Gestern Mark Lanegan im schönen Bürgerhaus Stollwerck in Köln.
Mein erstes Mal mit Lanegan. Dass er kein Bühnen-Zampano ist, wusste ich ja. Aber er hat tatsächlich nur vor seinem Mikro gestanden im viel zu weiten schwarzen Hemd. Auch die Band war sehr statisch, einzig der Gitarrist brachte ein bisschen Bewegung. Zusammen mit nicht vorhandener Lichtshow ging deshalb alle Konzentration auf Lanegan und seine Stimme. Und die ist auch live großartig und einzigartig. Auch die Band war solide ohne Ausfälle, am Sound gabs auch nichts zu meckern.
Los ging es mit dem wunderbaren Gravedigger's Song, dann nur Hits, ich erinnere mich an Sleep With Me, Hit The City, Wedding Dress, One Way Street, Resurrection Song. Im zweiten Programmteil dann Songs des neuen Albums. Es müssen sehr viele im Publikum dieses Album schon gehabt haben und die Songs genau kennen, denn die wurden sogar mehr abgefeiert, als die alten Sachen. Überhaupt überraschend gutes Publikum in Köln. Gegen Ende des Programms hatte ich auch den Eindruck, dass Lanegan minimal auftaut. Hätte er noch ne halbe Stunde länger gespielt, hätte er vielleicht sogar mal das Publikum direkt angesprochen. So aber war seine einzige Ansage die Bandvorstellung. Der Mann hat eine Aura von Unnahbarkeit um sich, wirkt dabei aber keinesfalls arrogant, sondern sehr scheu und vielleicht sogar schüchtern. Nach dem Konzert am Merch wirkte er allerdings ganz anders, viel jünger und offener als auf der Bühne und mit einem verschmitzen Gesichtsausdruck.
Auf der Bühne fehlt Lanegan sichtlich die Fähigkeit, auf das Publikum einzugehen, das Programm wirkte schon recht durchgestrippt. Zwischen den Songs waren die Pausen nie lange, Lanegan schaute dann immer schräg neben sich und nicht ins Publikum. Ich hatte keine Uhr dabei, aber ich schätze, er hat nicht länger als 90 Minuten gespielt, obwohl er wirklich abgefeiert wurde vom Publikum.
Ich wills mal so formulieren: Ich werde sicher keine feuchten Augen bekommen, wenn ich jetzt Lanegan-Songs anhöre, obwohl er auch meine absoluten Favoriten gespielt hat.
Vorband Creature With The Atomic Brain fand ich okay, mehr nicht. Mir kams so vor, als hätten sie das ganze Set lang nur einen Song gespielt, bis auf den letzten, der war wirklich gut.caffeine, 15.03.2012 12:58
Exakt wie Du Dich erinnerst, hat er in HH angefangen. Das neue Album hat er fast komplett gespielt, es fehlten Phantasmagoria Blues, Deep black vanishing train und leider mein Liebling davon, Bleeding muddy water. Und ich fand, der hätte so gut in die Atmosphäre gepasst mit diesem fast beschwörenden Gesang. Im Gegensatz zum letzten Mal hat er so einiges umarrangiert, Hit the city z.B. habe ich zuerst nicht erkannt
. War schon ein anderes Konzert, finde ich. Von den alten Sachen kam nur Pendulum von Whiskey und Creeping coastline of lights von Take care. Wirklich vermisst habe ich bestenfalls Sideways in reverse, aber das hätte er sicher auch anders gespielt. Gravedigger's song eröffnete die Zugaben. Gestern war er für seine Verhältnisse wirklich angetaut, habt ihr offensichtlich gut vorgearbeitet
. Er wurde echt gut gefeiert und nach mehreren Songs mal ein Thank you oder ein schüchternes Kopfnicken ist schon fast ausgelassen zu nennen
. 90 Min. kommt ganz gut hin und der Sound war astrein
.
Von Creature With The Atom Brain hatte ich einiges mehr erwartet. Für mich stach noch nicht mal der letzte Song irgendwie raus
, ich habe die beiden Scheiben auch nicht gekauft. Einzig bei der Namensgebung hat die Band eine kaum zu übertreffende Coolness bewiesen
.
Ich sollte (und würde, wenn ich könnte) nur noch Konzerte am Tag nach Caffeine besuchen. Sehr feine Sache, die Rezi als Untalentierter nur noch nach dem Profi in kleinen Nuancen ergänzen zu müssen
.