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THRICE - Palms

OneFingerSalute
Das ist doch mal wieder ein Album, zu dem sich ein eigener Thread lohnen könnte, glaube ich. Gibt ja schon einige Meinungen, die sammele ich hier im ersten Post der Übersichtlichkeit halber:

Thrice - Palms

Erster Durchgang. Ich hab nicht viel erwartet, eher schlimmeres. Das völlige Abgleiten in vorhersehbaren Alt. Rock stand im Raum. Es passiert zum Glück nicht. Das Album steigt ungewöhnlich ein und das bisher mich nicht wirklich tangierende "The Grey" bringt üblichen Standard. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es diesmal keine Weltumarmversuche im Chorus, sondern angenehm an ältere Sachen ab Vheissu erinnernde Zitate. "Just Breathe" geniesst mit seinem hibbeligen Takt und dem gleichermassen wunderbar einlullenden Refrain einen hohen Replay-Value. "Everything Belongs" hätte peinlich werden können, stattdessen durchfährt eine von der anderen Seite des Berges gespielte Postrockgitarre die Pianoballade und macht sie gross. "A Branch In The River" ist ungemütlicher und gibt mir im Chorus Beatsteaks-Vibes (:confused:). Aber keine schlechten. "Hold Up The Light" gibt dann ähnlich Druck, ist aber noch eher im Standardrock zu verorten. Irgendwie catchy. "Blood On Blood" ist herrlich eigen.
Manko: Das Schlagzeug ist mies produziert. In den falschen Momenten zu weich oder zu indifferent.
An sich gefällt es mir aber auf den ersten Eindruck besser als der Vorgänger, der doch die ein oder andere Gähnnummer drauf hat.Powder To The People, 15.09.2018 19:51 #


Erste Runde auch bei mir durch. Ich stimme Powdis Fazit zu, möchte aber hinzufügen, dass auch diese Platte immer mal wieder zum Gähnen animiert. Ich bin tatsächlich eher enttäuscht, nachdem ich relativ hohe Erwartungen hatte und hoffte, deutlich mehr - oder, wenn wir ehrlich sind, überhaupt mal so richtig - mitgerissen zu werden. In der Visions-Rezension steht dieser Satz: "Auf dem Jubiläumswerk kulminiert fast jeder Sound, den Thrice in zwei Jahrzehnten Bandgeschichte erforscht haben." Das habe ich auch woanders so ähnlich gelesen und muss sagen: Nö, stimmt meiner Meinung nach einfach nicht. Wo klingt da was nach "Identity Crisis", wo nach "The Illusion Of Safety", wo wirklich nach "The Artist In The Ambulance"? Für mich wenig bis gar nichts und deshalb halt jetzt die Enttäuschung. Aber vielleicht ist die Rangehensweise, das zu erwarten, auch falsch gewesen und ich muss mich da noch mal unvoreingenommener mit beschäftigen, so das denn möglich ist.OneFingerSalute, 16.09.2018 13:25 #


Habe bei Spotify einmal reingelauscht, mir wäre höheres Tempo vermutlich lieber gewesen.

Zwischen "höherem Tempo" und "hohem Tempo" ist in dem Fall ja Luft. Die Synth-Klekse auf dem Vorabtrack haben mir richtig gut gefallen, aber posthardcore'sche 16el-Leads in Mid- bis Downtempo wirken immer so deprimierend. Es ist Herbst, ja, aber ein bisschen Lebensbejahung kann ja auch mal sein.Alphex, 14.09.2018 21:42 #


Thrice - Palms

Ist echt gut geworden. Hat seinen eigenen Vibe und einige Ohrwürmer - The Dark, Just Breathe, Hold Up a Light. Der Rest ist auch gut, braucht aber etwas länger um ins Ohr zu gehen. Ein, zwei Nummern sind eher naja.RocknRolla, 16.09.2018 10:09 #


Neue Thrice irritiert mich.Go Ahead Eagle, 15.09.2018 22:04 #

Zuletzt geändert von OneFingerSalute

Powder To The People
Wie gesagt: Ich hatte den Vorteil, dass meine Erwartungen reduziert waren. Ich habe Thrice beim für meine Begriffe viel zu gleichförmigen "Major/Minor" schon kritisiert und "To Be Everywhere..." war eine gute, aber keine herausragende Platte. Mir gefällt auf der neuen, dass sie mit Taktspielereien kokettieren und einige Songs damit eben doch die Ecke anders machen. Für mich ist das im Alt. Rock sehr wichtig. Wenn du machste was alle anderen auch machen, also 4/4tel und Strophe/Chorus/Strophe/Chorus/B-Teil/Chorus, wirst du Teil der Masse. Ein Schicksal vieler Post-HC Bands der 2000er, die irgendwann abhängig von Airplay wurden. Aber nur, weil du mal tüchtig rumgeschriehen hast und alle in der Band ihre Instrumente richtig rum halten, heisst das nicht, dass du auch einen guten Rocksong schreiben kannst. Das können ja nicht mal die darauf spezialisierten Bands über die volle Distanz (siehe Foo Fighters).
Deswegen wird wohl auch ein "Hold Up The Lights" trotz Eingängigkeit und Druck von Kensrue kein Song sein, bei dem man sich an Thrice erinnert.
schmirglie
Also verwirrt war ich am Anfang auch. Möglicherweise lag das daran, dass ich das Album gar nicht auf dem Schirm hatte, aber ich glaube es war eher der ruhige Sound. Ich hab jetzt jedenfalls drei Durchgänge durch und bin im Großen und Ganzen bei Powdi - es ist glücklicherweise kein zweites "Stay With Me" drauf, dafür fehlen aber auch ein bisschen die "Black Honeys" und "The Window"s. Es sei ihnen aber gegönnt auch mal eine etwas ruhigere Platte zu machen, zumal diese hier definitiv Lust macht noch einige Male gehört zu werden.
OneFingerSalute
Jetzt läuft die Platte wieder und das in ganz anderer Stimmung als gestern. Merke: Abends im schummrigen Wohnzimmer funktioniert sie schon mal deutlich besser als bei Tageslicht an der frischen Luft.
Woas Sois...
Sind diese ganzen kleinen Eindrücke jetzt ne Empfehlung für jemanden, der Thrice auf Albenlänge nie spannend fand? Hört sich jetzt nicht gerade so an.
OneFingerSalute
Ich würde sagen, deine Einschätzung ist richtig. Wenn dich Thrice bisher nicht ausdauernd hinterm Ofen hervorlocken konnten, wird das mit "Palms" wohl auch nicht klappen.
Woas Sois...
Okay, merci.
eigenwert
Also, ein kleines 3ce-Coaching hätte ich wohl auch mal nötig.
Ist es angebracht, mit der Vheissu zu beginnen, oder gibt's da andere Auffassungen?
Ich hab mich mit denen wirklich nur äußerst peripher beschäftigt.
etienoir
hier auch. kenne tatsächlich nur: red sky, firebreather, all the world is mad und night diving. finde ich alle ganz gut.
Powder To The People
Vheissu wäre für euch zwei wohl der passende Einstieg. Danach "Alchemy Index" und noch "Beggars". Das sind die Kernkompetenzen. Wer's dann noch ein bisschen härter im Sinne von Metalcore/Punkrock braucht - die ersten 3 Alben. Wer's sanfter braucht - die letzten 3.
eigenwert
Ok, :hi: . Werd mich dann im Verlauf der Woche auf den Weg machen.
Alphex
Was ist mit mir? Ich finde die Riffs und die Energie der ersten paar Alben geil, aber der Gesang ist noch etwas uncatchy. Danach wird das irgendwie lauwarm (nicht im Sinne von "scheiße", aber im Sinne von "deutlich sperriger"), dafür ist der Gesang besser. Oder soll/kann ich auch mal eine der Neuen nehmen?
Powder To The People
Da du ja Alt. Rock im Allgemeinen nicht abgeneigt bist und auf grosse Refrains stehst, sollte "To Be Everywhere..." schon was für dich sein. Die Neue ist wiederrum ruhiger aber zugleich auch etwas sperriger, ungewöhnlicher.
Alphex
Je nachdem, was Alternative Rock halt ist. Tanzbarer Indie eher nicht so, Arpeggioperlendes schon eher. Werde mal gucken, was der lokale Dealer so im Lauf hat.
LUNACHICK
Ich hab noch gar nicht reingehört, wollte auf die Platte warten. Jetzt weiß ich gar nicht, ob ich mich drauf freuen soll.
Alphex
Ich hab noch gar nicht reingehört, wollte auf die Platte warten. Jetzt weiß ich gar nicht, ob ich mich drauf freuen soll.LUNACHICK, 18.09.2018 12:24 #


Was ist die Alternative? Die bereits bezahlte und versandte Platte mit einem "ach, ist bestimmt nicht gut" entgegennehmen und (nicht) auflegen?

Zuletzt geändert von Alphex

Drunken Third
Je nachdem, was Alternative Rock halt ist. Tanzbarer Indie eher nicht so, Arpeggioperlendes schon eher. Werde mal gucken, was der lokale Dealer so im Lauf hat.Alphex, 18.09.2018 12:17


Vielleicht auch die „Beggars“? Lief vorhin auf der Fahrt mal wieder, die ist immer noch ziemlich gut. Oder die von Powdi verschmähte, aber ungeachtet dessen großartige „Major/Minor“, die kommt dem Label „Alternative Rock“ am nächsten und hat große Momente.
Was danach kam, habe ich seltsamerweise immer noch nicht gehört.
-pmh-
mein regal führt unter thrice die alben "the artist in the ambulance" bis "major/minor" auf: alles gut, teilweise sehr gut (v.a. der 4teilige alchemy-index) - die werke davor und danach kenne ich nur auszugsweise und das wird wohl auch so bleiben.
Drunken Third
Damit hast du auch alles objektiv (jaja) relevante hervorragend abgedeckt.
Bei mir persönlich steht die „Illusion Of Safety“ natürlich noch über der „Artist“ (wobei mich da auch schon wundert, dass die bei dir gut wegkommt), aber um die zu mögen muss man sehr affin für melodischen Hardcore mit Gniedelmetalkante sein. Oder, wie die Visions damals schrob: Maiden auf Skateboards.

Ich kann darüberhinaus leider immer noch nichts zum Threadthema beitragen, und ich sollte mich vorher vielleicht auch noch mit dem Vorgänger beschäftigen. Dauert also noch.
alvarez
Sehr solide Scheibe ohne Überraschungen. Thrice haben einfach mittlerweile die Erfahrung, interessante Rocksongs zu schreiben, ohne progressiv werden zu müssen (leider, 2005-2008 war geil). Gute Songs, besser als die letzte, aber so richtig herausragend ist hier dann auch nichts. Starke 7/10 sage ich mal.

Zuletzt geändert von alvarez