Wie lange war ich eigentlich nicht in der Bremer Friese gewesen? Viel zu lange, habe ich gestern gemerkt. Ist nämlich ein richtig guter Laden mit 'nem schönen Konzertraum und für die Größe und Juz-Verhältnisse sehr anständigem Sound.
Okay, der Sound spielte bei
Bug Attack keine große Rolle, das war maximal rumpeliger und schrammeliger Garagen-Rock mit mehr Geschrei als Gesang, Simpel-Schlagzeug und unsauber gespielter Gitarre. Einer Band hätte ich das nicht durchgehen lassen, aber der Clou an der Sache: Alles kam gleichzeitig von einem einzigen Mann, der aussah wie die perfekte Kreuzung aus Ben Folds und Jon Snodrass. So eine Technik habe ich vorher noch nie gesehen: Mit der rechten Hand schlägt er die Gitarre an und hält außerdem einen Trommelstock, der unerlässlich auf ein Becken eindrischt. Dazu gibt's per Fußmaschinen noch Bassdrum und Snare und fertig ist die Ein-Mann-Show. Beeindruckend, gab auch viel Applaus von den ungefähr 50 Leuten. Nach geschätzten 20 Minuten und quasi immer dem gleichen Song war's dann aber auch genug.
Arliss Nancy klangen dann richtig gut und dank Keyboard-Orgel auch deutlich anders als die typische Punkrock-Truppe, wobei der Punk hier höchstens in der kleinen Satteltasche mitreitet. Ansonsten ist das sehr US-südstaatliche Musik, die wohl kaum jemanden aus dem Saloon vertreiben würde. Die kratzigste und wahrscheinlich sogar Chuck Ragan und Chris Wollard auf einmal in die Flucht schlagende Stimme gehörte überraschenderweise nicht dem runde Bassisten, sondern dem Gitarrenhemd mit dem fiesen Schnurri. Schöner Aha-Effekt, als der ans Mikro ging. War amüsant, aber kein Überkonzert. Völlig okay unter der Woche.