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Musik

Metalco(o)redinatorisches

Drunken Third
Da ich ja jetzt aufgabenlos bin, stelle ich mal eine eigene Liste mit kurzen Einordnungen zusammen. Selbst Schuld.

Und die Visions-Eindordnung von Converge unter Metalcore macht das jetzt sehr, sehr schwierig. Das geht nicht.

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OneFingerSalute
endthisday - Sleeping Beneath The Ashes Of Creation

Ich weiß so gut wie nix über die Band, ich weiß nicht mal, ob sie überhaupt noch was außer diesem Album fabriziert hat (nachträgliche Anmerkung: Auflösung siehe unten). Als ich die CD gekauft habe, war's ja nicht getan mit mal eben im Internet nachgucken und ich habe die Recherche auch nie nachgeholt (weitere nachträgliche Anmerkung: stimmte kurz darauf nicht mehr). Sei's drum, auch ohne weiteren Kontext ist das eins meiner Lieblingsalben aus den frühen 2000ern. Eigentlich steckt hier etwas zu viel echter Metal drin für mich, aber die Mischung aus Thrash- und Schweden-Geballer hat eben doch genau meinen Geschmack getroffen in Verbindung mit den brutalen Breakdowns. Am Mikro wird gegurgelt, gebrüllt, gegrunzt, geschrien (aber niemals gesungen, fand ich auch ganz erfrischend inmitten der vielen zeitgenössischen Zuckerbrot-und-Peitsche-Angänge), im Gegensatz zu vielen anderen Bands ähnlicher Bauart wird das niemals gleichförmig und langweilig. Die Produktion knallt einem das mit der nötigen und angemessenen Wucht um die Ohren, es klingt aber nicht überbehandelt, sondern rau wie mit dem rostigen Messer zurechtkonfektioniert. Es lässt sich nun wirklich nicht behaupten, es hier mit einem offensichtlich sehr einflussreichen Album zu tun zu haben, dafür müsste man den Namen anschließend ja hin und wieder noch gehört haben. Vielleicht war's auch zu schwer verdaulich für den Metalcore-Mainstream, eine Vergnügungsreise ist der Ritt durch die gesamte CD nämlich beim besten Willen nicht. Wie auch immer, hohe Wellen haben die neun Songs nur in einem relativ kleinen Kreis geschlagen, so mein Eindruck – ich schätze mich bis heute glücklich, dass ich mit reingeraten bin.

Anspieltipp ist dieser absolute Hit des Albums aus meiner Sicht – da ist alles drin, was guter Metalcore mit Betonung auf Silbe eins braucht:


Lily White And Blood Red

PS 1: Die Platte hat mich buchstäblich durch meine letzten Schuljahre begleitet – ein Aufkleber mit dem Artwork klebt bis heute auf meinem guten Casio-Taschenrechner.

PS 2: Selbst heute kriege ich nicht viel mehr über die Band raus. Sie hat keinen Wikipedia-Eintrag, nicht mal einen ganz kurzen. Immerhin konnte ich per Discogs herausfinden, dass wir es hier mit dem einzigen Album zu tun haben, gibt sonst noch ein Demo und eine EP. Und ich weiß jetzt, dass die Truppe aus Burlington, Wisconsin stammt. Wüsste nicht, jemals eine andere Band von dort gekannt zu haben.

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Powder To The People
Hervorragend!:cheers:

Ich kann quasi nichts hinzufügen, ausser vielleicht noch den unwichtigen Einwurf, dass sie meines Wissens nach Straight Edge waren. Kann die Platte im Genre auch nur empfehlen.
OneFingerSalute
Gut, dass du mich direkt (oder besser gesagt indirekt) aufgerufen hast. Habe ich wenigstens den Arsch hochgekriegt, das zu schreiben. Wollte das Album aber eh noch erwähnen, weil wirklich wichtig für mich persönlich.

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JustusMeinFreund
Hatebreed oder Born From Pain kann ich nicht unter Metalcore einordnen, obwohl die paradoxerweise die Definition perfekt treffen. Aber das ist einfach ultradicker Hardcore mit Slayerriffs.Drunken Third, 05.03.2021 15:46 #


Da hammas wieder, wie unterschiedlich die Auffassungen. Genau dieser "Beatdown"-Sound war für mich immer genau das richtige für die Metalcore-Schublade.
Witzig: Gab damals ein österreichisches Label, das hat seine Copycatbands als "Emokillah" vermarktet. Lol
Mit dem Deathcore wars für mich dann vorbei, habe ich auch nichts verpasst, sagt mir das Nachhören.

Auch witzig: habe mehr Bands des Genres live gesehen als ich auf Tonträger besitze.

Erinnere mich an Shows wie diese:
Hatebreed + Zao + Throwdown 2004
Caliban + Narziss + Fear My Thoughts + Destiny + Nearea 2005
Shai Hulud + Parkway Drive 2006
Born From Pain in einer 15qm Garage
OneFingerSalute
Sicher ein paar gemütliche Kaffeekränzchen dabei gewesen, möchte ich meinen.

Fear My ThoughtsJustusMeinFreund, 05.03.2021 17:26 #


Oh, auch noch erwähnenswert. The Great Collapse mochte ich sehr. Mal gucken, ob ich die hier demnächst auch noch mit ein paar Worten mehr anspreche.
JustusMeinFreund
Rise & Fall wollte ich zuerst nicht reinnehmen, aber genau deren Clevo-Hardcore wurde ja von Ringworm und Integrity erfunden, die gemeinhin als Genregründer gelten. Ist halt early 90s Metalcore.
LarryRansomInferno
endthisdayOneFingerSalute, 05.03.2021 16:40 #

Hier gibt es Demo, EP & Album als Download.
Falls da jetzt jemand angefixt wurde.
Powder To The People
Rise & Fall wollte ich zuerst nicht reinnehmen, aber genau deren Clevo-Hardcore wurde ja von Ringworm und Integrity erfunden, die gemeinhin als Genregründer gelten. Ist halt early 90s Metalcore.JustusMeinFreund, 05.03.2021 17:28 #

Rise & Fall gehören auf jeden Fall rein, genauso wie Ringworm und Integrity. Ich habe von denen nur die "Our Circle Is Vicious", aber die geht ab. Geb mir nachher gleich mal die "Into Oblivion".:cheers:
Powder To The People
Es wäre auch generell unfair, bestimmte Bands nicht reinzunehmen, nur weil sie bspw. kaum Breakdownen. Der Begriff vereint Metal und Hardcore. Und wenn das wie bei Ringworm eben Thrash-Metal und Hardcore-Punk sind, dann gehören die natürlich trotzdem hier rein. Mir gefällt es, wenn abseits vom Heft die tatsächliche Varianz des Genres hier zum Tragen kommt.
OneFingerSalute
Notiz für mich selbst und die Bitte an euch, mich dran zu erinnern, wenn ihr interessiert sein solltet: "The Transient Effects of Light on Water" von THIS DAY FORWARD rauskramen und ein bisschen drüber nachdenken, warum ich das Album damals geil fand - und ihm vielleicht heute auch noch was abgewinnen kann, wer weiß.
Powder To The People
This Day Forward und dieses Album auf jeden Fall ganz grosse Nummer. Der ebenfalls tolle Nachfolger ist dann klar "nur noch" Post-Hardcore, aber mit netter Glassjaw-Kante.
JustusMeinFreund
Fear My ThoughtsJustusMeinFreund, 05.03.2021 17:26 #


Oh, auch noch erwähnenswert. The Great Collapse mochte ich sehr. Mal gucken, ob ich die hier demnächst auch noch mit ein paar Worten mehr anspreche.OneFingerSalute, 05.03.2021 17:28 #


Eine Band die ich bis heute nicht gehört habe. Mir fällt aber auch beim Browsen durch discogs auf, dass die ganze Musik kaum mehr verfügbar ist. Labels wie Trustkill, Ferret oder Lifeforce dürften auch die ganzen Lizenzen mit zu Grabe getragen haben. Dachte mir "guckste ob du die Misery Signals - Of Malice And The Magnum Heart billig auf Vinyl abgreifen kannst". 300 €.
JustusMeinFreund
Rise & Fall wollte ich zuerst nicht reinnehmen, aber genau deren Clevo-Hardcore wurde ja von Ringworm und Integrity erfunden, die gemeinhin als Genregründer gelten. Ist halt early 90s Metalcore.JustusMeinFreund, 05.03.2021 17:28 #

Rise & Fall gehören auf jeden Fall rein, genauso wie Ringworm und Integrity. Ich habe von denen nur die "Our Circle Is Vicious", aber die geht ab. Geb mir nachher gleich mal die "Into Oblivion".:cheers:Powder To The People, 05.03.2021 17:34 #


Lieber Powdie, halte dich schön am Stuhl fest: Into Oblivion halte ich für die beste Platte, die jemals auf Deathwish Records rausgekommen ist.
Zu den Breakdowns in Live in Sin und The Void möchte ich mir am liebsten jedesmal selbst aufs Maul hauen.
Auch 2006 als erstmals als Vorband von Doomriders gesehen. Was für eine Wucht.:bow:
Drunken Third
Ich glaube, mein Problem mit der Kategorisierung von Converge oder auch Rise And Fall (habe und liebe die "Faith") ist, dass ich diesen Sound erst deutlich später für mich entdeckt hab. Der Funke zwischen Converge und mir ist ja erst 2010 endgültig übergesprungen, da war ich mit "klassischem" Metalcore längst durch und die Schublade fest zu.
Das ist für mich mehr Punk als Metal.
Alphex
Ich kannte Converge über diese eine Punk-O-Rama-DVD, ergo waren die immer Mathcore, also Hardcore aber sperriger, für mich. So einfach war das damals.
Drunken Third
Die DVD hab ich auch. War verstört.
Powder To The People
Norma Jean - Bless The Martyr And Kiss The Child
Kopier ich nochmal von mir selbst:
BTM&KTC selbst hatte als Album eigentlich keinen grossen Impact, es drehte sich alles um "Memphis Will Be Laid To Waste", dessen berühmten Breakdown und die damals gerade aufkommende Moshvideos auf irgendwelchen Parkplätzen oder Einfahrten. Als Ganzes hat das Album zwar schon Highlights, aber auch viel semi-experimentelles Geplänkel (z.B. den wenig zielführenden Viertelstunden-Jam "Pretty Soon..."), was in der Szene nicht so gut ankam. Auch rückblickend ist die Platte nicht mehr so krass wie damals rezipiert, weil die Chaos-Momente wie in "Face:Face" recht stümperhaft klangen im Vergleich zu den grossen Vorbildern.
Erschüttert wurde die Szene (zumindest da, wo ich mich rumtrieb) eigentlich durch "O´ God, The Aftermath". Im Prinzip ein Botch-Klon (gibt die Band ja selbst zu) mit Helmet-Sprenklern. Aber halt so gut gemacht, dass sie damit echt rasierten. Den eigenen Sound fand dann "Redeemer" und die Platte würde ich auch für den Metalcore als relevanteste VÖ von NJ benennen, jedenfalls schossen danach Bands mit diesem Sound aus dem Boden.


Hatebreed - Perseverance
Ich verstehe Drunkens Einwand, tief in mir drin hatte ich mit Hatebreed auch nie die Metalcore-Assoziation. Aber die Rahmenbedingungen sind da und ja verdammt, "Perseverance" fickt, hat gefickt und wird es auch in Zukunft noch tun. "I Will Be Heard" hiess mein Einstieg, vom Triple X-Soundtrack. Album nachgeholt, konnte die Wucht kaum fassen. Dann noch den Vorgänger und den Nachfolger und dann hatte ich wieder genug. Aber dieses Album ist die Ausgeburt von Aggression. Da gab es auch in der Szene keine Diskussionen. Hab sie etwas später in Dresden gesehen und das war nicht normal. Kennt ihr diese Bilder von den ganzen armen Seelen im Hades die nach oben zum Ausgang klettern wollen? So in etwa, nur das ihre Arme rotierende Scheiben waren.

Avenged Sevenfold - Waking The Fallen
Ein spezieller Kandidat. Und bereits ein Album später nicht mehr wirklich im Metalcore verortbar. Aber ich gebe der Visions Recht: Wenn man Metalgesang abkonnte, war das eine herausragende Platte. Kollegen wie z.B. von 3 Inches Of Blood übertrieben es nochmal, aber WTF (LOL) schaffte den Spagat. Ich erinnere mich daran, wie beeindruckt ich vom Songwriting und der Melodiösität von Songs wie "Chapter Four" und "Radiant Eclipse" war. Avenged Sevenfold fallen mir bei Weitem nicht als erstes im Zusammenhang mit dem Genre ein, aber chapeau - bei genauerem Nachdenken hat die Visions da einen guten Punkt gemacht.

Chimaira - The Impossibility Of Reason
Schwierig. Das Debüt mag ich gern, firmierte damals aber eigentlich unter New Metal bzw. in der Fear Factory Ecke. Ab TIOR zählten sie zur NWOAHM. Ich mein, ich habe Spass mit "Power Trip" und "Pure Hatred". Das Album ist cool. Aber letzten Endes eher Groove Metal. Chimaira haben zumindest bei uns in der Szene keine Rolle gespielt.
Powder To The People
Horse The Band - R. Borlax
Als R. Borlax rauskam, haben ich und meine Freunde es bis zum Umfallen gefeiert. Nintendo/Sega-Kids und dann kombinieren das eine paar Irre mit krachigem Metalcore? Wir waren im Himmel. Die Szene, voll mit bierernsten Weltverbesserern, hatte dafür kein Ohr übrig. Und prophezeite den frühen Tod der Band. Weit gefehlt. Es war einfach zu gut. Habe die Kaputten einmal in der Matrix in Bochum an einem Sonntagabend gesehen, zu Zeiten des famosen "A Natural Death". Eine Stunde mit 50 anderen Menschen, vom langhaarigen Jesusverschnitt bis zum Straight Edger mit Spinkicks. Alle lagen sich am Ende lachend in den Armen. Ist euch eigentlich klar, dass die fast nur über Wesen aus dem Nintendo-Universum singen? Alben nachkaufen, aber sofort!

Shai Hulud - That Within Blood Ill-Tempered
Kaum eine Band aus dem Genre-Universum fasziniert mich bis heute so sehr, wie diese Gruppe. Diese unzählbaren Minimelodien, die die Gitarren durch's Unterholz schicken. Diese Haken schlagende Rhythmusgruppe, die, wenn sie will, im Sekundentakt von alter zu neuer Schule wechselt und noch eine kurzes Maiden-Lick dazwischen quetscht. Ihr wichtigstes Album ist genau dieses. Es hat den dritten Sänger bei 4 Alben. Der eher unbekannte Geert Van Der Veelde komplettiert den Haufen aber derart effizient, dass selbst das eigentliche Original (und späterer Rückkehrer) Chad Gilbert dagegen verblasst. So melodisch und vor allem stringent, wie aus einem Guss, waren sie vorher und danach nie wieder. Und das obwohl jedes Album echt verflucht gut ist! Hier stimmte alles. Auch für alle Leute um mich herum.

Every Time I Die - Hot Damn!
Ja verdammt! Scheissen wir mal drauf, dass ETID über die Jahre immer besser wurden in Sachen Songwriting, Produktion und überhaupt. Das hier war die rohe, ungefilterte Version von allem was danach kommen sollte. Die erste EP war ungelenker Metalcore, der ein bisschen wie die frühen Sachen von Between The Buried And Me klang. Das Debüt "Last Night In Town" war dann schon fokussierter und nah dran, aber erst "Hot Damn!" macht ETID zur Südstaaten-Version der ganzen Nummer hier. Dabei hab ich das bei Erstkontakt bis zu Track 3 "I Been Gone A Long Time" gar nicht kapiert. Bis dahin war das schön chaotischer Metalcore. Und plötzlich kommt die Kuhglocke, ein Riff direkt aus irgendeinem Sumpf am Mississippi und ein croonender Keith Buckley. Boah, hab ich gegrooved. Übrigens "Floater" ist bis heute eine ahnungslos machende Moshpit-Bombe. Für das Video zu "Ebolarama" haben sie ein paar HC-Kids in einer Roller-Skate-Arena Runden um sie drehen lassen. Ferret muss nur Spass mit denen gehabt haben.

Atreyu - The Curse
Es ist für mich etwas schwierig einzuordnen, weil "The Curse" verhältnismässig spät für die bei uns schon in alle Himmelsrichtungen tendierende Szene kam. "Suicide Notes And Butterfly Kisses", der Vorgänger, sowie die "Fractures In The Facade Of Your Beauty"-EP spielten eine viel grössere Rolle. Trotzdem kann man nicht abstreiten, dass "The Curse" eine Breitwand-Version davon war. Vor allem war es eins: Hittig. Die Clean-Parts in "Bleeding Mascara", "Right Side Of The Bed" und meinem Liebling von der Platte, "The Crimson", waren einfach einige Level über der Konkurrenz. Es war schwer sich dem zu entziehen. Übrigens finde ich den direkten Nachfolger genauso gut, vielleicht sogar einen Hauch besser. Aber "The Curse" hat mit Sicherheit am Meisten eingeschlagen.
Drunken Third
Inhaltlich kommt da noch was von mir; ich wollte nur mal kurz einwerfen, wie absurd gut und passend das Line-Up des Furnace Fest hier rein passt:



Ich kann immer noch nicht entscheiden, ob das jetzt Satire oder ernst ist. Ich meine, come on. Das ist ungefähr das beste Line Up aller Zeiten. Neben den ganzen Metalcorebands (Hallo? Da sind doch quasi ALLE aus der Liste dabei!) noch dieser Lieblingsbandalarm mit Converge, Hot Water Music, Face To Face, Taking Back Sunday, Touché Amoré, Mineral, Boysetsfire, Shai Hulud, ...
Ich kann nicht mehr.

Zuletzt geändert von Drunken Third