Opeth haben einige Shows ihrer aktuellen Tour als "unplugged" deklariert und in Kirchen verlegt. Das Konzert gestern in Sankt Peter war aber weder unverstärkt (was auch nicht zu erwarten war), noch rein akustisch. Also eigentlich ein Etikettenschwindel. Keys, E-Gitarre und E-Bass kamen immer wieder zum Einsatz. Mir kam es vor, als würden sich Opeth noch nicht ganz trauen, ein ganzes Set nur mit akustischen Instrumenten zu spielen. Obwohl es ja auch immer wieder Akustik-Parts in ihren "normalen" Konzerten gibt. Akerfeldt nannte es dann auch schlicht "a calmer set". Etliche Stücke sagte er sinngemäß so an: "Das spielen wir heute erst zum zweiten Mal live, beim ersten Mal hörte es sich schrecklich an." Oder: "Kann sein, dass ihr das jetzt langweilig findet..." Oder: "Einige werden sagen: das ist großartig, andere: das ist ganz großer Müll." Vielleicht haben Opeth ein bisschen Schiss vor den Reaktionen der Fans auf die umarrangierten Songs?
Höhepunkt des Abends war aber auf jeden Fall "Demon Of The Fall". Ganz große klasse, wie dieser Death Metal-Brecher in einen mitreißen Akustik-Song (hier tatsächlich mit Akustik-Gitarren) umgearbeitet wurde. Insgesamt zeigte das Set aber für meinen Geschmack zu wenig von diesen Höhepunkten zum Niederknien. Vieles plätscherte für mich einfach so dahin. Obwohl ich ja auf ein ruhiges Set eingestellt war, hätte ich mir gewünscht, dass Opeth hier und da doch mal ein bisschen angezogen und Spannung reingebracht hätten. Oder zumindest eine Atmosphäre, die Gänsehaut erzeugt. Das verhinderten aber für meinen Geschmack zu viele Laid-Back-Nummern. Auch das zu schnell gespielte Solitude (Black Sabbath-Cover) fand ich nur so halbgut, und das Cover eines Stücks einer unbekannten schwedischen Pop-Band (deren schwedischen Namen ich mir natürlich nicht merken konnte) höchstens kurios.
Hört sich jetzt wie ein Verriss an, was? Aber so schlecht, wie es vielleicht rüberkommt, war das Konzert ganz und gar nicht. Die Band ist ohne jeden Tadel, und die Heritage-Sachen mochte ich sehr (gleichwohl die nicht akutisch gespielt waren). Der Sound in der Kirche und die Atmosphäre insgesamt waren klasse, und Akerfeldt ist ja immer für einen losen Spruch zu haben. Punktabzug gibt es aber noch, weil die Herren ohne Zugabe verschwanden.
Gewinner das Abends waren Vorband Anathema. Ich habe sie drei Mal gesehen dieses Jahr, drei Mal komplett anders, und drei Mal waren sie grandios. Akustik-Sets spielen Anathema ja schon seit Ewigkeiten. Und gestern in Sankt Peter konnte man lernen, dass bei Anathema akustisch nicht zwangsläufig melancholisch, zart oder anrührend bedeutet. Nach der langen Headliner-Tour hatten sie sichtlich Spaß, auf der Bühne was Neues auszuprobieren. Danny meinte beim Programmieren seiner Loops, dies sei alles viel mehr improvisiert, als es sich das Publikum vorstellen könne. Drums und Bass brauchten sie nicht, aber die anderen Bandmitglieder standen an der Seite und schauten zu. Eine echte Familie eben. Auch wenn "Fragile Dreams" ein bisschen in die Hose ging, weil das Opeth-Publikum nur den Refrain mitsingen konnte, es war ein mitreißendes, spaßiges Set, das nicht nur die erste Akustik-Version von "The Beginning And The End", sondern auch ihr erstes Cover von "Another Brick In The Wall" bot. Angeblich hatten sie sich zehn Minuten vor der Show dazu entschlossen, das ungeprobt zu spielen. Es sei ja schließlich nicht allzu schwer. Anathemas Auftritt gestern war insgesamt ein großer Spaß.
Schockierenderweise musste ich feststellen, dass der 13.12. ein Donnerstag ist. An dem arbeite ich standardmässig bis halb 8 (und da kann ich auch nix dran rütteln). Bis ich in Leipzig wäre, sind Converge vermutlich schon in der Hälfte ihres Sets.
dafür. Gibt schlechteres Abendprogramm, sag ich mal. 08/12 