Eigentlich hat Drunken ja schon alles gesagt
, aber auch von mir noch ein paar Worte. Es war nämlich eine verdammte Orgie für die Ohren und die Augen. Converge sind die Macht, aber von vorne:
The Secret mussten wie vom Laden angekündigt pünktlich um halb acht an die Arbeit und dadurch vor relativ wenig Publikum spielen. Die Ignoranten oder Leute mit spätem Feierabend verpassten erst zwei, drei Songs eintönige Raserei, später dann zum Glück auch etwas langsamere und geil walzende Momente. Das war dann cool, aber der Sänger hatte wirklich die ganze Zeit nur eine Tonlage drauf und konnte mit seinem Gebrülle auf Dauer nicht mitreißen. Es war beileibe nicht so schlecht, wie es sich jetzt vielleicht anhört, aber auch kein Knaller. Würde die Band gerne noch mal sehen, dann aber mit weniger Platz und mehr angefixten Leuten vor der Bühne. Dann:
Leere Landstraßen in schwarz-weiß. Straßenschlachten mit der Polizei. Marschierende Soldaten. Fallende Bomben. Atompilze. Flammeninfernos. So sah die Videoprojektion aus und danach klang auch die Musik von
A Storm Of Light. Ich hatte mir von dem Auftritt nicht allzu viel versprochen, weil mich die kurzen Hörproben vorher wegen des Gesangs überhaupt nicht begeistern konnten. Aber die Stimme war live ziemlich gut im Mix vergraben und fiel nicht weiter negativ auf. Der Sound war wie eine meterdicke Wand, anders kann ich es nicht beschreiben. Kein Vergleich zum etwas dünneren Klang der ersten Band. Die Mischung aus Doom-Metal und Post-Rock wäre mir auf Dauer wahrscheinlich zu langweilig geworden, aber eine halbe Stunde lang fand ich's wirklich super. Zumindest live haben die drei Jungs und ihre Bassistin einen Fan mehr.
Bei
Touché Amoré gab's dann endlich Bewegung auf und vor der Bühne. Man könnte bei allem Respekt vor den anderen beiden Bands auch sagen: Es wurde endlich eine richtige Hardcore-Show. Jeremy Bolm fand's wie immer in Hamburg „special“, er und seine Bubis hatten richtig Bock und 'ne große Prise Pfeffer im Arsch. Der sehr junge Pit ganz vorne durfte viel mitsingen, ansonsten blieb das Publikum aber wie auch den Rest des Abends ziemlich reserviert. Die zwei neuen Songs konnten was, der ganz frische war etwas länger und sehr atmosphärisch, wird also wunderbar auf die kommende Split mit Pianos Become The Teeth passen. Beim vorletzten Song kamen dann die Herren Bannon und Koller von Converge auf die Bühne gerannt, um dem Sänger weiße Blumen in die Hand zu drücken, was wir nicht gerafft haben. Auf der Bühne und daneben fanden's aber alle total lustig.
Die gute Laune bewahrten sich die vier Tiere von
Converge dann bis zum Ende ihres fantastischen Auftritts. Mit Concubine und Dark Horse ging's sagenhaft und rasend los, ich musste danach zum ersten Mal lachen, weil es so absurd gut war. Drunken war eher mit Staunen beschäftigt, war ja sein erstes Mal mit dieser Band. Brutaler kann man kaum entjungfert werden, aber er hat's trotzdem äußerst tapfer über sich ergehen lassen. Ey, ohne Scheiß, was die da oben zocken und wie sie gleichzeitig noch feixen, lachen und sich gegenseitig immer weiter peitschen, Wahnsinn. Die Setlist fand ich super, Glacial Pace war zum Glück dabei neben vielen anderen Liedern vom neuen Album. Sehr gefreut habe ich mich über Damages, My Unsaid Everything und On My Shield. Den Abschluss des regulären Sets bildete mit You Fail Me ein wirklich schwer verdauliches Stück, aber wie geil das trotzdem war! Und als Zugabe gab's noch mal ganz viel Licht mit No Light Escapes, First Light und Last Light. Ich dachte vorher, ich würde mich ein bisschen ärgern, wenn sie The Saddest Day nicht spielen, aber wie sollte ich mich nach dem Auftritt ärgern? Geil, geil, geil, geil, geil.
PS: Die Fabrik ist ein supercooler Laden. Sieht aus, wie sie heißt. Innen gibt’s viel Holz, eine relativ kleine Bühne und einen großen Balkon rundherum. Für kleinere Leute oder eher zurückhaltende Menschen stehen außerdem mehrere kleine Tribünen herum.
PS2: Platten für andere Leute konnte ich leider nicht einsacken. Die AWLWLB-LP gab's nur einmal pro Person, Drunken hat netterweise eine für einen sehr guten Freund von mir gekauft, der mit zum Konzert wollte, aber arbeiten musste. Ich bin später nach der zweiten Band noch einmal hingeschlichen und wollte fremde Leute anpumpen, mit meinem Geld eine oder zwei weitere für die Foristen hier abzugreifen, aber da war das Kontingent für den Abend schon alle. Die interessanten Seven Inches von Wear Your Wounds und Touché Amoré waren sogar von Anfang an ausverkauft. Sorry, Leute!
Sollte ich jemals eine Band sehen wollen, die so groß ist, dass sie die Festhalle füllt, werde ich mit den Öffentlichen anreisen. Deshalb danke für den Bericht!
. Best feeling ever!