Nach den letzten Krachern von Hecker diesmal ein ziemlicher Rückschritt.
Muss ich widersprechen: Dass Tim Hecker den Schritt gewagt hat, Chöre in seine Drones einzupflegen - Petrels macht das auch vorzüglich, aber Hecker deutlich organischer und subtiler -, halte ich für eine hervorragende Idee. Hervorheben mag ich Tim Hecker besonders deshalb, weil er doch von Album zu Album einfach immer innovativ bleibt, radikal auf Neuerungen setzt: "An imaginary country" sehr melodieselig. Es folgt mit "Ravedeath 1972" ein unheimliches, karges Brett. "Virgins" dann hab ich immer noch nicht vollumfänglich geschnallt, ich halte es für sehr komplex. Und jetzt "Love streams": Es wirkt auf mich deutlich unangestrengter, angenehmer zu hören. Wieder komplett anders. Es ist trotzdem unverkennbar Hecker.
a.moroso, 30.10.2016 11:36 #
An der Idee mit den Chören habe ich natürlich nichts auszusetzen, zumal es sich dabei um isländische Chöre handelt.
Virgins war für mich DAS Power Ambient Album überhaupt. Was der Gute da für ein Soundmonstrum Schicht für Schicht aufgetürmt hat, das ist schwer zu toppen, auch bzw. vor allem emotional. Aber wo Virgins einen komplett nach allen Regeln der Kunst föhnt, ist das Unangestrengte von Love Streams dann doch eher ein laues Lüftchen. Erwartungshaltungen nicht erfüllt.
Hier mal der Link zu Tim Heckers "Virgins" [hat da sonst keiner was zu zu sagen?!?]: https://www.youtube.com/watch?v=Cu-ihs4BkAs
Es ist toll, Punkt. Allein das Cover!
Aber mein Punkt ist weiterhin, dass ich bei keinem Album bislang größere Qualitätsschwankungen ausmachen konnte - bei aller Lust zum Neuanfang, zu einem anderen Zugriff auf Drone, zu anderen Anordnungen und Einflüssen in seiner Musik, denen Hecker immer wieder nachgibt. Und das ist schon famos!
Daher würde ich mal weiter Lanze brechen fürs aktuelle Album, formvollendete Grandezza (wie immer eigentlich!).
Als Gegenbeispiel mal Barn Owl: Die haben mit "Lost in the glare" den Gitarren-Drone in andere Sphären gerückt. Den Nachfolger "V" dann gemessen am Vorgänger völlig versiebt, mit ihrem Hang in elektronische Soundkulissen. Übergangswerk hinein in einen neuen Stil, ok, geschenkt. Aber dann kommt jahrelang nichts, scheinbar völlig verrannt, die beiden Herren.
Das ist Tim Hecker nie passiert. Der macht alle eineinhalb bis zwei Jahre ein Album. Und man hat zwar grundsätzlich Mühe, sich an die vielen neugewonnenen Details zu gewöhnen. Aber: Das funktioniert, immer. --> Thema "Funktioniert es, sich etwas schön zu hören?", vielleicht runtergebrochen auf einen Künstler. Ja, das klappt!