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Platten

Dekaden-Charts - die Nuller

-pmh-
Editors - The Back Room (2005)

Sommer 2006, meine damalige Freundin möchte aufs Frequency Festival fahren, wir packen noch ein paar andere Pärchen und Kumpels ein und los kanns gehen. Musste jetzt googeln, weil ich bis auf 3 Acts keine Erinnerung mehr ans Lineup hatte, wünschte jetzt aber, ich hätte da wohl besser aufgepasst. Also neben The Prodigy und Morrissey gefiel mir eine Band ganz besonders: Editors. Des Sängers tiefe Singstimme hatte es mir angetan. Ich kannte zu dem Zeitpunkt bis auf deutschen Indie eigentlich gar keine Musik aus der Richtung, somit war das für mich der Einstieg in dunkleren 80s Sound, wenn man das so nennen will. Die nächsten Stationen waren dann Interpol und Joy Division.JustusMeinFreund, 25.02.2020 19:06 #


:friends:
die ersten drei alben haben bei mir alle einen platz an der sonne, danach wurde es stilistisch und songtechnisch etwas unrund.
eigenwert
Editors - Interpol - Joy DivisionJustusMeinFreund, 25.02.2020 19:06 #

Gute Steigerung :cheers: !
OneFingerSalute
Jungs (ja leider tatsächlich keine Mädels anwesend), das sind mal wieder tolle Text. Vielen Dank fürs Mühe machen :cheers: (für Peter und Justus gerne Fanta ins Glas denken).
Acid Burn
Holy Wood von Marilyn Manson (2000)

-> Konzert im Frühjahr 2001 in Prag:

mein erstes großes Konzert, ich war 17 Jahre alt.
Manson schwang sich auf der Bühne vom gebrechlichen Etwas zum bejubelten Prediger empor,
anfangs krächzend und schleppend die Bühne betretend und mit zunehmendem Publikumseifer zum "Bischof" bestärkt auf Stelzen emporgefahren, "seine Gefolgschaft" besingend. Große Gesten, viel Lametta. Ich jung, betrunken vor Eindrücken.
Gute Show.
Dachte damals, jeder Künstler wäre ein solches Feuerwerk.

Nahezu 20 Jahre später und ich freue mich, wenn ein Künstler Show bietet, sein Publikum involviert und ein Konzert zum Erlebnis wird, denn manchmal und leider öfter, hätte man sich daheim im Wohnzimmer mit der Platte begnügen können.

:)
Drunken Third
Jungs (ja leider tatsächlich keine Mädels anwesend), das sind mal wieder tolle Text. Vielen Dank fürs Mühe machen :cheers: (für Peter und Justus gerne Fanta ins Glas denken).OneFingerSalute, 25.02.2020 19:52


Zustimmung! Nach anfänglichem Unverständnis mag ich jetzt auch die Stückelung der Listen. Erzeugt schon ein bisschen Spannung.
Schaue ich mir fürs nächste Mal ab.
fennegk
2006 Pelican – The fire in our throats will beckon the thaw
Das Feuer unserer Kehlen wird das Tauwetter starten. Was für ein Titel für eine Instrumentalplatte. Ich hege seit langem den Traum einmal die Antarktis zu sehen, ich wusste nach dem ersten Durchlauf dass das hier Teil des Soundtracks sein würde.lux_interior, 25.02.2020 21:24
Beste Platzierungsbegründung im gesamten Projekt so far.
Jack Crabb
Habe die letzten Tage schon einige Listen hier überflogen und Texte gelesen. Ist mal wieder sehr sehr unterhaltsam. Danke an Alle, die sich so viel Mühe machen, ihre Gedanken dazu aufzuschreiben. Ich werde zu gegebener Zeit auch mal meine Liste hier präsentieren. Das dauert aber noch ein Weilchen. :smile:
Donnerjakob
Hallo peeps,
ich habe mich dafür entschieden, es so handzuhaben, dass ich jetzt wie meine Vorgänger peu à peu ein Album meiner 00er Top10 Liste raushaue und auf der "emotionalen Ebene" bespreche. Ich musste leider einige Änderungen vornehmen und Alben rausnehmen, die ich noch am Anfang so locker aus der Hüfte geschossen habe, um sie durch Platten die mich wirklich prägten und bewegten zu ersetzen. Ich hoffe, das ist zu entschuldigen und der Haussegen hängt hier jetzt dadurch nicht schief. Dafür wird's jetzt so richtig emotionally und das ist doch was :bigsmile:



Nine Inch NailsYear Zero (2007)

#1

Ich war 16 als ich damals zum Media Markt gefahren bin um mir dieses Album zu besorgen. Zu der Zeit habe ich die Schule abgebrochen, was ich immer auf mein Autoritätsproblem geschoben habe, aber der eigentliche Grund war, dass ich mit dem Leistungsdruck in der Oberstufe nicht mehr klar kam und generell abgefuckt von dem Schulsystem war. Zurückblickend war das ein Scheißjahr, gefühlt war es so, als würde alles gegen mich laufen wollen. Ich weiß noch, dass ich damals viel George Orwell oder zum ersten Mal Huxley's Brave New World gelesen habe und in diesen Dystopien einen gewissen Trost fand. MTV war ja auch längst nicht mehr das was es einmal war - zumindest ging der Kelch, dieser ganze britische Indie-Rock-Boom, an mir irgendwie vorüber. Trotz alledem lief an einem Nachmittag MTV auf dem Fernseher und Ruby von den Kaiser Chiefs in Dauerschleife, bis zu dem Moment, als die Frequenz zu wechseln schien und eine wilde Kamerafahrt von verschiedenen Aufnahmen begann. Es war so als würde ein Typ mit Palästinenser-Tuch in einem Setting wie in 1984 beschrieben, also in einem totalitären Überwachungsstaat die Zeilen singen: I got my propaganda I got revisionism / I got my violence in hi-def ultra-realism / All a part of this great nation / I got my fist I got my plan I got survivalism
Dieser brutale Beat, der wirklich harte Gitarrensound und ein Text der eher an einem paranoiden und sarkastischen Rand spielte... JEEZ, ich war überwältigt und saß gebannt vor dem Fernseher. Für mich als 16jähriger war das so in etwa, als hätte ich gerade die Geburt des Punks wie in den Siebzigern erfahren. Nachdem das SWAT-Team in dem Video einmarschiert war und man als Beobachter des Geschehens nun ein leeres Studio vorfand, erfuhr ich endlich den Namen der Band und den Titel des Songs. Nine Inch Nails mit Survivalism von dem Album Year Zero. Ich war sofort verliebt in den Bandnamen und noch am gleichen Tag fuhr ich wie oben schon erwähnt zum Media Markt um mir die CD zu besorgen. Zu Hause angekommen habe ich gierig das Album in den CD-Player meines Vaters geschoben und mich in mein Zimmer zurückgezogen. Anfangs war ich enttäuscht, dass die Gitarren auf dem Album eher spartanisch eingesetzt wurden und Survivalism der vielleicht härteste Song auf der Platte ist. Doch ich war hungrig und blieb was Musik betrifft immer neugierig, dass ich mir dieses Album echt erarbeitet habe und in die von Trent Reznor erschaffene Science-Fiction-Zukunft voll eingetaucht bin. Klanglich war das sehr experimentell und bewegte sich irgendwo zwischen Electronica und HipHop. Reznor soll wohl beim Prozess des Albums viel Public Enemy gehört haben, dass God Given als Rapsong durchgeht oder Capital G ziemlich funky daherkommt. Zu der ganzen digitalen Schnitzeljagd, den verteilten USB-Sticks auf Konzerten und das Reznor das Album vorab im Internet veröffentlicht hat, dazu kann ich leider nur wenig sagen. Vielleicht hat der ganze Rummel auch dafür gesorgt, dass diese großartige Platte in die Versenkung geriet.
Aus heutiger Sicht betrachtet, mögen The Downward Spiral oder Pretty Hate Machine seine Meisterwerke sein, aber die Year Zero mit all den Übergängen von Lärm zu Tanzbeats und den vielen Stilen und Klängen darauf, die vielleicht ergiebigste in der Diskografie von Nine Inch Nails.

Zuletzt geändert von Donnerjakob

Woas Sois...
Hach, die Platte hätte ich auch gerne mit 16 kennengelernt. :smile: Mir war sie im gesetzten Alter Ü30 zu sehr springend im Stile. Nichtsdestotrotz ne fulminante Wahl.
Nathanael_x
Ich wusste doch, dass ich was vergessen habe.

An End has a Start (mein Liebslingsalbum von denen) von den Editors wäre zumindest eine honorable mention wert.
fennegk
Das feine an "Year Zero" ist zudem, dass die Tracks auch live super funktionieren! Ein tolles Konzert in der Columbiahalle dank Zusatztermin.
Eben durch die Frage aber, was mehr noch die Platte von Reznor ist, ist für mich die vorangehende Dekade die spannendere... und schwierig im Hinblick auf Emotion oder eben Bedeutung.
Nochmals, Jakob aus dem Hause Donner: Eine gute Wahl das Teil.

Trotz meines Alters damals. :wink:
JustusMeinFreund
Kettcar - Von Spatzen Und Tauben, Dächern Und Händen (2005)

Spätsommer 2005, hab gerade eine Sommerromanze mit einem Mädchen, ich möchte am 2 Days A Week-Festival umme Ecke Alkaline Trio sehen, sie möchte auch mit.
(Boah, was da wieder alles gespielt hat, Dillinger Four als erste Band, QOTSA und NoFX die Headliner).
Zur späteren Stunde dann die mir damals unbekannten Kettcar, eignete sich hervorragend um sturzbetrunken herumzuturteln. Als der Rausch ausgeschlafen war, bestellte ich mir gleich mal die Platte. Mit dem Mädchen liefs nicht so rund, Kettcar aber blieben noch ein bisschen.




Good Clean Fun - Between Christian Rock And A Hard Place (2005)

Halloweenparty 2005, mit dem oben genannten Mädel wars ab dem Abend endgültig vorbei, nach meinem letzten Drink (Bacardi Cola) beschliesse ich, es jetzt durchzuziehen..
Frühjahr 2005, mein Kumpel drückt mir eine Gratisbeilage einer Plattenbestellung in die Hand. Ein Sampler der Band Good Clean Fun. „Jo, die sind mir zu krass“ war seine Begründung. „Radikaler als Earth Crisis“ war mein Ersteindruck. Dass ich das sehr geil fand, könnt ihr euch denken. Die CD verlässt wochenlang nicht den Player, die Message dringt immer mehr an mich durch. Der Straight Edge-Lifestile war zum Greifen nahe, es fehlte nur mehr der Abend im Oktober.
Januar 2006, die Band spielt eine Eurotour mit Anti-Flag, am Day Off vor der großen Wien-Show eine Secret Show in einer Garage. Die ganze Band meganett, zwischen den Liedern werden Witzchen gemacht, ich checke schön langsam, dass es die Band mit Augenzwinkern meint. Jede/r im Publikum kann jede Textzeile mitsingen, die Leute liegen schichtweise aufeinander, ich fühle mich endlich einmal wo angekommen, Xe meine Handrücken aber rückblickend gesehen schon zum letzten mal. Auf der Show kaufte ich mir das brandneue Album um das es hier geht, das ist sogar noch eingängiger und poppiger als alles zuvor von der Band. Ich höre es noch immer gerne, da es mich an diese einprägsame Zeit erinnert.
Jack Crabb

Nine Inch NailsYear Zero (2007)Donnerjakob, 26.02.2020 14:45 #
Guter Text!:thumbsup:
Ich kann mich auch noch gut daran zurück erinnern, als das Album erschien. Ich hatte "Year Zero" zwar nicht mehr so sehnsüchtig erwartet, wie "With Teeth" (bei dem ich mich immer etwas zwingen musste, es richtig gut zu finden), fand die Weiterentwicklung aber sehr gelungen. Auch wenn es gegenüber dem eigentlich qualitativ immer hochwertigen Output von Trent Reznor unfair ist, dass zu sagen, aber: ich hatte in meiner Jugend insbesondere "The Donwnward Spiral" dermaßen hart gesuchtet, dass ich später alles daran gemessen habe. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich aber auch die "Year Zero" in diesem Thread nennen.
fennegk
Na ja, "The Downward Spiral" ist halt aber auch das Album, an dem sih alle andere messen lassen müssen; "With Teeth" wirkte mir immer wie die kompromierte Fassung des Vorgängers und da konnte "Year Zero" dann fast nur einschlagen - womit ich aber "The Fragile" auch beileibe nicht schlecht machen mag.
Das fängt dann ganz sachte mit "Ghosts" an und bricht bei "Hesitation Marks" zum Haufen zusammen.
JustusMeinFreund
Lifetime – Lifetime (2007)

Frühjahr 2007,Myspace dreht durch, als das Comebackalbum von Lifetime angekündigt wird. Ich kenne die Band nicht, lasse mich aber von der Hysterie anstecken und checke mir das Album.
Sommer 2007, ich fahre mit meiner damaligen Freundin (die gleiche wie zuvor, aber nicht die von Kettcar und Good Clean Fun) das erste mal auf Urlaubund die CD ist unser Soundtrack dazu. Es läuft alles prima, das Leben ist schön.


EA80 – Reise (2007)

Paar Monate vor dem Release der Platte ziehe ich mal die Kaput Krauts/Nein Nein Nein – Split aus einer Distrokiste. Auf der 3xNein-Seite die Nummer „Häuser“, Coversong von EA80. Noch nie den Namen EA80 gehört, Song aber mit absoluter Gänsehautgarantie, Textzeilen die sich ins Hirn einbrennen.
Nirgendwo gibt es was zu kaufen, Ebay kenne ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Dann die Ankündigung zum Album „Reise“. Ungeduldig bestelle ich bei Green Hell vor und irgendwann im Herbst ist es soweit, ich halte endlich einen EA80-Tonträger in Händen. Ich fand es damals wie heute noch sehr gut, es war aber trotzdem nur meine Initialzündung für die früheren Alben. Denn die Discographie von 85-95 halte ich zum besten, das deutschsprachige Musik jemals hervorgebracht hat. Neben der schon vorher reviewten Duesenjaeger-Platte war die Musik von EA80 zu der gleichen Zeit mein Soundtrack zum persönlichen Untergang.
-pmh-
mein nin-highlight ist und war immer der doppeldecker "the fragile"; alles davor und danach hat mich nie so gefesselt (ohne jetzt den diversen scheibchen ihre relevanz absprechen zu wollen)
kann auch daran liegen dass ich die band "erst" damit so richtig kennengelernt habe. aber das ist ja auch stoff für die 90er-dekade.
Drunken Third
Boah, die Lifetime. Wie konnte mir die denn durchgehen?
-pmh-
Es läuft alles prima, das Leben ist schön.JustusMeinFreund, 27.02.2020 19:06 #



und das von einem shoegazer.
mal im ernst, ich hab von beiden bands wohl noch nie einen song gehört.


mit meiner damaligen FreundinJustusMeinFreund, 27.02.2020 19:06 #


die dekadencharts deiner diversen exfreundinnen würde mich auch mal interessieren.
reicht da eine zehnerliste aus? :hm: :bigsmile:
JustusMeinFreund
und das von einem shoegazer.
mal im ernst, ich hab von beiden bands wohl noch nie einen song gehört.-pmh-, 27.02.2020 19:13 #


Lasse es dabei. :bigsmile:


die dekadencharts deiner diversen exfreundinnen würde mich auch mal interessieren.
reicht da eine zehnerliste aus? :hm: :bigsmile:-pmh-, 27.02.2020 19:13 #


Wie meinen? Keine Ahnung, keinen Kontakt mehr zu irgendeiner. :tongue:
fennegk
mein nin-highlight ist und war immer der doppeldecker "the fragile"; alles davor und danach hat mich nie so gefesselt (ohne jetzt den diversen scheibchen ihre relevanz absprechen zu wollen)
kann auch daran liegen dass ich die band "erst" damit so richtig kennengelernt habe. aber das ist ja auch stoff für die 90er-dekade.-pmh-, 27.02.2020 19:06
Ja, da bin ich aus gleichem Grund recht nah bei dir und habe mich die 90er betreffend noch nicht ganz entscheiden können.