst du einfach nicht diskutieren. Du willst dich in nem Unternehmen einfach nur wohlfühlen bzw. daß sich deine Angestellten wohlfühlen, der Rest ist dir egal. Ist doch okay, wenn du so denkst.
Abgaben zahlen ohne Trickserei... damit meinte ich zB, daß man nicht Tausende von Tochterfirmen gründet, die keinerlei Sinn haben außer dem, weniger Steuern zu zahlen. Oder so ein Fall wie bei Fluglinien ... da gehts nicht um Steuern sparen sondern um Subventionen kassieren, was aber am Ende das Gleiche ist, weil es der Allgemeinheit Geld kostet. Die Fluglinien, die für jede Stulle, die sie auf einem Flug außerhalb der EU verfüttern, Agrarsubventionen kassieren, weil sie ja entsprechende Produkte exportiert haben
Das mag rechtlich einwandfrei sein, entspricht aber für jeden Deppen erkennbar nicht dem Sinn des Gesetzes. Als respektables Unternehmen sollte das für mich eine grundlegende Orientierung sein, solche Lücken im Gesetz im Sinne der Allgemeinheit auszulegen und nicht zu meinem eigenen Vorteil.
Man hat mich natürlich auch schon bei der Arbeit gelobt. Was hab ich davon? Nix. Meine Arbeit mach ich so oder so gut, der Zeitaufwand bleibt der Gleiche, die Bezahlung ebenfalls. Bei meinem letzten Arbeitgeber habe ich mal einen höheren 5stelligen Betrag in der Datenbank "entdeckt". Geld, was dem Unternehmen zustand, aber schlicht und ergreifend wegen eines Fehlers in nem Script, was ich nicht verbrochen hatte, nicht gebucht wurde. Hab ich natürlich an die Chefetage weitergegeben. Die fanden das erwartungsgemäß super, haben mich auch sehr gelobt. Hatte ich deswegen mehr auf dem Konto, mehr Urlaub oder konnte früher nach Hause? Nö. Ich hatte ja einfach meinen Job gemacht und zwar gut. Hatte das Unternehmen was davon? Ja. Mehrere Zehntausend Kröten.
Übrigens gabs in dem Unternehmen auch ein gutes Verhältnis untereinander, zu den Chefs, es gab einen Fitnessraum, Betriebsausflüge zur Rheinkirmes, aufwendige Weihnachtsfeiern, bei nötigen Überstunden vom Chef spendiertes Sushi, bei erfolgreichem Abschluss eines Projekts mittags großes Buffet usw. Hat mir das Arbeiten da Spaß gemacht? Nein. Weil ich genau wusste, in der Zeit, in der ich die Datenbank durchforstet hatte, hätte ich genauso auch was Schlaues schreiben können, meinen Viechern Auslauf gewähren können oder meinen Eltern bei der Gartenarbeit helfen können. Alles deutlich sinnvollere Sachen.