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VISIONS

10 Gründe, warum ich aufgehört habe, die Visions zu lesen

Mulaggi
Ich finde den häßlichen Teppich im Hintergrund viel schlimmer als Biffy Clyro halbnackt zu sehen (was ja auf Konzerten oft genug vorkommt).
digital.
ich habe heute erst mit meinem besten freund über die visions geredet und wir haben uns beide darauf geeinigt, dass wir keine andere musikzeitschrift kennen, die, wie die visions, zu ca. 80% unseren musikgeschmack trifft.

trotzdem gehe ich heute anders an die visions ran, als noch vor - puh - 9 jahren. habe ich damals noch jeden artikel wie ein schwamm aufgesogen, so suche ich heute gezielter nach, für mich, interessanten artikeln.
zugegeben, alles, was josh homme und dave grohl betrifft, fasse ich heutzutage nicht mal mehr mit der kneifzange an. der them crooked vutltures-artikel wurde in der letzten ausgabe auch schön ignoriert.
einigen künstlern gegenüber, sind mir die visions-redakteure zu sehr fan-boys/-girls und zu wenig journalisten.
sorry, aber green day und billy talent in den schönheiten (letztere sogar auf dem cover!) trotz absolut miserabler alben?
dass them crooked vultures auf platz 1 der diesmonatigen ausgabe landen würden, wusste ich allerspätestens nach der letzten coverstory.

dagegen freue ich mich über überraschungen wie manchester orchestra oder wintersleep.
mir geben solche alben persönlich viel mehr als ein weiteres "queens of them monkeys"-album nummer 2065.
die kopie einer kopie einer kopie...

alles in allem möchte ich die visions (noch) nicht missen.
auf eine band wie elyjah wäre ich ohne sie nämlich nie gestoßen :).
Schalore
Ich finde es interessant das hier einigen besonders die Plattenkritiken sehr gut gefallen.
Die Plattenkritiken sind meines Erachtens oft (aber nicht immer) sowas von daneben getroffen das mir fast die Tränen kommen. Manchmal habe ich das Gefühl das die Platten nur oberflächlich angekratzt werden, und viel zu sehr auf den Geschmack des Schreibers konzentriert sind.
Der zweite Punkt der mich stört ist, dass die Visions extrem engstirnig in ihrer Musik ist. Viele Bands, die eigentlich nicht fehlen dürfen werden einfach ignoriert, nur weil sie vielleicht nicht 100% "Indie" oder "Alternativ" (meiner Meinung nach eine völlig schwachsinnige Musikscharte, definiere "alternativ"!) sind.
Bei allem Respekt, In Extremo (mit Sicherheit nicht für jeden was, für mich auch nicht) als lächerlich darzustellen ist ein schlechter Witz und zeugt für mich von einer fast schon krankhaften Engstirnigkeit was die Musik anbelangt.

Das wären 2 Punkte die ich absolut nachvollziehen könnte, aber ich liebe die Visions trotzdem!

Mir gefallen am besten die Storys, die Interviews, die Konzerttipps, und einfach das ich schon massenhaft gute Bands (wenn auch zum Teil durch verwirrende Plattenkritiken verunsichert) entdeckt habe. Vermutlich ist es auch das ganze "drum und dran" :rolleyes:

Zuletzt geändert von Schalore

wilder rockerr
@Schalore

Also ich finde In Extremo und diese ganzen Mittelalterbands auch reichlich beschissen.
Bin froh, dass solche Bands keinen Platz bei der VISIONS haben.
Wer sind denn die Bands, die deiner Meinung nach zu Unrecht von der VISIONS ignoriert werden ?

Ach ja:
ich bin mir sicher, dei VISIONS-redakteure kllesen hier fleißig mit.
Wär vielleicht mal ganz cool, wenn ihr hier auch was dazu sagen würdet.
Das würde die bisher doch erstaunliche sachliche Diskussion nochmals anfeuern.
FELIX_UNGER
Das "Fan-Girl/Fan-Boy"-Dasein war damals einer der Hauptgründe für mich, mit dem Visions lesen aufzuhören. Musikkritik ist ja immer subjektiv, allerdings fehlte mir dann einfach die Entwicklung über die JAhre. Man konnte immer mehr voraussehen, wer Schönheit der Ausgabe wurde, unabhängig davon, ob die Platte nun gut war, oder nicht. Seltsamerweise waren diese Platten bevorzugter Bands dann später, wenn die nächste CD erschien, doch nicht mehr so dolle. Deswegen müssen es von mir aus gar nicht mehr Plattenkritiken sein, die treffen meist nicht den Kern der Sache - außer letztens bei der neuen Converge. Da war ich überrascht, denn das brachte es genau auf den Punkt.

Parallel dazu hab ich damnals ME Sounds und Rolling Stone gelesen, aber dummerweise war das eben nicht das wahre (ME Sounds / Musikexpresse zu mainstreamig bzw. mittlerweile auch sehr Indie-verseucht, RS super geschrieben aber halt zu sehr auf "klassische" Künstler fixiert).

Deswegen relativ simpel: Man hat sich auseinandergelebt, aber im Guten. Jetzt blättere ich mich eben quer durch alle Musikzeitungen. Plattenkritiken spielen da kaum noch eine Rolle, denn mitlerweile kann man sich Auszüge der NEuheiten ja schon vorher bei Myspace anhören und braucht keine Orientierung mehr. Bzw. ich will mir auch gar nicht sagen lassen wie eine Platte ist, sondern finde das lieber selbst heraus.

Und dass die Crooked Vultures gehypt wird, finde ich dann doch vollkommen legitim. Denn das ist ist was, was dann doch an die "guten alten Zeiten" erinnert und einfach Tradition hat. Kyuss wurden jahrelang zu Recht protegiert und dann eben alle Nachfolgeprojekte. Und man muss ja auch seinen Wurzeln treu bleiben.
action ape
Meiner Meinung nach waren die Jahre 2004-2007 eine sehr maue Zeit, gerade aus Visions Perspektive. Man muss nur mal auf die Cover schauen: Ash, gefühlte zehnmal Incubus, Green Day, Billy Talent, Muse und dann die unzähligen Indierock-Bands, deren erstes Album das Beste war und bleibt (Franz Ferdinand, Maximo Park, Bloc Party, Strokes...). Aber mir fehlt im Moment bei Visions ein wenig die Richtung, außer eine stärkere Metal-Affinität kann ich da nicht erkennen, wohin die Reise gehen soll. Wie steht Visions zu neuen innovativen Bands wie Animal Collective (völlig nichtssagende Kritik vom Ex-Chef Schumi), Grizzly Bear,the XX oder den bereits erwähnten Cut Copy? Das sind jetzt auch alles keine Geheimtipps mehr, gerade Animal Collective. Aber alles was da kam, war vom großen Hype zu sprechen ohne selbst sich mit der Band wirklich auseinanderzusetzen.
Go Ahead Eagle
ich bin mir sicher, dei VISIONS-redakteure kllesen hier fleißig mit.
Wär vielleicht mal ganz cool, wenn ihr hier auch was dazu sagen würdet.
Das würde die bisher doch erstaunliche sachliche Diskussion nochmals anfeuern.wilder rockerr, 02.12.2009 01:17



So lange wir hier ausführlich interessante entwicklungsmöglichkeiten zum umgang mit 'neuen' medien oder beginnende Konzeptlosigkeit u.ä. diskutieren, wird hier kein offizieller seinen senf dazu beitragen. Eher freuen die sich über kritisches feedback und lassen uns mal ruhig ihre arbeit miterledigen.
RINGO
Meiner Meinung nach waren die Jahre 2004-2007 eine sehr maue Zeit, gerade aus Visions Perspektive. Man muss nur mal auf die Cover schauen: Ash, gefühlte zehnmal Incubus, Green Day, Billy Talent, Muse und dann die unzähligen Indierock-Bands, deren erstes Album das Beste war und bleibt (Franz Ferdinand, Maximo Park, Bloc Party, Strokes...). Aber mir fehlt im Moment bei Visions ein wenig die Richtung, außer eine stärkere Metal-Affinität kann ich da nicht erkennen, wohin die Reise gehen soll. Wie steht Visions zu neuen innovativen Bands wie Animal Collective (völlig nichtssagende Kritik vom Ex-Chef Schumi), Grizzly Bear,the XX oder den bereits erwähnten Cut Copy? Das sind jetzt auch alles keine Geheimtipps mehr, gerade Animal Collective. Aber alles was da kam, war vom großen Hype zu sprechen ohne selbst sich mit der Band wirklich auseinanderzusetzen.action ape, 02.12.2009 11:02


Da stimme ich zu. 2004-2007 fand ich auch eher lahm. Da würde ich Visions aber nicht allzu viel Schuld geben. Ich finde es wird seit einger zeit wieder spannender.
Zu dem "Fan-Charakter": Das ist für mich überhaupt nicht negativ. Emotionslose "objektive" Berichte will ich gar nicht. Und wie kann man denn über Musik "neutral" berichten. Wir sprechen hier ja nicht von politischem Journalismus. Und bei den Rezensionen stört mich das noch weniger. Plattenkritiken sind immer subjektiv und sind für mich auch gar nicht mehr als eine gedankliche Anregung. Was mich mehr interessiert sind Berichte und Hintergrundinfos ... und da darf auch ruhig mal der Fan durchblitzen
Dennis Plauk
Ach ja: ich bin mir sicher, dei VISIONS-redakteure kllesen hier fleißig mit.
Wär vielleicht mal ganz cool, wenn ihr hier auch was dazu sagen würdet.
Das würde die bisher doch erstaunliche sachliche Diskussion nochmals anfeuern.wilder rockerr, 02.12.2009 01:17

Ja, wir lesen fleißig mit - gerade diesen Thread, weil er natürlich sehr direkt unsere "Arbeit" und die Heftphilosophie betrifft. Und egal in welche Richtung die Meinungen gehen - super, dass ihr das auf diese Art diskutiert. Ich kann nicht auf alles im Detail eingehen, was bisher geschrieben wurde, aber ein paar Dinge möchte ich schon anreißen:

- Stichwort "Print vs. Online": Wenn jemand schreibt, dass uns das Internet überholt habe und er keine Lust mehr auf fünf-, sechsseitige Interviews hat, ist das natürlich sein gutes Recht und sicher eine Aussage, die stellvertretend steht für das veränderte Leseverhalten vieler - vor allem jüngerer - Menschen im Internet-Zeitalter. Nur: Wir glauben nach wie vor an das Medium Print. Wir glauben, dass es viele Leser gibt, die auch - vielleicht sogar gerade - in diesen Zeiten tiefgehend informiert werden wollen, statt nur häppchenweise Gratisjournalismus zu konsumieren. Wir wissen, wo uns das Internet - also auch unsere eigene Website im Vergleich zum Heft - etwas voraus hat: die Schnelligkeit, das Multimediale etc. Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen, dass "schnell & umsonst" nicht alles sein kann. Wir wollen 12-seitige Historys bringen; Texte, in die unsere Autoren zum Teil wochenlange Recherche- und Interviewarbeit stecken. Und wir sind uns sicher: So etwas will niemand im Netz lesen. So etwas will man mit durch die Wohnung schleppen können, es beginnen zu lesen, wieder weglegen, später weiterlesen können. (Randnotiz: Der vermeintliche "Klassenkampf" zwischen Print und Online lässt sich übrigens ziemlich genau auch auf Digitale Musik vs. physische Tonträger übertragen. Würdest du da auch behaupten: "Liebe Labels, gebt die Produktion von CDs und Vinyl auf - die Tauschbörsen haben euch überholt. Ich habe einfach keine Lust mehr, 15 Euro für eine Platte auszugeben, wenn ich sie mir woanders gratis beschaffen kann.")
Dennis Plauk
- Stichwort "Fan-Girl/Fan-Boy": Uns geht es hier, vereinfacht gesagt, um eine Mischung aus objektivem Journalismus und subjektivem Fanschreiben. Das Journalistische meint: gründlich recherchieren statt zu mutmaßen, sauber zu argumentieren statt stumpf zu behaupten, verständlich schreiben, auf den Punkt kommen, solche Dinge. Der "Fan-Faktor" meint dagegen: Eben NICHT zu vergessen, dass wir nicht der Spiegel sind, der möglichst unabhängig über das politische/wirtschaftliche/gesellschaftliche Weltgeschehen berichtet - sondern ein Magazin, das über Musik schreibt; eine Sache also, in der viel Leidenschaft und Emotionalität steckt. Das darf und muss manchmal sehr subjektiv ausfallen. Wenn dich ein Album tief berührt und du das anderen mitteilen willst, wäre es doch absurd, beim Schreiben eine denkbar objektive, distanzierte, "kalte" Position einzunehmen oder den Leser mit nichts als nüchternen Fakten zu bombardieren.

- Stichwort "Unbekannte Bands werden ignoriert" (das bezieht sich noch einmal auf den ersten Beitrag): Das sehe ich keinesfalls so. Wir haben sogar - im Gegensatz zu vielen unserer Mitbewerbern - mit den "Entdeckt"-Seiten ein Forum für solche Bands geschaffen, die in gewisser Weise Opfer der Veröffentlichungspolitik geworden sind, weil ihre Alben entweder nur als Import erhältlich sind oder sie bisher komplett ohne Label darstehen. Darüber hinaus nehmen wir immer wieder Import-Themen in den Soundcheck, die dann auch immer wieder unter den "Schönheiten" landen. Auf der anderen Seite fällt es natürlich nicht schwer, spontan ca. 1,3 Millionen Bands zu picken, die im Internet irgendwo, irgendwie präsent sind und bisher keine Rolle in VISIONS gespielt haben. Und keine Frage, da sind sicher ungehobene Schätze drunter. Nur: Welchen Anspruch sollen wir, welchen Anspruch sollen unsere Leser denn haben: Dass VISIONS das Magazin ist, dass JEDE Band der Welt vorstellt, die es irgendwie wert ist und folglich Monat für Monat in der Stärke des Berliner Telefonbuchs erscheint, zum Umkostenbeitrag von 79,90 Euro und einen halben Stadtteil an Autoren beschäftigt? Was möchtest du uns damit sagen?

Zuletzt geändert von Dennis Plauk

Dennis Plauk
- Stichwort "Berechenbarkeit": Es kann uns doch niemand ernsthaft vorwerfen, dass wir ein Thema wie Them Crooked Vultures groß - und bei entsprechendem Album - zur Platte des Monats wählen. Ich meine: Hier kommen Oldschool-VISIONS (Kyuss, Nirvana) und Newschool-VISIONS (QOTSA, Foo Fighters) plus Led Zeppelin zusammen. Das sind zwei der - sorry für das Wort - Charakterköpfe schlechthin für uns: super smarte Typen mit in der Regel super smarten Songs, die unabhängig von den einzelnen persönlichen Vorlieben großen Respekt quer durch die Leserschaft genießen. Und sie haben zusammen ein richtig gutes Album aufgenommen. Ist es berechenbar, dass es bei uns auf der Eins landet? Natürlich. So berechenbar, wie es ist, dass die Tagesschau eine Sondersendung zur Bundestagswahl macht und die Titanic Guido Westerwelle mit Banane ("nicht im Bild") auf dem Titel abbildet. Auf der anderen Seite machen in anderen Monaten dann kleine Indielabel-Themen den Soundcheck unter sich aus, und die "Sell out"-Nörgler schweigen - bis dann wieder ein großes, "breitenwirksames" Thema auf der Eins oder auf dem Titel ist und sie sich bestätigt fühlen. (Auch hier eine Nebenbemerkung: Wir haben, denke ich, deutlich weniger "Säulenheilige", als manch einer vermutet. Muse oder etwa Placebo sind große VISIONS-Themen und waren beide in diesem Jahr auf dem Titel - ohne dass die zugehörigen Alben auch nur in die Nähe einer "Schönheit" oder sogar "Platte des Monats" gekommen wären.)

- Stichwort "In Extremo": You must be smoking.
Dennis Plauk
Okay, das war jetzt doch recht lang. Von wegen "anreißen"... :cool:

Zuletzt geändert von Dennis Plauk

stereozwerg
Sorry, aber ich finde diese Diskussion hier total fürn Horst.

Wie sollen die Redakteure denn Plattenkritiken schreiben, ohne ihren eigenen Musikgeschmack mit einfließen zu lassen? Kann mir das jemand erklären? Eine musikwissenschaftliche Abhandlung will ich auf jeden Fall nicht lesen. Dann lieber ne ordentliche Meinung von jemandem - auch wenn sie mir persönlich stinkt, wenn einer sich über meine Lieblingsband auslässt. Wenn jeder sagt, Musikkritiken oder Musikjournalismus an sich sind wie Dancing on Architecture, wieso gibt es Musikmagazine dann überhaupt noch? Ist doch in keinem anderen Magazin anders, oder hab ich da etwa nen Quantensprung des Musikjournalismus verpasst??

Ich glaube, alle obigen Kommentare von wegen "zu viel Franz Ferdinand/Grohl/Homme/etc." sind auch nur in den eigenen Vorlieben begründet. Da hilft kein Beschweren, nur Lesestoff wechseln. Hier von "Konzeptlosikgeit" zu sprechen, find ich ne ausgesprochene Frechheit. Die Konzeptlosigkeit kommt vielleicht aus der ausgeschöpften Musikszene, aber wenn die Visions-Redakteure in Zukunft nur mehr Metal rezensieren wollen, dann ist das ja bitteschön ihre Sache.

Und von wegen Fanboy/-Girl-Sein: Das ist doch toll!!! Ich bin mir dabei hunderpro sicher, dass bei der Visions kein leidenschaftsloser Fuzzi schreibt, den die Thematik überhaupt nicht interessiert. Statt dessen ein Haufen Fanboys und Fangirls wie du und ich, die sich über ihre Helden noch freuen können und manchmal eben auch die schlechten Alben der Lieblingsband heiß und innig lieben und das auch über 6 Seiten feiern...Anders möchte ich das gar nicht haben! Wenn ich sinnbefreite, von Handyanbietern gesponserte Artikel lesen möchte, kann ich ja auch den NME abonnieren :messer:

Außerdem: Hat die Visions nicht als Fan-Zine begonnen? Hm? Ist es nicht schön, dass sie nach all den Jahren immer noch ein Fan-Zine ist? Für mich ist das genau DAS Kaufargument und großer Vorsprung gegenüber all den anderen Blättern, die sich hierzulande Musikmagazin betiteln und meinen, über Musiker von einer höheren Ebene herab zu urteilen.
kleinerhobbit33
@stereozwerg,

danke, treffender hätte man es nicht ausdrücken können. Ich bin da ganz Deiner Meinung :cheers:
RINGO
@ Dennis Plauk
@ stereozwerg

Word!
Ringo stimmt zu!

Ich finde die Diskussion aber jut. Solange es um Selbstreflexion und nicht um Selbstzerfleischung geht, ist gegen diesen Meinungsaustausch m.E. nun wirklich nichts einzuwenden...
Michael Lohrmann
Guten Tag zusammen, nun hat Dennis schon so viel vernünftige und wesentliche Sachen geschrieben, ich möchte das aus der Sicht des Herausgebers dennoch um ein paar Überlegungen ergänzen - ich versuche dabei möglichst generelle Gedanken zu äußern und nicht auf einzelen Postings einzugehen.

Nun, der Thread öffnet mit 10 Bands / Platten, die in VISIONS nicht vorgestellt wurden, weswegen das Magazin an Bedeutung verloren hätte. Also, bei der Schwemme an Bands, die sich alleine bei MySpace tummeln, finde ich 10 Bands eine verdammt gute Ausbeute. Die Frage ist doch viel mehr, wieviele Bands man verpasst, wenn man VISIONS nicht liest. Ich bin zumindest der Ansicht, dass die Mischung aus neuen, unbekannten Bands und alten Recken derzeit gut aufgeht.

Dass das Internet die Medienlandschaft stark verändert hat, und dass das sicherlich nicht nur Musik-Magazine betrifft, sondern nahezu alle (Print-)Medien, ist sicherlich unbestritten. Die Frage, wie man als großer oder auch kleiner Verlag damit umgeht, ist indes unbeantwortet - und wer sind wir, da mit Ergebnissen zu kommen, wenn selbst Branchen-Dickschiffe an dem Problem verzweifeln? Sicher ist, dass das Netz im Kern ein tolles Medium ist, weil man per Knopfdruck Menschen aus aller Welt mit aktuellen Informationen bedienen kann. Schlecht ist, dass der User gelernt hat, dafür nicht zu bezahlen. Das sage ich beileibe nicht aus Raffgier. Es ist einfach nur so, dass all die Sachen, die wir z. Bsp. auf visions.de machen, uns nicht wenig Geld kosten - von den Verlusten, die man einfährt, weil Magazine nicht mehr so verkaufen wie vor zehn Jahren, mal ganz zu schweigen. Dass das Netz als Gratis-Service-Tool wahrgenommen wird, bremst zudem die Innovation des Mediums. Würden Menschen gewohnt sein, für Inhalte im Netz zu bezahlen, würden alle Internet-Seiten deutlich besser werden, viel mehr (Inhalte) wagen und das Medium auf die nächste Ebene hieven. Weil das Netz aber bis auf ein paar lumpige Umsätze durch Bannerwerbung kein Geld einspielt, stehen alle Verlag auf der Bremse, denn es kann ja nicht sein, dass man Print kannibalisiert, nur um im Internet einen großartigen Service zu bieten, der sich aber vorne und hinten nicht rechnen kann, eben weil der Umsatz durch den Konsumenten fehlt. Das ist eine Zwickmühle, die uns dazu geleitet, das Beste aus dem jeweiligen Medium zu holen, ohne dabei das gedruckte Wort überflüssig zu machen. Im Netz geht es um die schnelle wie verbindliche Information, um den Austausch mit euch, um Multimedia und Interaktion. Das Heft hingegen bietet die Tiefe und die Übersicht, die das Netz wohl nie bieten können wird - das ist unser Weg, was zeitgleich bedeutet, dass wir die, die sich nur für Plattenbewertungen, News und Tourdaten, egal aus welcher Quelle, interessieren, mit dem Magazin vermutlich nicht mehr so gut erreichen. Uns geht es aber um die Leute, die sich für die Geschichte hinter einer Band interessieren, um die, die nicht nur auf die schnelle Information aus sind - was übrigens auch so ein Punkt ist, denn die nackte Information hat im Zeitalter von Copy & Paste beinahe keinen Wert mehr. Ob du eine Meldung um 9.12 Uhr bei visions.de liest oder 4 Minuten später bei einem anderen Anbieter - who cares?

Wir haben derzeit das Gefühl, dass das gedruckte VISIONS dem Ansatz nach Tiefe, Hintergrund und Content derzeit sehr gut gerecht wird, zumindest fühlen wir uns mit dem Heft ausgesprochen wohl. Zudem bemühen wir uns, den Leser im Heft mit Specials zu "belohnen", was besonders für unsere Abonnenten gilt, die für uns naturgemäß eine große Bedeutung haben. Nicht zuletzt durch unsere Abonnenten erreichen wir die Unabhängigkeit, die für ein Magazin wie VISIONS unabdingbar ist, denn das unterscheidet uns ganz grundsätzlich von den ganzen Gratisblättern, die zwar keinen Preis auf dem Cover stehen haben, deren Titelbilder aber dennoch nicht kostenlos sind.

Weil dieses Thema so allumfassend wie abendfüllend ist, könnte ich mir gut vorstellen, dass wir mal zu einem großen VISIONS Leser-/Community-Treffen in Dortmund einladen, vielleicht vor einer VISIONS Party, oder so. Ich verspreche mir von so einer Diskussionsrunde einen guten Austausch, der euch einen Blick hinter die Kulissen, und uns eure Wahrnehmung und auch Anregung gewährt. Als Termin schlage ich direkt mal den 5. Februar 2010 vor - an dem Abend ist nämlich eine VISIONS Party in Dortmund. Wir werden auf diesen Termin aber noch mehrmals hinweisen. Viele Grüße, Michael
blindpilot98
deren erstes Album das Beste war und bleibt (Franz Ferdinand, Maximo Park, Bloc Party, Strokes...

Ich muss in dem Punkt widersprechen, für mich sind bei den letzten 3 genannten, das zweite Werk das definitiv stärkste. Mir haben sich Bloc Party erst durch das zweite Album erschlossen, gerade wegen dem verstärkten elektronischen Einsatz. Und Our early Pleasure hat mit die stärksten Melodien die es im Indie Rock gibt.. Aber das


Zum Thema ich lese die Visions, eben wegen ihren langen Stories und den ausführlichen Interviews (muss mir immer noch eine Träne verdrücken, das die Galore eingestellt worden ist). Und mir ist es lieber die Visions verzichtet darauf, wirklcih alles abzubilden, und geht in dem über was sie berichtet in die tiefe.
Zum Thema Plattenkritiken fänd ich es ganz gut, wenn es eine Rubrik in der Visions gäbe, in der alte Kritiken nochmal aufgegriffen werden, wenn sich das Bild über das Album verändert hat. Es gibt es ja durchaus das manche Platten etwas länger brauchen bis sie ankommen, und dann ganz anders zu bewerten sind. Im positiven wie im negativen.

Was mich allerdings wirklich an der Visions stört, sind die Teile im Heft, bei denen nicht klar ist, ob es sich um einen redaktionellen Beitrag, oder um einen umgeschriebenen Werbetext (die ganze jägermeistersache, oder die Verlosungen, teilweise die Artikel im Proberaumbereich, oder den rock band artikel im spiele bereich). Keine ahnung, ob es aus finanzieller sicht notwendig ist sowas zu machen.
welsing
Zum Thema Proberaum kann ich direkt eines sagen: Dort wird niemals ein umformulierter Werbetext erscheinen.

Wir widmen uns jedem Gerät oder Thema mit der nötigen Aufmerksamkeit. Wir wählen selbst aus, was dort vorgestellt werden soll. Wir testen selbst. Und natürlich verfassen wir die Texte selbst.
Wir versuchen immer, Pros und Contras abzuwägen. Deswegen gibt es seit Neuestem ja auch den entsprechenden Kasten unter den Tests.

Viele Grüße!
Go Ahead Eagle
MMn ist die einzige Möglichkeit weiterhin mit Print und Online bestehen zu bleiben ein weiterer Rückzug in die Nische.
Hieße in meinen Augen, deutlich weniger kleine Halbseiter oder Infoschnipsel im Heft und diese eher in die Onlineausgabe zu packen, wenn überhaupt.
Im Heft hätte dann eine weitere Zuspitzung auf weniger Bands zu erfolgen, die dafür ausführlicher behandelt werden.
Quasi eine quantitative Reduktion um knapp 50% der Bands, aber dafür dann bei 2/3 der übrig gebliebenen Bands eher 2, 3 oder mehrseitige Artikel.
Nur so kann meiner Meinung nach eine gewisse Qualität und ein Mehrwert erhalten bleiben bei dem sich eine Printausgabe rentiert.
(Was im übrigen nicht heißen soll, dass man sich nur noch auf große Bands beschränken soll. Das wäre dann wiederum nicht die Visions-nische)
theguilt
Meine bescheidene Meinung.

Das Fanboy-Getue gegenüber verschiedenen Bands (Queens, Mars Volta etc), mag ich auch nicht besonders.

Jedoch ist die entscheidende Frage, wieso?

Ganz klar, weil ich die Leidenschaft gegenüber jenen Bands nicht teile.

Würde dies jedoch auf Bands zutreffen, welche ich mag (aus Avatar-veranlassten Gründen, zb. die Backyard Babies), dann hätte ich natürlich gar kein Problem damit.

Wie schon oben jemand sagte, Fanboy-Getue, kann nur Fanboys verärgern....

...und schön zu wissen, dass das auf alle User hier zutrifft!

In dem Sinne: :cheers: