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Metalco(o)redinatorisches

Powder To The People
Nee, die hoben schon ab. Dadurch, dass HSB ja quasi aus meiner Heimatstadt kamen und trotzdem im Clubhaus oder den Saalgärten mit auch nicht wirklich viel Fassungsvermögen weiterhin auftraten, hätten Caliban das auch tun können. Zumal die ja sehr eng mit HSB damals waren. Ich kannte aber einige Leute aus der Szene, Veranstalter, Roadies, teilweise auch Bandmitglieder von anderen Bands, die mit Caliban unterwegs waren, und die bestätigten das. Einmal hab ich gehört, dass der Sänger backstage tatsächlich geheult hat, weil so viele Groupies was von ihm wollen. Und ja, ich meine "geheult". Die hatten wohl tatsächlich ungesunde Höhenflüge. Naja, wird sich langsam relativiert haben.

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Powder To The People
Die Konzerte in HX wurde übrigens größtenteils von Leuten aus der Band Crowley's Passion oder aus deren Umfeld organisiert. Wirklich nur eine kleine Fußnote in der Metalcore-Geschichte, bei uns von der Schule allerdings schon eine Nummer, deswegen will ich sie hier wenigstens einmal kurz verewigt haben:


Crowley's Passion - Love KillsOneFingerSalute, 05.03.2021 12:46 #

Hahaha, so viele Bands klangen damals genau so. Also nix gegen die Jungs jetzt im speziellen, aber ich musste bei der Abarbeitung an Klischees in der ersten Minute jetzt schon schallend lachen.
OneFingerSalute
Sie haben es gut gemeint. Und als einzige ernstzunehmende Band weit und breit waren sie gemessen an der relativen Qualität der Musik auch tatsächlich einigermaßen einflussreich - was sich danach an Bands gegründet hat. Deswegen werde ich dir nicht widersprechen, aber selbst auch nix Schlechts über die Band schreiben.
Powder To The People
Ach bei uns doch genauso. Letztens erst was Lokales von uns an anderer Stelle gepostet:


Es war schon irgendwie geil, wieviele Bands sich selbst im letzten Dorf auf Basis dieses Sounds zusammenfanden und vor sich hin stümperten. Das Debüt von HSB klingt übrigens ziemlich genau wie deine Band da oben. Ergo können sich selbst die Chefs nicht davon frei machen.
OneFingerSalute
Ba'al jetzt echt nix Herausragendes, aber ehrlich gesagt: Zur richtigen Zeit damals hätte ich das auch geil gefunden und damit die Boxen im Opel Corsa gequält.

Übrigens übles Nostalgie-Fest für mich, bei dieser Musik mal wieder richtig einzusteigen.
Powder To The People
Ich bin stolz auf euch. Ich sehe gerade, dass wir schon wieder ganz herausragend keinerlei Ordnung im Thread haben.:bigsmile: Da ich heute durch Impflag bedingt Zeit und auch Lust habe, schreib ich jetzt mal ein paar Kleinigkeiten zu den Visions-Platten. Natürlich aus meiner persönlichen Sicht, ich bin weder Sprachrohr noch allgemeingültiges Kollektivum der Szene, auch wenn meine Schreibse manchmal so klingt. Wer will, kann also gerne einhaken. Es werden auch keine Romane, nur wenn es sein muss.
OneFingerSalute
Hau raus. Bin gespannt auf die An- und Einsichten von jemandem, der ja nun wirklich richtig Ahnung und Bock drauf hat.
Drunken Third
Bitte auch darum. Ich werde später auch nochmal das CD-Regal durchgehen. Meine Metalcorephase war kurz und mittelheftig, ganz viele Tonträger stehen hier also nicht mehr rum. Aber die üblichen Verdächtigen natürlich schon.
Powder To The People
Unbroken - Life. Love. Regret.
Kann ich ehrlich gesagt nicht viel Expertise dazu geben. Band fand lange vor meiner Sozialisierung statt. Ich kenne das Album, finde gut, es gehört zweifelsfrei ins Genre, es war wohl auch einflussreich. Als früher Vertreter sicher mit Recht zu nennen.

Cave In - Until Your Heart Stops
Na aber Hallo! Das Album und die Band sind immer wieder Thema im Visions-Kosmos und es gehört auch sicher in eine Liste dieses Genres. Wohin sich die Jungs weiter entwickelten ist jetzt nicht Thema. Es geht um diesen schön ungelenken Bastard mit dubiosen Interludes, unprominent platzierten Gastbeiträgen von Converge, Agoraphobic Nosebleed oder Piebald und die umherschwirrenden Gitarrenleads. Klassische Dynamikverschiebungen sucht man vergeblich, trotzdem fühlt man sich an manchen Stellen wie vom Bus angefahren (der Beginn von "Ebola", Alter!). "Juggernaut" bleibt immer noch einer ihrer besten Songs. Und die ganze Stimmung ist so richtig schön unangenehm. Herzensplatte, biddeschön.

Earth Crisis - Destroy The Machines
Ach, ich und Earth Crisis. Rein musikalisch hätte es mein Ding sein müssen, aber die Prollostimme war eben immer mehr Biohazard als Jeffrey Moreira. Hier sollen gern andere was schreiben. Auch, ob das das richtige Album ist. Einfluss auf die Szene (auch Straight Edge im speziellen) lässt sich nicht leugnen.

Morning Again - As Tradition Dies Slowly
Justus sagte das schon: Die ganzen vorherigen Veröffentlichungen an EP's und Splits sind der eigentliche Legendenstatus der Band. Das Album wurde auch innerhalb der Szene eher verhalten aufgenommen, die Meisten hatten einfach krasseres erwartet. So sehe ich das auch. Es gibt einige heftige Stellen, aber insbesondere die Vocal-Performance konnte mit den druckvollen Instrumentals nicht mithalten und klingt hier und da ziemlich stotternd. Lag sicher auch am Top-Of-The-Lung-Screaming, da ist Rhyhtmik schwer.
Powder To The People
Zao - Where Blood And Fire Bring Rest
Ich liebe Zao. Ich habe nahezu alle Alben physisch und ausgerechnet das hier ist so schwer zu bekommen. Denn ja, vom Einfluss her ist es wohl ihre wichtigste Platte. Es ist die erste mit Dans Gekeife und es hat so viel vorweg genommen, vor allem was Groove angeht. In der Szene galt es immer als Legende. Für Norma Jean und Co. ein gigantischer Einfluss. Auch später enttäuschte die Band (zumindest mich) nie, selbst bei einigen Alternative-Anleihen. Ihr letztes Album "The Well-Intentioned Virus" war in meiner Jahresliste 2016 ganz vorn. Mist, wo krieg ich die CD (zum vernünftigen Preis) her?

Botch - We Are The Romans
Right up my lane. Und das richtige Album. Manche sagen "American Nervoso", aber so wuchtig das ist, mit dem Monolithen hier kann es nicht mithalten. Zu "Calculating Infinity" kommen wir ja noch, aber das war der erste Hammerschlag in Richtung Math- bzw. Noisecore. Die Takte immer schön neben der Spur, die Gitarren immer schön Kreissäge auf Metall. Der Einfluss auf die gesamte Szene in der Ecke von Norma Jean muss nicht unterstrichen werden, man hört die ersten 2 Songs und weiss Bescheid. Danach kam leider nur noch die formidable EP "An Anthology Of Dead Ends" und dann war Schluss. In der Frühphase gab es allerdings eine Tonne an VÖ's auf Splits und Singles, deswegen auch die enge Vernetzung mit der Szene und der Kultfaktor. Rein musikalisch war das vielen zu der Zeit nämlich zu atonal und moshtechnisch nicht immer einfach.

Poison The Well - The Opposite Of December
Herzensband. Das richtige Album? Ja. Im Sinne des Genres und der Relevanz für die Szene. Wenn mich einer nach meinem Liebling der Band fragt, wird die Antwort wohl "You Come Before You" sein. Aber "The Opposite..." ist auch für mich speziell, weil es mich zu einer Zeit erwischte, wo ich die Kompromisslosigkeit solcher Musik erst ergründete. Und da war vor allem das unfassbare Geschrei von Moreira, welches mich faszinierte. Es klang so voll und drückend. Ich wollte wissen, wie man das macht. Er und Corey Taylor waren dann für einige vollgespeichelte Kissen verantwortlich (wie sollte man denn im Zimmer neben den Eltern Schreien üben?), bevor ich mich in die erste Band wagte. Die Musik drumherum hat mich auch erwischt. Im Prinzip hat die Band Breakdowns salonfähig gemacht. Weil sie sie variierten und so oft einsetzten, dass sie nach Midtempo klangen, obwohl sie eigentlich eine Hardcore-Punk-Band waren. Die melodischen Anteile (wie in "Nerdy") taten den Rest. Bis heute kriege ich übrigens Gänsehaut, wenn Moreira über das melancholische Gitarrenoutro des letzten Songs "My Mirror No Longer Reflects" im Hintergrund "End Me" brüllt. Hach!

Coalesce - 0:12 Revolution In Just Listening
Jepp! Kurz überlegt ob es das richtige Album ist, man könnte vielleicht das Debüt "Give Em Rope She Said" ins Spiel bringen. Das hat noch einen "metalcorigeren" Sound. Aber "0:12..." ist einfach Coalesce durch und durch und alle haben es gefeiert. Es war recht ungewöhnlich, nicht nur wegen der vertrackten Rhythmik, sondern auch weil Jes Steineger diese seltsam bluesigen, sludgy Riffs schrieb. Das, zusammen mit dem Auspuff von Sean Ingram, hat einfach einen so einzigartigen Vibe, dass man um die Herren nicht drumrum kam. Hier spielte auch noch James Dewees Schlagzeug, der dann bei den Get Up Kids ans Keyboard ging bzw. sich mit Reggie And The Full Effect selbst verwirlichte. "Ox", 10 Jahre später, verlor nichts von dem Reiz. Man hört über Coalesce übrigens nirgendwo etwas schlechtes. Die Band hat eine ungeheure Credibility in der Szene und darüber hinaus. Sean Ingram wird auch immer noch um Gastauftritte gebeten.

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JustusMeinFreund
Mit der Visionsliste bin ich fast durch und merke dabei, dass ich immer noch die Platten am besten finde, die ich früher schon mochte. Deswegen bis auf A Day To Remember alles alte Kammelen für mich.



Earth Crisis – All Out War / Firestorm (1992/93)
Unbroken – Life. Love. Regret. (1994)
Hatebreed – Satisfaction Is The Death Of Desire (1997)
Poison The Well– The Opposite Of December (1999)
The Hope Conspiracy – Coldblue (2000)
The Hope Conspiracy – Endnote (2002)
Poison The Well – Tear From The Red (2002)
Hatebreed – Perseverance (2002)
Morning Again – Hand Of The Martyr (2002)
Born From Pain – Sands Of Time (2003)
As I Lay Dying – Frail Words Collapse (2003)
Shai Hulud – That Within Blood Ill-Tempered (2003)
Destiny – The Tracy Chapter (2004)
Rise And Fall – Into Oblivion (2005)
A Day To Remember – Homesick (2009)
Powder To The People
Da fehlen wichtige Geheimtipps, ich seh schon.
Drunken Third
Hatebreed oder Born From Pain kann ich nicht unter Metalcore einordnen, obwohl die paradoxerweise die Definition perfekt treffen. Aber das ist einfach ultradicker Hardcore mit Slayerriffs.
Außerdem müssten dann Walls Of Jericho genauso in die Liste.
Powder To The People
Drunken, wenn wir später zu den übersehenen Alben kommen, würdest du eine kleine Review zu unserem gemeinsamen Liebling namens End This Day schreiben?
Drunken Third
Ich glaube, Sie verwechseln mich hier mit jemanden, da klingelt gerade nichts. :hm:
Powder To The People
Echt?
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Das Cover sagt dir nix? Ich könnte schwören, wir haben vor ein paar Jahren im Forum darüber lamentiert.:hm:
Drunken Third
Nope. Ich tippe da auf Ofsi.
Aber ich spotifyisiere sie direkt mal.
OneFingerSalute
War ich. Muss ich noch mal eben anschmeißen. Moment.
Powder To The People
The Dillinger Escape Plan - Calculating Infinity
Jeder der mich kennt, weiss was mir diese Band bedeutet. Persönlich ist mein Herzensalbum "Miss Machine", weil es das volle Potential abbildete. Aber Holy Shit, was war los als das Ding hier kurz vor dem Millennium auf den Markt kam. Es war so geil. Keiner verstand das, auch ich nicht, die Meisten in meiner Szene waren sogar angewidert, weil musikalisch doch weit konservativer als sie selbst zugegeben hätten. Die Vorgänger-EP hatte diesen Wahnsinn nur angedeutet, und ist noch viel eher in den Metalcore zu rechnen. Keiner wagte es bis dahin Jazz und Grindcore mit rein zu mischen und derart kompromisslos darzubieten. Bis heute ist es nicht einfach, die Platte am Stück durchzuhören. Aber die reflektorischen spastischen Zuckungen, die ich nach dem Jazzintro zu "Sugar Coated Sour" bekomme, zeigen mir, dass das alles eine parasitäre Vereinigung mit meinem ZNS eingegangen ist. Die Menge an Gruppen, die sich auf die Elemente dieses Albums berufen sollten, lassen sich mathematisch kaum noch subsummieren.

Converge - Jane Doe
Mal ehrlich. Was soll ich denn zu dem Album noch schreiben. Die wohl am Meisten im Konsens stehende Band im Visions-Forum und ihr berühmtestes Album. Vorher waren sie eine technisch begabte Metalcore-Band, die laut eigener Aussage zu viele Slayer-Riffs klaute und ihre Alben teils unglücklich produzierte (hab noch die erste Version von "When Forever Comes Crashing" - welcher Praktikant ist da auf den Mute-Knopf gekommen?). Hiernach war alles möglich. Grindcore, New School, Old School, Sabbath, Chaos, Post-Metal, auch mal nur Bannon und Koller allein. Nough said. Eine allgemeingültige Liste dieser Art ohne dieses Album ist schlicht nicht möglich.

From Autumn To Ashes - Too Bad You're Beautiful
Memories. Im Metalcore war wohl keine Band dem Emo so nah und wimpte trotzdem nicht aus. Hochgezogene Augenbrauen und Stankfaces wechselten im Sekundentakt bei den Heads. Warum muss der Drummer bloss so rumjaulen? Naja, warum nicht? Und auch wenn der Pathos hier und da tropft - geht einem nicht das Herz auf, wenn Melanie Wills von One True Thing "Short Stories With Tragic Endings" beendet? Welche Bands haben sowas damals gemacht? Also ja: Wichtiges Album.
Ich möchte in dem Zusammenhang nochmal auf die weiteren Alben hinweisen. Die waren nämlich durchgängig gut. "The Fiction We Live" hinterliess vor allem durch den Opener noch viel Eindruck, danach klang der Hype ab. Dabei ist Album Nummer 3 "Abandon Your Friends" mit eingearbeiteten Alternative-Sounds nochmal richtig stark und teilweise echt heavy geworden. Und "Holding A Wolf By The Ears", bei dem Francis Mark von den Drums dann komplett den Gesang übernahm, ist erstaunlich druckvoll, spassig und entgegen aller Vermutungen mit jeder Menge Screaming versehen. Die ganze Diskografie ist imo empfehlenswert.

Killswitch Engage - Alive Or Just Breathing
Für mich das richtige Album, weil es mich damals voll erwischte. Ich war Baff von der Wucht der Band und den echt coolen Cleans von Jesse. Ich finde immer noch fast alle Songs hierauf klasse und es war damals echt Metalcore auf dem Next Level. Ich glaube, ich hab das Ding ein halbes Jahr am Stück gehört. Dementsprechend "enttäuscht" war ich von dem Sängerwechsel. Wenn ich aber ehrlich bin, hat "The End Of Heartache" die Szene viel mehr verändert. Im Guten wie im Schlechten. Gut, weil anspruchsvolles Songwriting, der nächste Schritt in Sachen Produktion, und echt gut ausgearbeiteten Gesangsmelodien. Schlecht im Sinne einer Überportion Pathos und einer Heerschar an Kopien, die exakt denselben Sound fuhren. Danach war gefühlt kein Metalcore mehr wie vorher möglich.
Powder To The People
War ich. Muss ich noch mal eben anschmeißen. Moment.OneFingerSalute, 05.03.2021 16:17 #

Ah, alles klar. Sorry an Drunken, entsprechende Verschiebung der Aufforderung Richtung Ofsi.