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Der neue "Was hört ihr gerade"-Thread

Crackerman
Tja, war wohl keine schlechte Idee. Ich hatte mir die andere auch noch rausgenommen, aber die geht jetzt ungehört wieder zurück.
AERPELSCHLOT
dunkel erinnere ich mich, dass wir uns schon einmal ansatzweise darüber ausgetauscht haben.

du erlebst diese art der musik also als eine meditative unterstützung oder gar meditativen auslöser. das respektiere ich nicht nur, sondern schätze es hoch ein.

mir ist das nicht nur oberflächliche, sondern tief gehende erforschen des eigenen wesens einer der wichtigsten aspekte des lebens. nirgendwo sonst hat man einen direkten zugang zum existentiellen der welt, alles andere ist immer vermittelt durch stark gefilterte sinneseindrücke. nirgendwo sonst ist wahrheit wirklich erfahrbar als im eigenen inneren, selbst der eindruck einer äußeren wahrheit findet letztlich innen statt.

und die wahrheit sind selbstverständlich nicht immer rosarote wölkchen, viel spannender sind dunkle gewitterwolken. wenn ich oben von positiven assoziationen schrieb, war das missverständlich ausgedrückt, wichtiger war teil zwei des satzes: emotional gefärbte, denn eigentlich meinte ich es als abgrenzung gegenüber langeweile. langeweile empfinde ich immer dann, wenn äußere eindrücke in meinem inneren keine oder kaum emotionen auslösen, und nebenbei: eben das ist bei dem stück leider der fall. du schreibst, du findest rein positive gefühle langweilig. dem kann ich allerdings nur bedingt zustimmen, denn ich schätze z.b. euphorie oder liebe mindestens genauso hoch ein wie z.b. grauen oder furcht. entscheidend ist für mich nicht die wertende tendenz, sondern die intensität. daher höre ich genauso gerne oder vielleicht sogar lieber düstere als euphorisierende musik. an shoegaze z.b. schätze ich weniger das oftmals zu zuckrige als das bedrohlich-sphärische, drängende, abseitige, traumhafte.

allerdings - und da kommen wir zum entscheidenden unterschied in unseren hörgewohnheiten - "nutze" ich musik selten, als instrument oder werkzeug, um in meine inneren tiefen vorzudringen, sondern - vielleicht ist das oberflächlicher - als selbstzweck. ich möchte sie bzw. die emotionen, die sie auslöst, einfach genießen oder besser - einfach nur erleben. nochmal betont - das dunkle klar mit eingeschlossen, denn es lockt mich irgendwie. um meine inneren abgründe und höhen wirklich zu erleben und kennenzulernen, versenke ich mich in erster linie in meine traumwelten. ich träume häufig luzid, also im wissen um meinen bewusstseinszustand, mit mehr oder weniger ungetrübter klarheit über das erleben und der möglichkeit, das traumleben bis zu einem gewissen grad zu steuern. zu beschreiben, was für welten sich dort auftun, würde hier den rahmen sprengen.etienoir, 06.03.2016 09:47 #

So, auch ne etwas verspätete Antwort, aber ich wollte mich dem in Ruhe widmen, weil mir das wichtig ist.

Vieles von dem kann ich so unterschreiben. Der Part mit der inneren Wahrheit zB, und daß die Intensität entscheidend ist auch. Mit der Einschränkung, daß Liebe, Euphorie und dieser ganze positive Kram ja eben nicht unbewusst stattfinden. Du kriegst das mit, daß du euphorisch bist und weißt meist auch immer, was das auslöst. Da passiert nicht viel unbewusst. Macht ja auch keinen Sinn. Das Hirn packt das ja nur weg, wenns schwer auszuhalten ist. Positive Gefühle sind in der Regel nicht schwer auszuhalten, also auch nicht unbewusst und somit wenig spannend, vereinfacht gesagt.
Beim Shoegaze mag ich übrigens auch nicht das Zuckrige, sondern eher das, daß sich in dem großen Soundbrei die Strukturen auflösen und teilweise in dem ganzen Lärm nur noch zu erahnen sind. Ich finds spannend, manchen macht genau das schon Angst.

Ich würde meine Auseinandersetzung mit der Musik selbst nicht meditativ nennen. Klar, das klingt erstmal so. Aber das ist ja kein bewusster Prozess, sich hinsetzen Musik an und Ommmmm machen. Die Wirkung auf das Unbewusste hat das ja, ob man sich nun intensiv auf die Musik konzentriert oder eben nicht und einfach nur so nebenbei hört.
Und es geht halt wirklich um das Unbewusste. Damit ist NICHT gemeint, daß ich irgendwelche konkreten Assoziationen erlebe, also irgendwelche Geschichten, wie eben in einem Traum und die lösen dann Emotionen aus. Wenn du etwas im Unbewussten abspeicherst, dann kannst du das ja irgendwie triggern. Du stupst das an und schon macht das Kirmes, also irgendein äußerer Anlass, der ein Gefühl auslöst, ohne daß du weißt, warum jetzt eigentlich, also gänzlich ohne konkrete Geschichte. Und darum geht es. Tief eintauchen in einen selbst. Was das konkret ist, was etwas auslöst (also zB ne nicht mehr zugängliche Erinnerung an ein Kindheitstrauma) und was das ist, was wiederum den Auslöser auslöst (also irgendein aktueller Sinneseindruck, der unbewusst wieder an das Kindheitstrauma erinnert), ist wurscht, nur was am Ende ausgelöst wurde (also die Angst, das Gefühl der Bedrohung oder was auch immer), ist wichtig. Quasi in einer geschützten Umgebung (denn Musik tut einem ja nix) die Dinge erleben, die einen sonst aus den Schuhen kloppen würden. Und je tiefer man da vordringt, desto heftigere Empfindungen und desto weniger machen einem diese tiefen Empfindungen später Angst, bzw. auch die Angst vor der Angst verschwindet langsam. Und um diese Tiefe zu erreichen, ist es wichtig, daß man sich vom Ufer löst. Also je schlichter und simpler der Sound, desto tiefer kommt man. Du kannst dich nämlich nicht mehr am Rhythmus oder an der Melodie entlang hangeln, und so im Wohlfühlbereich verweilen, wenn es mal bedrohlich wird. Minimalistischer ist also spannender. Komplex ist langweilig, weil es viel zu viel vorgibt, was man vielleicht schon lange abgehandelt hat.
Eines meiner absoluten Lieblingsalben aller Zeiten und sicherer Bestandteil der Liste für die einsame Insel ist "Trilogie de la mort" von Eliane Radigue. Ein Album, drei CDs, drei Stunden irgendwelche sich überlagernde und ständig ganz langsam verändernde einfache Töne. Minimaler geht kaum noch. Aber genau das Album ist das, was mir am tiefsten geht, was am spannendsten ist, weil fast nix mehr auslöst als das. Der Raum um mich rum wird sofort total leer, ich verliere jeglichen Bezug zur Welt da draußen und gleichzeitig fülle ich den Raum aus, in mir tun sich unendliche Weiten auf, keine Hindernisse mehr, die mich von irgendwas abhalten. Ein bißchen sowas wie meine Tardis (Dr. Whos Raumschiff/Zeitmaschine), die von außen gesehen kleine Telefonzelle, die aber von innen riesig ist und unendlich viele Möglichkeiten bereit hält und fast keine Grenzen des Möglichen kennt.
Interessanterweise ist Eliane Radigue selbst schon ewig Buddhistin. Aber wenn Olsen schreibt:
Ich kann noch von der Seitenlinie einwerfen, dass der Buddhismus der Ansicht ist, dass es so etwas wie ein "Ich" überhaupt nicht gibt, lediglich eine zufällige Anneinanderreihung sich ständig wechselnder Zustände des Geistes.

, dann weiß ich auch wieder (ist natürlich nicht mein erster Kontakt damit), daß Buddhismus für mich nix ist. Klar, zufällige Aneinanderreihung, das ist ja nicht verkehrt. Letztendlich ist es wahrscheinlich schon Zufall, wie man grad so beieinander ist. Aber genau dieses zufällige Muster, was das erzeugt, das ist doch das Ich. So wie ein Fingerabdruck. Viele zufällige Linien, ineinander verschlungen, unterbrochen, ineinander verlaufend, aber am Ende kommt ein Bild bei raus und das ist halt einzigartig. Und wenn du einen Fingerabdruck hinterlässt, da reicht ja schon ein Teil von einem von 10 Fingern, um dich zu identifizieren. Und so ist es doch auch irgendwie mit der Seele oder mit dem Ich. Vieles bleibt verborgen, die 9 Finger, die das Objekt nicht berühren, hinterlassen keine Abdrücke, aber sind ja trotzdem da und hinterlassen vielleicht beim nächsten Objekt ihre einzigartigen Abdrücke. Und wenn selbst der eine Abdruck nicht ganz komplett ist, so ist er doch eindeutig zuzuordnen.
Ich finde dabei auch die Diskussion, ob es einen freien Willen gibt oder nicht, wenig hilfreich. Denn egal, ob es einen gibt oder nicht, oder ob die Psyche mit der Darmflora zusammenhängt oder nicht, am Ende kommt ein zusammenhängendes wie auch immer geartetes Bild raus und das will ich erkunden und mir selbst möglichst exakt vor Augen halten. Mehr nicht. Und wie gesagt, das geht halt nicht, wenn ich durch Musik Konventionen/Strukturen von anderen Menschen ausgesetzt bin. Stimulus ja, aber möglichst ohne erkennbare Struktur.

Hier mal noch ein Teil aus "Trilogie de la Mort". Einfach mal 2 min reinhören und dann mal im Schnelldurchlauf durch den Song skippen. Dann wird das Prinzip dieser Musik schon klar.


Und noch ein kleiner persönlicher Ausflug zum Thema Angst. Ich hab hier ja neulich erwähnt, daß ich eigentlich nur Kind Nr.2 meiner Eltern bin, meine große Schwester aber kurz nach der Geburt gestorben ist. Dadurch war ich absolutes Wunschkind und das haben meine Eltern mich auch immer spüren lassen. Behüteter und gleichzeitig freier als ich kann man kaum aufwachsen. Ich konnte machen, was ich wollte, für meine Eltern wars okay, weil war ja Wunschkind. Und das nimmt Ängste. Du tobst dich aus und immer im Bewusstsein, daß deine Eltern dich so oder so lieben werden und dich im Notfall auch aus brenzligen Situationen raushauen werden. Maximales Urvertrauen. Dafür liebe ich die beiden auch über alles. Und genau deswegen bin ich ein sehr unängstlicher Mensch. Eigentlich hab ich vor fast nix Angst, ich bin einfach nur neugierig. Und das hilft bei meinem Tun und bei meinem Zugang zur Musik sehr.
der_acki

Orange Juice - You Can't Hide Your Love Forever
der_acki

Wire - Pink Flag
CYBERBORIS
Neues Projekt von Paul Westerberg und Juliana Hatfield!



The i don't cares - Wild Stab
CYBERBORIS


Liberator - Too Much Of Everything
Amano
Bild anzeigenOlsen, 08.03.2016 15:46 #


schon wieder Dave Grohl hier (der hat doch auf einem Song hier Schlagzeug gespielt, oder?)
Woas Sois...
Auf der ganzen Platte.
JustusMeinFreund
Sick Of It All - Yours Truly


Meisterwerk, 12/12. Für 99% des Forums allerdings nichts. :smile:
HIRNTOT
Auf der ganzen Platte.Woas Sois..., 08.03.2016 17:05 #

Zufällig die beste Killing Joke, auch wenn es wahrscheinlich nicht speziell an Grohl lag.


Mann, ist das langweilig. Hab ja jedes Mal die Hoffnung, dass sie noch mal ansatzweise das Niveau der ersten drei Platten erreichen, aber ich glaub, das kann man echt vergessen.
JakeofallTrades
Charismatischer Indiepunk mit Female Vocals!

eigenwert
Auf der ganzen Platte.Woas Sois..., 08.03.2016 17:05 #

Daher der Bandname :tongue: ?
KurdtKillsBoddah

Mann, ist das langweilig. Hab ja jedes Mal die Hoffnung, dass sie noch mal ansatzweise das Niveau der ersten drei Platten erreichen, aber ich glaub, das kann man echt vergessen.HIRNTOT, 08.03.2016 17:12 #


Ich hab mir heute morgen die Frage gestellt, ob das überhaupt noch Spaß machen würde (im Falle der Mitglieder) in der Band zu spielen. Das plätschert alles so dahin... Leider, leider, leider...
HIRNTOT
Ich hab mir heute morgen die Frage gestellt, ob das überhaupt noch Spaß machen würde (im Falle der Mitglieder) in der Band zu spielen. Das plätschert alles so dahin... Leider, leider, leider...KurdtKillsBoddah, 08.03.2016 18:03 #

Exakt. Es ist nicht mal schlecht, sondern einfach nur irgendwie egal. Passend zu Matthews ergrauter Haarpracht.


TV21 - A Thin Red Line
mcpete
Auf der ganzen Platte.Woas Sois..., 08.03.2016 17:05 #

Daher der Bandname :tongue: ?eigenwert, 08.03.2016 17:40 #

Ich dachte immer, dass der Bandname von einem Monty Python Sketch kommt, oder?
Go Ahead Eagle
Smashing pumpkins - greatest hits.
Gefunden!
CYBERBORIS
Charismatischer Indiepunk mit Female Vocals!JakeofallTrades, 08.03.2016 17:39 #


"Muncie Girls"? Ist doch eine Anspielung auf "Hudsucker", oder? Geiler Name! :bigsmile:
Geoffrey Peterson

Jakob - Solace